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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

28.04. - 30.04.2016, Frankfurt am Main

Rückgang an Varizellen-Hospitalisationen bei pädiatrischen Onkologie-Patienten nach Einführung der allgemeinen Varizellenimpfung

Meeting Abstract

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  • Andrea Streng - Universitätsklinikum Würzburg, Kinderklinik und Poliklinik, Forschungsgruppe Infektionsepidemiologie, Würzburg, Deutschland
  • Verena Wiegering - Department of Paediatrics, University of Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • Johannes Liese - Universitätsklinikum Würzburg, Kinderklinik und Poliklinik, Würzburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Frankfurt am Main, 28.-30.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgpi19

doi: 10.3205/16dgpi19, urn:nbn:de:0183-16dgpi196

Published: April 28, 2016

© 2016 Streng et al.
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Hintergrund: Varizellen können bei Patienten mit onkologischen Erkrankungen zu schweren Komplikationen führen. Wir untersuchten Häufigkeit und klinische Charakteristika von Varizellen-assoziierten Hospitalisationen (VAH) bei pädiatrischen Onkologie-Patienten über einen Zeitraums von 7 Jahren nach Einführung der allgemeinen Varizellenimpfung in Deutschland 2004.

Methodik: Von 2005 bis 2011 wurden von 22-29 Kinderkliniken in Bayern jährlich alle ICD-10 Entlassungsdiagnosen für Varizellen, alle weiteren ICD-10- und Prozedurencodes, sowie Hospitalisationsdauer und basis-demographische Daten für alle Kinder <17 Jahren erhoben. Klinische Charakteristika von onkologischen und nicht-onkologischen Varizellenpatienten wurden verglichen, und die jährliche Inzidenz von VAH geschätzt.

Ergebnisse: Von insgesamt 1263 pädiatrischen VAH hatten 42 Kinder (3,3%; 57% männlich; medianes Alter 4 Jahre) eine onkologische Erkrankung (67% akute lymphoblastische Leukämie, 21% solider Tumor, 12% anderweitige Leukämie oder Lymphom). Onkologische Varizellen-Patienten zeigten am häufigsten hämatologische (29%) and gastrointestinale Komplikationen (19%), sowie nicht-systemische (19%) und systemische Ko-infektionen (12%). Es gab keine Todesfälle.

Im Vergleich zu nicht-onkologischen Varizellenpatienten waren Komplikationen bei onkologischen Varizellenpatienten insgesamt seltener (62% vs. 77%, p=0,041), vor allem neurologische (5% vs. 19%) oder respiratorische Komplikationen (7% vs. 29%). Onkologische Varizellenpatienten waren länger in der Klinik (Median 5 vs. 3 Tage; p<0,001). Die Inzidenz von VAH bei pädiatrischen Onkologie-Patienten sank von einem jährlichen Durchschnitt von 4,9 per 106 Kinder im Zeitraum 2005-2007 auf 1,5 per 106 Kinder im Zeitraum 2009-2011.

Schlussfolgerung: Die geringere Komplikationsrate bei onkologische Patienten könnte einerseits auf eine frühzeitigere Hospitalisation und Therapie dieser Hochrisikogruppe hinweisen, andererseits v.a. bei postinfektiösen neurologischen Komplikationen auf eine geringere Inzidenz an immunologisch verursachten postinfektiösen Komplikationen. Der Rückgang von VAH bei pädiatrischen Onkologie-Patienten könnte sowohl auf Herdenschutz-Effekte als auch auf direkte Impfeffekte des allgemeinen Varizellen-Impfprogrammes zurückzuführen sein.