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Rezeptive und expressive musikalische Teilleistungsstörungen nach cerebralem Insult im Mediastromgebiet
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Published: | September 5, 2013 |
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Zusammenfassung
Hintergrund: Spezifische Ausfallserscheinungen sensorischer und motorischer Fähigkeiten nach geringgradigen umschriebenen Hirnläsionen werden häufig nicht erkannt. Dabei empfinden die betroffenen Patienten beispielweise eine Minderung der musikalischen Hörwahrnehmung oder Ausdrucksfähigkeit (Amusie) nicht selten als deutliche Einschränkung ihrer Lebensqualität. Ziel der vorliegenden Studie war eine Differenzierung der unterschiedlichen Teilleistungsstörungen und die Etablierung eines klinischen Tests.
Material und Methoden: Insgesamt wurden 30 Schlaganfallpatienten (18 f/12 m) mit einer umschriebenen Läsion im Mediastromgebiet (16 re/14 li) untersucht und in ihren Leistungen mit 30 Normalprobanden verglichen. In einem rezeptiven Test wurden jeweils 18 Doppel-Sequenzen für die musikalischen Bereiche Tonhöhen-, Melodie-, Rhythmus- und Metrumempfindung präsentiert, welche vom Probanden als gleich oder ungleich eingeteilt werden mussten. In einem expressiven Test sollten die Probanden 18 vorgespielte rhythmische Sequenzen mit einem Klangholz aktiv reproduzieren und 18 kurze melodische Abfolgen mit Hilfe eines Xylophons (15 Probanden) nachspielen oder Nachsingen (15 Probanden). Dafür wurden die Tonabfolgen individuell vom Untersucher der mittleren Stimmlage der Probanden angepasst. Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer univariaten Varianzanalyse (ANOVA) statistisch evaluiert.
Ergebnisse: Sowohl die rezeptiven als auch die expressiven Ergebnisse zeigten keine Abhängigkeit bezüglich der Läsionsseite. Die Schlaganfallpatienten zeigten in allen Untertests signifikant schlechtere Leistungen als die Normalprobanden (p<.001). Sowohl rezeptiv als auch expressiv zeigten melodische Tests schlechtere Ergebnisse als rhythmische Tests (p<.001). Die expressiven Leistungen beim Singen waren deutlich besser als beim instrumentalen Nachspiel (p=.023).
Diskussion: Die Ergebnisse zeigen eindeutig die Notwendigkeit einer umfangreichen neuropsychologischen Testung nach Schlaganfällen. Die positive rehabilitative Einflussnahme insbesondere auf feinmotorische Leistungen konnte in aktuellen Studien belegt werden und sollte, unterstützt durch die Ergebnisse der vorliegenden Studie, im musiktherapeutischen Bereich ergänzt werden.
Text
Hintergrund
Spezifische Ausfallserscheinungen sensorischer und motorischer Fähigkeiten nach geringgradigen umschriebenen Hirnläsionen werden häufig nicht erkannt. Dabei empfinden die betroffenen Patienten beispielweise eine Minderung der musikalischen Hörwahrnehmung oder Ausdrucksfähigkeit (Amusie) nicht selten als deutliche Einschränkung ihrer Lebensqualität. Bisher fehlten jedoch entsprechende Testverfahren, um eine Untersuchung nach dem Insult durchzuführen. Ziel der vorliegenden Studie war eine Differenzierung der unterschiedlichen rezeptiven und expressiven Teilleistungsstörungen und die Etablierung eines klinischen Tests.
Material und Methoden
Insgesamt wurden 30 Schlaganfallpatienten (18 f/12 m) mit einer umschriebenen Läsion im Mediastromgebiet (16 re/14 li) untersucht und in ihren Leistungen mit 30 Normalprobanden verglichen. In einem rezeptiven Test wurden jeweils 18 Doppel-Sequenzen für die musikalischen Bereiche Tonhöhen-, Melodie-, Rhythmus- und Metrumempfindung präsentiert, welche vom Probanden als gleich oder ungleich eingeteilt werden mussten. Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer univariaten Varianzanalyse (ANOVA) statistisch evaluiert. In einem expressiven Test sollten die Probanden 18 vorgespielte rhythmische Sequenzen mit einem Klangholz aktiv reproduzieren und 18 kurze melodische Abfolgen mit Hilfe eines Xylophons (15 Probanden) nachspielen oder Nachsingen (15 Probanden). Dafür wurden die Tonabfolgen individuell vom Untersucher der mittleren Stimmlage der Probanden angepasst. Die Ergebnisse der expressiven Testung wurden von 3 Gesangspädagogen bezüglich der Korrektheit in einem 3 Punkte-Score eingeordnet und ebenfalls mit einer ANOVA statistisch evaluiert.
Ergebnisse
Sowohl die rezeptiven als auch die expressiven Ergebnisse zeigten keine Abhängigkeit bezüglich der Läsionsseite. Die Schlaganfallpatienten zeigten in allen Untertests signifikant schlechtere Leistungen als die Normalprobanden (p<.001). Sowohl rezeptiv als auch expressiv zeigten melodische Tests schlechtere Ergebnisse als rhythmische Tests (p<.001). Die expressiven Leistungen beim Singen waren deutlich besser als beim instrumentalen Nachspiel (p=.023).
Diskussion
Die Ergebnisse zeigen eindeutig die Notwendigkeit einer umfangreichen neuropsychologischen Testung nach Schlaganfällen. Insbesondere aufgrund ihres Einflusses auf die psycho-emotionale Stabilität müssen rezeptive und expressive musikalische Teilleistungsstörungen erkannt werden. Die positive rehabilitative Einflussnahme insbesondere auf feinmotorische Leistungen konnte in aktuellen Studien belegt werden und sollte, unterstützt durch die Ergebnisse der vorliegenden Studie, im Rahmen eines musiktherapeutischen Konzeptes etabliert werden. Als Weiterentwicklung sollten rezeptive und expressive Amusie-Tests kombiniert und für den klinischen Einsatz am Patientenbett optimiert werden.