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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

28.04. - 30.04.2016, Frankfurt am Main

Nicht nur an ein Tumorrezidiv denken! – Atypische Mykobakteriose und EBV-assoziiertes Lymphom

Meeting Abstract

  • Saskia Jäckel - E.-M.-Arndt-Universität, Universitätsmedizin, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Greifswald, Deutschland
  • Karsten Schulz - E.-M.-Arndt-Universität, Universitätsmedizin, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Greifswald, Deutschland
  • Roswitha Bruns - E.-M.-Arndt-Universität, Universitätsmedizin, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Greifswald, Deutschland
  • Karoline Ehlert - E.-M.-Arndt-Universität, Universitätsmedizin, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Greifswald, Deutschland
  • Silke Kietz - E.-M.-Arndt-Universität, Universitätsmedizin, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Greifswald, Deutschland
  • Kathrin Zimmermann - E.-M.-Arndt-Universität, Universitätsmedizin, Friedrich Loeffler Institut für Medizinische Mikrobiologie, Greifswald, Deutschland
  • Holger Lode - E.-M.-Arndt-Universität, Universitätsmedizin, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Greifswald, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Frankfurt am Main, 28.-30.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgpi11

doi: 10.3205/16dgpi11, urn:nbn:de:0183-16dgpi112

Published: April 28, 2016

© 2016 Jäckel et al.
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Text

Einleitung: Opportunistische Infektionen stellen bei Patienten mit zellulärem Immundefekt im Rahmen einer Tumorerkrankung eine besondere Herausforderung dar.

Kasuistik: 9-jährige Patientin, 2011 diagnostiziertes Neuroblastom Stadium IV (rechte Nebenniere) wurde initial in Polen behandelt. Aufgrund eines intrazerebralen Rezidivs 2013 erfolgte eine haploidente Stammzelltransplantation, seither befand sich die Patientin in kompletter Remission.

Verlauf: Während des Stagings wurde im September 2015 eine intrazerebrale Raumforderung gesehen. In der durchgeführten Biopsie und Liquoranalyse zeigten sich eine intrazerebrale rechtshemisphärische PTLD mit Nachweis von EBV-DNA im Liquor. Im gleichen Zeitraum trat bei der Patientin eine Umfangsvermehrung des rechten Oberschenkels durch Raumforderung auf. Biopsie des Oberschenkels: grampositive, säurefeste Stäbchen (Mycobakterium kansasii). Im Verlauf Nachweis von M. kansasii auch im Liquor.

Therapie: Ausgehend von einer systemisch verlaufenden atypischen Mykobakteriose erfolgte die antibiotische Therapie um Clarithromycin, Rifampicin, Ethambutol und Streptomycin. Zur Behandlung der PTLD intraventrikuläre Applikation von Methotrexat, Prednisolon, Cytarabin und Rituximab , außerdem erfolgte die systemische Gabe von Rituximab. Unter diesen Maßnahmen besserten sich die neurologischen Beschwerden. Die radiologischen Befunde zeigten keine Größenprogredienz des intrazerebralen Lymphoms. In folgenden mikrobiologischen Liquorkontrollen verringerte sich die Anzahl der EBV-Viruskopien, bis in der abschließenden Liquordiagnostik keine EBV-DNA und auch keine säurefesten Stäbchen mehr nachweisbar waren. Zum aktuellen Zeitpunkt können unter laufender Therapie keine Aussagen über einen möglichen Behandlungserfolg der Erkrankung getroffen werden.

Diskussion: Durch diesen Fall wird dargestellt, dass nach einer langjährigen onkologischen Behandlung nicht nur an Tumorrezidive, sondern auch an durch seltene Infektionserreger infektionsassoziierte Erkrankungen mit einem nicht immer typischen klinischen Bild gedacht werden muss, insbesondere bei einem persitierenden zellulärer Immundefekt. Hier wird der klinische Verlauf einer EBV-assoziierten lymphoproliferativen Erkrankung nach Transplantation (PTLD) sowie einer atypischen Mykobakteriose (NTM) beschrieben. Zur Sicherung der Diagnose ist bei diesen Patientenklientel invasives Vorgehen gerechtfertigt.