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30. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

20.09. - 22.09.2013, Bochum

Sind orofaziale Spaltbildungen von unterschiedlicher genetischer Entität?

Vortrag

  • corresponding author presenting/speaker Rudolf Reiter - Sektion für Phoniatrie und Pädaudiologie der HNO Univ.-Klinik Ulm, Ulm, Deutschland
  • author Stephan Haase - Abteilung für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Universität Ulm, Ulm, Deutschland
  • author Walther Vogel - Institute für Humangenetik, Universität Ulm, Ulm, Deutschland
  • author Elisabeth Smith - Sektion für Phoniatrie und Pädaudiologie der HNO Univ.-Klinik Ulm, Ulm, Deutschland
  • author Sibylle Brosch - Sektion für Phoniatrie und Pädaudiologie der HNO Univ.-Klinik Ulm, Ulm, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 30. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Bochum, 20.-22.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocV11

doi: 10.3205/13dgpp23, urn:nbn:de:0183-13dgpp231

Published: September 5, 2013

© 2013 Reiter et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Orofaziale Spaltbildungen können in durchgängige Spalten des Gaumens (GS), der Lippe und/oder des Gaumens (Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, L/KG) oder in submuköse Gaumenspalten (SMGS) unterteilt werden. Eine systematische Aufarbeitung des genetischen Ursprungs liegt bisher nicht vor.

Material und Methoden: Es erfolgte eine Erhebung der Familienanamnese hinsichtlich des Vorliegens möglicher Spaltbildungen (bis Angehörige 2° Grades mittels der Bestimmung des Wiederholungsrisikos durch Cohens ĸ) und die Erfassung der Assoziation von 12 Kandidatengenen (23 Einzelgenmutationen, sog. SNPs) bei 26 Patienten mit einer GS, bei 72 Patienten mit einer L±KG und bei 103 Patienten mit einer SMGS. Die Allelfrequenzen wurden mit 279 gesunden Kontrollen verglichen.

Ergebnisse: Es fand sich überzufällig häufig das Auftreten eines bestimmten Spalttyps bei positiver Familienanamnese. Alle 3 Spalttypen waren mit unterschiedlichen Genen assoziiert: L/KG mit ALX3 und PDGFC, GS mit MSX und SMGS mit TGFB3 und MN1.

Diskussion: Die Familienanamnese und die beobachteten Assoziationen von Phenotyp und Genotyp geben Hinweise, dass es sich bei L/KG, GS und SMGS um Spalttypen unterschiedlichen genetischen Ursprungs handelt.


Text

Grundlage

Orofaziale Spaltbildungen können in durchgängige Spalten der Lippe (L), des Gaumens (GS), der Lippe und/oder des Gaumens (Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, L/KG) oder in submuköse Gaumenspalten (SMGS) unterteilt werden. Eine systematische Aufarbeitung des genetischen Ursprungs liegt bisher nicht vor.

Methode

Es erfolgte eine Erhebung der Familienanamnese hinsichtlich des Vorliegens möglicher Spaltbildungen (bis Angehörige 2° Grades mittels der Bestimmung des Wiederholungsrisikos durch Cohens ĸ). Ferner wurde die Assoziation von 23 Einzelgenmutationen, sog. SNPs in 12 Kandidatengenen bei 26 Patienten mit einer GS, bei 72 Patienten mit einer L±KG (10 L und 62 LKG) und bei 103 Patienten mit einer SMGS erfasst. Die Allelfrequenzen wurden mit 279 gesunden Kontrollen verglichen. Die folgenden Kandidatengene wurden hierbei untersucht: ADH1C, ALX3, ETV5, FGFR1, IRF6, MN1, MSX1, MTHFR, PDGFC, TGFA, TGFB3, TBX22.

Ergebnisse

Es fand sich überzufällig häufig das Auftreten eines bestimmten Spalttyps bei positiver Familienanamnese, speziell bei Familienangehörigen 1. Grades (Cohens ĸ=0.83, CI 95% 0.65–1.0). Alle 3 Spalttypen waren mit unterschiedlichen Genen assoziiert: L/KG mit ALX3 und PDGFC, GS mit MSX und SMGS mit TGFB3 und MN1.

Fazit

Die Familienanamnese und die beobachteten Assoziationen von Phenotyp und Genotyp geben in dieser Pilotstudie Hinweise, dass es sich bei L/KG, GS und SMGS um Spalttypen unterschiedlichen genetischen Ursprungs handelt.