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31. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP) zusammen mit dem 5. Pädakustiker-Symposium der Akademie für Hörgeräte-Akustik

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

18.09. - 21.09.2014, Lübeck

Multizentrisches Online-Benchmarking im Neugeborenenhörscreening – ein Angebot

Postervortrag

  • corresponding author presenting/speaker Peter Matulat - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • author Sebastian Stroe - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • author Antoinette am Zehnhoff-Dinnesen - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. Akademie für Hörgeräte-Akustik. 31. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP) zusammen mit dem 5. Pädakustiker-Symposium der Akademie für Hörgeräte-Akustik. Lübeck, 18.-21.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocP6

doi: 10.3205/14dgpp23, urn:nbn:de:0183-14dgpp238

Published: September 2, 2014

© 2014 Matulat et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Benchmarking ist ein Instrument des Qualitätsmanagements, bei dem durch den kontinuierlichen Vergleich von Kennzahlen die eigene Leistungsfähigkeit verbessert werden kann.

In Westfalen-Lippe wurde 2009 ein auf Quartals- und Jahreskennzahlen basierendes Benchmarking für die teilnehmende Geburtseinrichtungen aufgebaut, bei dem jeder Einsender seine Kennzahlen im Vergleich zu den anonymisierten Daten der anderen Krankenhäuser betrachten kann.

Ab Sommer 2014 wird das Angebot eines den Einzugsbereich einzelner Hörscreeningzentralen (HSZ) übergreifenden Benchmarkings mit zunächst 14 Kennzahlen zur Verfügung stehen. Zum Start werden sich etwa 120 Krankenhäuser aus drei HSZ beteiligen.

Material und Methoden: Die Software wird als nicht kommerzielle und leicht zu erweiternde Plattform betrieben, um

1.
bei vergleichbaren Auswertungsmethoden einen Vergleich über HSZ hinweg zu ermöglichen oder
2.
ein Benchmarking nur innerhalb der Krankenhäuser einer HSZ zuzulassen, wenn die Vergleichbarkeit der Daten nur in diesem Rahmen gegeben ist.

Für jede HSZ kann konfiguriert werden, welche Kennzahlen für den Vergleich berücksichtigt werden sollen. Die Verwaltung der Stammdaten und Rechte ist zentral organisiert. Die statistische Analyse der Kennzahlen erfolgt auf der Grundlage aggregierter Mess- und Qualitätsparameter pro Krankenhaus. Nach Rücksprache mit den Herstellern ist dies grundsätzlich aus allen Trackingprogrammen (z.B. AUDIO_SC/pathTrack von PATH medical, NHS-Client/NHS-Tracker von Prof. Linder und NHS-MON von NENASERV) heraus möglich. Als automatisierte Lösung ist es im Auswertungsprogramm NHS-Statistik zur Trackingsoftware von PATH medical bereits implementiert.

Für jedes Krankenhaus erscheint das Benchmarking als Angebot der eigenen HSZ mit der Option – wenn freigeschaltet – sich zusätzlich mit bereichsfremden Krankenhäusern zu vergleichen.

Die Software wurde als MySQL-Datenbank mittels amCharts in PHP und Javascript und dem Framework jQuery realisiert. Der Zugriff erfolgt mittels Authentifizierung. Die Daten werden aus den HSZ pseudonymisiert über gesicherte Verbindungen übertragen. Erst nach einem Login werden diese mit den verschlüsselten Stammdaten des Krankenhauses kombiniert. Die Daten wurden bestmöglich gegen unterschiedliche Angriffsmethoden geschützt.


Text

Hintergründe

Benchmarking ist ein vergleichsweise einfaches Instrument des Qualitätsmanagements, bei dem durch einen systematischen und kontinuierlichen Prozess der Gegenüberstellung von eigenen Kennzahlen mit denen Anderer die eigene Leistungsfähigkeit verbessert werden kann.

Im Neugeborenenhörscreening in Westfalen-Lippe wurde bereits 2009 ein kontinuierliches, auf Quartalszahlen basierendes, externes Online-Benchmarking für die teilnehmenden Geburtseinrichtungen aufgebaut [1], bei dem die eigenen Kennzahlen mit den anonymisierten Daten anderer Krankenhäuser verglichen werden können.

Im Zusammenhang mit der multizentrischen Auswertung von Screeningdaten aus mehreren Bundesländern [2] wurde die Idee eines multizentrischen, d.h. Hörscreeningzentralen-übergreifenden Benchmarkings geboren.

Die hier vorgestellte Software wird von den Autoren als nicht kommerzielle Plattform betrieben und ab dem 3. Quartal diesen Jahres Interessierten zur kostenlosen Nutzung zur Verfügung gestellt. Sie ist als einfach zu erweiterndes Framework aufgebaut, um den Herstellern der verschiedenen Trackingsoftwarelösungen (AUDIO_SC/pathTrack von PATH medical, NHS-Client/NHS-Tracker von Prof. Linder und NHS-MON von NENASERV) auf Wunsch ihrer Kunden eine leicht zu implementierende Anbindung zu ermöglichen.

Das Framework übernimmt dabei primär die Funktionen eines sicheren Logins für die Krankenhäuser und die grafische Darstellung sowie die Verwaltung der anzuzeigenden Kennzahlen. Zusammen mit der Fähigkeit der Gruppenbildung erlaubt es den Hörscreeningzentralen,

1.
ohne eigenen Entwicklungsaufwand ein eigenes Benchmarking für die mit ihnen verbundenen Geburtseinrichtungen anzubieten und
2.
bei vergleichbaren Daten ein Benchmarking ausgesuchter Kennzahlen über die Grenzen des eigenen Projektes hinaus.

Technische Umsetzung

Die Verwaltung der Stammdaten und Rollen für die Verwaltung (Administrator), die Hörscreeningzentralen (Superuser) und die Krankenhäuser (User) ist zentral organisiert und wird von den Autoren übernommen. Die Erzeugung der für das Benchmarking benötigten Kennzahlen eines Krankenhauses erfolgt auf der Grundlage aggregierter Mess- und Qualitätsparameter durch die jeweiligen Hörscreeningzentralen mit Hilfe der dort eingesetzten Trackingsoftware quartals- und jahresweise.

Die Übergabe der Kennzahlen pro Krankenhaus an die Benchmarking-Datenbank kann direkt aus der Trackingsoftware erfolgen, wie dies zum Beispiel in der Auswertungssoftware NHS-Statistik zur Trackingsoftware AUDIO_SC/pathTrack von path medical bereits implementiert wurde. Grundsätzlich sollte dies ohne großen Aufwand auch aus anderen Trackingsoftwarelösungen möglich sein. Mit den Herstellern sind die Autoren diesbezüglich im Gespräch.

Jede Hörscreeningzentrale kann individuell festlegen, welche Indikatoren für die mit ihnen verbundenen Krankenhäuser berücksichtigt werden sollen und welche Krankenhäuser Zugriff auf das Onlinebenchmarking haben.

Für jedes sich einwählende Krankenhaus erscheint das Benchmarking zunächst als Benchmarking der eigenen Hörscreeningzentrale mit der Option - wenn von der Hörscreeningzentrale freigeschaltet - sich zusätzlich auch mit anderen Kliniken aus anderen Hörscreeningzentralen zu vergleichen.

Die Onlinepräsentation wurde unter Verwendung der Open-Source Datenbank MySQ in PHP und Javascript mit den Bibliotheken amCharts, sowie jQuery, JQuery Validation Plugin (Jörn Zaefferer) und SimpleModal (Eric Martin) realisiert. Der Zugriff erfolgt mittels Authentifizierung über die Webseite des Benchmarkings oder auf Wunsch über Links auf den Webseiten der einzelnen Hörscreeningzentralen. Ein Demozugang mit vollständig anonymisierten Daten steht zur Verfügung.

Die Daten zu den Indikatoren werden aus den Hörscreeningzentralen ausschließlich pseudonymisiert und über gesicherte Verbindungen an die Datenbank übertragen. Die Rollen der Beteiligten und der Datenfluss sind in Abbildung 1 [Abb. 1] dargestellt.

Erst nach einem Login einer spezifischen Klinik werden die Daten mit den verschlüsselten Stammdaten der Klinik kombiniert. Es wurde bei der Entwicklung großer Wert darauf gelegt, das Login und die Anwendung gegen zahlreiche Angriffsmethoden zu schützen (z.B. Brute-Force-Angriffe, Session Hijacking oder SQL-Injections).

Implementiert sind zur Zeit 15 Kennzahlen (z.B. Anteil der kontrollbedürftigen Befunde, durchschnittliche Zeit zwischen Geburt und Erstscreening in Tagen, Anteil der vor dem 4. Lebenstag gescreenten Kinder).

In zwei Drop-Down-Menüs können der Berichtszeitraum (Quartale oder ganze Jahre) sowie die darzustellende Kennzahl gewählt werden. Im Anzeigefenster erscheint dann ein Balkendiagramm mit nach Qualität von links nach rechts geordneten anonymisierten Einsendern, wobei die eigene Geburtsklinik farblich hervorgehoben wird (Abbildung 2 [Abb. 2]).

Zusätzlich werden der Durchschnitt und die ggf. vorhandene gesetzliche Vorgabe zu diesem Parameter in die Grafik eingeblendet.

Weiterhin stehen eine Darstellung der relativen Position und des Trends bezüglich der gewählten Kennzahl sowie eine Übersicht aller Kennzahlen der eigenen Klinik in Tabellenform zur Verfügung.


Literatur

1.
Matulat P, Stroe S, am Zehnhoff-Dinnesen A. Qualitäts-Benchmarking für Geburtskliniken im Neugeborenenhörscreening. In: Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 27. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Aachen, 17.-19.09.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dgppP02. DOI: 10.3205/10dgpp06 External link
2.
Matulat P, Fabian S, Köhn A, Spormann-Lagodziski M, Lang-Roth R, Rissmann A, Gross M, am Zehnhoff-Dinnesen A. Ergebnisqualität im universellen Neugeborenen-Hörscreening: Multizentrische Analyse von Daten der Jahre 2009 bis 2012 aus 4 Bundesländern. HNO. 2014;62(3):171-9. DOI: 10.1007/s00106-013-2817-x External link