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Voice Handicap Index (VHI): Outcome-Parameter der stationären Stimmrehabilitation
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Published: | September 12, 2003 |
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Zusammenfassung
Die Qualitätssicherung erfordert auch im Fachgebiet Phoniatrie Leitlinien und definierte Outcome-Parameter, sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich. In dieser Studie wurde geprüft, ob sich Erfolge der stationären Stimmrehabilitation mit dem im amerikanischen Umfeld entwickelten VHI abbilden lassen. Insgesamt wurden 39 Patienten (32 Frauen, 7 Männer; Alter: 26 bis 61 (43 ± 16) Jahre), die sich unter nicht onkologischen Diagnosen einer stationären Stimmrehabilitation in der Abteilung Phoniatrie des Klinikums Bad Gögging unterzogen, zu Behandlungsbeginn und 3 Monate danach mittels einer deutschen Version des Voice Handicap Index (VHI) befragt. Aus den analysierten Daten ließen sich folgende relevante Aussagen gewinnen: In über 80% der Fälle lässt sich mit dem VHI eine Besserung des stimmbezogenen Befindens des Patienten darstellen. Besondere psychische Faktoren, wie z.B. Anpassungsstörungen, wurden durch den VHI nicht erfasst, auch war eine differenzierte sozialmedizinische Aussage zur beruflichen Belastbarkeit nicht möglich. Der VHI deckt also wichtige Aspekte der Stimmbeurteilung ab, sollte aber durch Angaben wie z.B. berufsspezifische Aspekte ergänzt werden.
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Hintergrund
Die Ressourcenallokation im Gesundheitswesen wird aus ökonomischen Gründen und mit dem Ziel der Qualitätsverbesserung nach zunehmend strengeren Kriterien bestimmt. Solche sind z.B. evidenzbasierte Leitlinien und definierte Outcome-Parameter. Wegen der Belastung der sozialen Sicherungssysteme wird es zu einer Vereinheitlichung der Kriterien für die ambulante und stationäre akutmedizinische Behandlung und für die Rehabilitation kommen müssen. In dieser Studie prüften wir, ob sich die Erfolge der Stimmrehabilitation in der Abteilung Phoniatrie am Klinikum Bad Gögging mit dem im amerikanischen Umfeld entwickelten validierten VHI [Ref. 1] abbilden lassen und ob sich Effektivität in der stationären Stimmrehabilitationsarbeit in dieser Weise belegen lässt.
Probanden und Methoden
Insgesamt wurden 39 deutschsprachige Patienten (32 Frauen, 7 Männer; Alter: 26 bis 61 (43 ± 16) Jahre), die sich unter nicht onkologischen Diagnosen einer stationären Stimmrehabilitation in der Abteilung Phoniatrie des Klinikums Bad Gögging unterzogen, zu Behandlungsbeginn und 3 Monate danach mittels einer deutschen Version des Voice Handicap Index (VHI), welche von der Abt. Phoniatrie und Pädaudiologie des Universitätsklinikums Erlangen übersetzt und zur Verfügung gestellt wurde, befragt. Aufgrund der nosologischen Heterogenität der Gruppe der Patienten mit nicht funktionellen Störungen werden hier nur die Patienten mit funktionellen Störungen dargelegt.
Alle Probanden wurden gemäß Konsensuspapier der European Laryngological Society von einem erfahrenem Phoniater untersucht.
Die Daten wurden mit Hilfe von Microsoft Exel® und des MATLAB® Softwarepaketes ausgewertet.
Verglichen wurden die Daten des VHI vor und 3 Monate nach Therapie je Patient in den o.g. Diagnosegruppen. Zur Auswertung wählten wir den Wilcoxon-Test für gepaarte Stichproben.
Ergebnisse
In über 80% der Fälle ließ sich mit dem VHI eine Besserung des stimmbezogenen Befindens des Pat darstellen. Nach statistischer Auswertung der VHI-Fragebögen lässt sich ein signifikanter Unterschied im Vorher-nachher-Vergleich nachweisen: hier zeigte sich eine Verbesserung im Gesamtscore und eine positive Veränderung in den Bereichen Stimmfunktion, Emotionales Befinden und physischen Angaben.
Diskussion
Die soziale und berufliche Kompetenz wird durch Störungen der Stimmfunktion in spezifischer Weise beeinträchtigt. Besondere Beachtung gilt der subjektiven Bewertung des einzelnen Patienten. Sehr wahrscheinlich liegt dies an der Komplexität der nicht nur stimmlichen Anforderungen und den Fähigkeiten des Einzelnen, die natürlich individuell reflektiert und verarbeitet werden. Dabei kommt es schließlich zu einer Bewertung, die wiederum je nach Kontext in unterschiedlich geeigneten Fragebögen abbildbar wird. In letzter Zeit bemüht man sich in vielen medizinischen Bereichen zunehmend die Lebensqualität charakterisierende Daten zu gewinnen. Auf der Suche nach mehr Qualitätssicherung in der Stimmtherapie wird es mehr und mehr erforderlich die Einschätzung des Patienten zu dokumentieren. Wir konnten am Beispiel der stationären Stimmrehabilitation im Klinikum Bad Gögging nachweisen, dass der Voice Handicap Index in seiner deutschen Fassung ein sinnvolles Ergebnismessinstrument für die funktionelle Dysphonie darstellt.
Besondere psychische Faktoren, wie z.B. Anpassungsstörungen, werden jedoch durch den VHI nicht erfasst, auch ist eine differenzierte sozialmedizinische Aussage zur beruflichen Belastbarkeit nicht möglich. Der VHI ergänzt die Therapiebewertung der Standard-Stimmdiagnostik und deckt wichtige Teile der Stimmbeurteilung ab.
Aufgrund unserer Untersuchungen können wir feststellen, dass der Voice Handicap Index ein geeignetes Messinstrument für die Patientengruppe „funktionelle Dysphonie" darstellt.