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30. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

20.09. - 22.09.2013, Bochum

Evidenzbasierte Therapie von Stimmstörungen*

Vortrag

  • corresponding author presenting/speaker Katrin Neumann - Abt. für Phoniatrie und Pädaudiologie, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, St. Elisabeth-Hospital, Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • Harald A. Euler - Abt. für Phoniatrie und Pädaudiologie, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, St. Elisabeth-Hospital, Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • Víctor Osma-Ruiz - Dep. Ingeniería de Circuitos y Sistemas, Escuela Universitaria de Ingeniería Técnica de Telecomunicación, Universidad Politécnica de Madrid, Spanien
  • Nicolás Sáenz-Lechón - Dep. Ingeniería de Circuitos y Sistemas, Escuela Universitaria de Ingeniería Técnica de Telecomunicación, Universidad Politécnica de Madrid, Spanien
  • Juana M. Gutiérrez-Arriola - Dep. Ingeniería de Circuitos y Sistemas, Escuela Universitaria de Ingeniería Técnica de Telecomunicación, Universidad Politécnica de Madrid, Spanien
  • Rubén Fraile - Dep. Ingeniería de Circuitos y Sistemas, Escuela Universitaria de Ingeniería Técnica de Telecomunicación, Universidad Politécnica de Madrid, Spanien

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 30. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Bochum, 20.-22.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocHV11

doi: 10.3205/13dgpp69, urn:nbn:de:0183-13dgpp691

Published: September 5, 2013

© 2013 Neumann et al.
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Zusammenfassung

Wie viele medizinische Prozeduren, so geraten auch die Therapien von Stimmstörungen zunehmend unter den Zwang ihres Effektivitätsnachweises. In Deutschland gängige Stimmtherapien erscheinen oft extensiv, langdauernd und wenig effektiv. Entsprechend eines Cochrane-Reviews zur Effektivität von Therapien funktioneller Dysphonien sind weder direkte noch indirekte Stimmtherapien allein langfristig wirksam, sondern lediglich Kombinationen aus direkten und indirekten Therapieelementen [1]. Dies wurde in einem spanisch-deutschen, DAAD-geförderten Projekt berücksichtigt, in dem ein Stimmtherapiekonzept entwickelt wurde, das folgenden Konstituenten beinhaltet: ein zehntägiges tägliches Intensivtraining, durchgeführt in Kleingruppen, das vorwiegend an einer Verbesserung von Resonanz- und Stimmsitz arbeitet, sowie ein computerfeedbackgestütztes heimisches Training. Eine Therapiestudie, durchgeführt mit 20 Patienten mit Stimmstörungen unterschiedlicher Genese zeigte (1) hochsignifikante prä-posttherapeutische Verbesserungen mit hohen Effektstärken in fast allen perzeptiven Parametern (GRBAS-Skala) sowie tendenzielle Verbesserungen in den (2) selbstperzeptiven (Voice-Handicap-Index) und (3) einigen akustischen Parametern. Ein Vergleich von Fall- (Computerprogramm für heimisches Üben) und Kontrollgruppe (ohne Computerfeedback) belegte zudem die zusätzliche Effektivitätssteigerung durch die neu entwickelte Übungssoftware.

Es wird vorgeschlagen, im deutschen Sprachraum angewendete Stimmtherapiekonzepte besser auf ihre Evidenz zu untersuchen. Stimmtherapien benötigen standardisierte Methoden, die manualgerecht durchgeführt werden und durch regelmäßige prä- und posttherapeutische Erhebungen objektiver (akustischer), perzeptiver und selbstperzeptiver Maße langfristig auf ihre Effektivität hin überprüft werden.

*Projektförderung durch den DAAD, deutsch-spanisches Projekt “Software tools for real-time feedback in voice therapy”, Förderkennzeichen 50750387


Text

Wie viele medizinische Prozeduren, so geraten auch die Therapien von Stimmstörungen zunehmend unter den Zwang ihres Effektivitätsnachweises. In Deutschland gängige Stimmtherapien erscheinen oft extensiv, langdauernd und wenig effektiv. Entsprechend eines Cochrane-Reviews zur Effektivität von Therapien funktioneller Dysphonien sind weder direkte noch indirekte Stimmtherapien allein langfristig wirksam, sondern lediglich Kombinationen aus direkten und indirekten Therapieelementen [1].

Dies wurde in einem spanisch-deutschen, DAAD-geförderten Projekt berücksichtigt, in dem ein Stimmtherapiekonzept entwickelt wurde, das folgenden Konstituenten beinhaltet: ein zehntägiges tägliches Intensivtraining, durchgeführt in Kleingruppen, das vorwiegend an einer Verbesserung von Resonanz- und Stimmsitz arbeitet, sowie ein computerfeedbackgestütztes heimisches Training.

Eine Therapiestudie, durchgeführt mit 20 Patienten mit Stimmstörungen unterschiedlicher Genese zeigte (1) hochsignifikante prä-posttherapeutische Verbesserungen mit hohen Effektstärken in fast allen perzeptiven Parametern (GRBAS-Skala) (Tabelle 1 [Tab. 1]) sowie tendenzielle Verbesserungen in den (2) selbstperzeptiven (Voice-Handicap-Index) und (3) einigen akustischen Parametern.

Die mittels t-Tests unabhängiger Stichproben errechneten Mittelwertsunterschiede der prä-posttherapeutischen Verbesserungen der perzeptiven Parameter zwischen den Gruppen mit (N=10) und ohne Software (N=10) belegen, dass die Nutzung der Übungssoftware einen zusätzlichen positiven Effekt mit sich bringt (Tabelle 2 [Tab. 2]).

Wir regen an, im deutschen Sprachraum angewendete Stimmtherapiekonzepte besser auf ihre Evidenz zu untersuchen. Stimmtherapien benötigen standardisierte Methoden, die manualgerecht durchgeführt und durch regelmäßige prä- und posttherapeutische Erhebungen objektiver (akustischer), perzeptiver und selbstperzeptiver Maße langfristig auf ihre Effektivität geprüft werden.

*Projektförderung durch den DAAD, deutsch-spanisches Projekt “Software tools for real-time feedback in voice therapy”, Förderkennzeichen 50750387


Literatur

1.
Ruotsalainen JH, Sellman J, Lehto L, Jauhiainen M, Verbeek JH. Interventions for treating functional dysphonia in adults. Cochrane Database Syst Rev. 2007;(3):CD006373. DOI: 10.1002/14651858.CD006373.pub2 External link