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32. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

24.09. - 27.09.2015, Oldenburg

Sprachverstehen nach kindlicher CI-Versorgung – Langzeitergebnisse aus den Anfangsjahren der CI-Versorgung

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Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 32. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Oldenburg, 24.-27.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc47

doi: 10.3205/15dgpp22, urn:nbn:de:0183-15dgpp228

Published: September 7, 2015

© 2015 Kirchner et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Mit Einführung der kindlichen CI-Versorgung zu Beginn der 90er Jahre in Deutschland wurden die Weichen für eine neue Qualität der Versorgung hörgeschädigter Kinder gestellt. Im Vergleich zu aktuellen Standards erfolgte die Implantation prälingual ertaubter Kinder in der Regel zu einem späteren Versorgungszeitpunkt. Zudem wurden perilingual hochgradig hörgeschädigte Kinder mit insuffizientem Hör-Spracherwerb oft spät von konventionellen Hörsystemen auf ein CI umversorgt.

Material und Methoden: Im Rahmen einer Langzeituntersuchung wurde das Sprachverständnis von 44 Kindern retrospektiv untersucht, welche von den Anfängen der Cochlea-Implantation in Dresden 1994 bis 2004 am Sächsischen Cochlear Implant Centrum mit einem CI versorgt wurden. Die Kinder waren zum Zeitpunkt der OP zwischen 1 und 8 Jahren alt. Für die Auswertung wurden die Kinder nach ihrem Alter zum OP-Zeitpunkt in 3 Gruppen (I: 1–2 Jahre, II: 3–4 Jahre und III: 5–8 Jahre) eingeteilt, um den Spracherwerb abhängig vom Versorgungsalter beurteilen zu können. Einbezogen wurde das Sprachverständnis, beurteilt mit dem Freiburger Einsilbertest, bei 65 dB und 80 dB Sprachschallpegel nach mehrjähriger Tragedauer des CI (im Mittel 102 Monate) und definitiv abgeschlossener 3-jähriger Hör-Sprach-Rehabilitation.

Ergebnisse: Im Freiburger Einsilber-Test wurde durchschnittlich ein Sprachverständnis von 29,4% bei 65 dB und 48,5% bei 80 dB erreicht. Dabei ließen sich signifikante altersabhängige Unterschiede im Zugewinn des Sprachverständnisses bei 80 dB zwischen der Gruppe I und Gruppe III (54,1% vs. 32,8%; p<0,05) eruieren. Dies konnte ebenso bei 65 dB zwischen Gruppe I und Gruppe III (33,8% vs. 20,7%; p<0,05) signifikant nachgewiesen werden.

Fazit: Die Anfangsjahre der Cochlea-Implantation waren geprägt von einer hohen Heterogenität der CI-versorgten Kinder mit später Sprachentwicklung. Im Vergleich zu heutigen Standards zeigten sich dennoch bereits Ergebnisse des Sprachverständnisses, die einen prinzipiellen Zugang zur lautsprachlichen Kommunikation erlauben. Auch die Beachtung des Lebensalters zum Implantationszeitpunkt belegt für diese Patientengruppe den Benefit einer zeitigen CI-Versorgung.


Text

Einleitung

Mit Einführung der kindlichen CI-Versorgung zu Beginn der 90er Jahre in Deutschland wurden die Weichen für eine neue Qualität der Versorgung hörgeschädigter Kinder gestellt. Im Vergleich zu aktuellen Standards erfolgte die Implantation prälingual ertaubter Kinder in der Regel zu einem späteren Versorgungszeitpunkt. Zudem wurden perilingual hochgradig hörgeschädigte Kinder mit insuffizientem Hör-Spracherwerb oft spät von konventionellen Hörsystemen auf ein CI umversorgt.

Patienten und Methoden

Im Rahmen einer Langzeituntersuchung wurde das Sprachverständnis von 44 Kindern retrospektiv untersucht, welche von den Anfängen der Cochlea-Implantation in Dresden 1994 bis 2004 am Sächsischen Cochlear Implant Centrum mit einem CI versorgt wurden. Die Kinder waren zum Zeitpunkt der OP zwischen 1 und 8 Jahren alt. Für die Auswertung wurden die Kinder nach ihrem Alter zum OP-Zeitpunkt in 3 Gruppen (I: 1–2 Jahre, II: 3–4 Jahre und III: 5–8 Jahre) eingeteilt, um den Spracherwerb abhängig vom Versorgungsalter beurteilen zu können. Einbezogen wurde das Sprachverständnis, beurteilt mit dem Freiburger Einsilbertest, bei 65 dB und 80 dB Sprachschallpegel nach mehrjähriger Tragedauer des CI (im Mittel 102 Monate) und definitiv abgeschlossener 3-jähriger Hör-Sprach-Rehabilitation.

Ergebnisse

Im Freiburger Einsilber-Test wurde durchschnittlich ein Sprachverständnis von 29,4% bei 65 dB und 48,5% bei 80 dB erreicht. Dabei ließen sich signifikante altersabhängige Unterschiede im Zugewinn des Sprachverständnisses bei 80 dB (Abbildung 1 [Abb. 1]) zwischen der Gruppe I und Gruppe III (54,1% vs. 32,8%; p<0,05) eruieren. Dies konnte ebenso bei 65 dB (Abbildung 2 [Abb. 2]) zwischen Gruppe I und Gruppe III (33,8% vs. 20,7%; p<0,05) signifikant nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung

Die Anfangsjahre der Cochlea-Implantation waren geprägt von einer hohen Heterogenität der CI-versorgten Kinder mit später Sprachentwicklung. Im Vergleich zu heutigen Standards zeigten sich dennoch bereits Ergebnisse des Sprachverständnisses, die einen prinzipiellen Zugang zur lautsprachlichen Kommunikation erlauben. Auch die Beachtung des Lebensalters zum Implantationszeitpunkt belegt für diese Patientengruppe den Benefit einer zeitigen CI-Versorgung.