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20. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

19.04. - 21.04.2012, Mannheim

Qualitätssicherung einer Aminoglykosidtherapie bei onkologischen Kindern und Jugendlichen während Fieberepisoden

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Nadine Meinck - Universitätsklinikum des Saarlands, Pädiatrie, Homburg
  • Dietmar Hecker - Universitätsklinikum des Saarlandes, HNO, Homburg
  • Julia Dlugaiczyk - Universitätsklinikum des Saarlandes, HNO, Homburg
  • Bernhard Schick - Universitätsklinikum des Saarlandes, HNO, Homburg
  • Lutz von Müller - Universitätsklinikum des Saarlandes, diagnostische und klinische Mikrobiologie, Homburg
  • Arne Simon - Universitätsklinikum des Saarlandes, Kinderklinik, Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, Homburg Saar
  • Norbert Graf - Universitätsklinikum des Saarlandes, Kinderklinik, Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, Homburg Saar
  • Stefan Gräber - Universitätsklinikum des Saarlandes, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Medizinische Informatik, Homburg

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. 20. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Mannheim, 19.-21.04.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgpi32

doi: 10.3205/12dgpi32, urn:nbn:de:0183-12dgpi327

Published: March 22, 2012

© 2012 Meinck et al.
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Text

Hintergrund des Projekts: Aminoglykosid-Antibiotika gehören nach wie vor zu den häufig eingesetzten Arzneimitteln in der pädiatrischen Onkologie. Sie sind nicht indiziert zur Behandlung des Fiebers unklaren Ursprungs, jedoch zur empirischen Therapie bei Patienten mit klinisch schwerwiegenden Infektionen und zur gezielten Kombinationstherapie bei Nachweis sensibler Erreger.

Fragestellung: Das hier vorgestellte Qualitätssicherungsprojekt untersucht die antibakterielle Therapie bei Kindern und Jugendlichen mit onkologischer Grunderkrankung während einer intensiven Chemotherapie. Untersucht wird die tägliche Einmalgabe von Aminoglycosiden in Bezug auf Spitzen- und Talspiegel (Dosisfindung, Elimination) sowie die therapieassoziierte Nephro- und Ototoxizität.

Material und Methoden: In die Studie eingeschlossen werden alle pädiatrisch onkologische Patienten mit Fieber bei Granulozytopenie (Neutrophile < 500/µl) und einer Therapie mit einem Aminoglykosid (Gentamicin, Tobramycin oder Amikacin) stets in Kombination mit einem β-Lactam-Antbiotikum (z.B. Piperacillin-Tazobactam). Die Aminoslykosidgabe erfolgt als tägliche Einmalinfusion über 30 min mit einer Spiegelkontrolle 1 Stunde nach Gabe (Spitzenspiegel) und 8 – 10 Stunden nach Gabe (Talspiegel). Die mikrobiologische Diagnostik erfolgt nach Standardmethoden (in vitro Testung mittels Agardiffusion und E-Test). Alle Patienten erhalten vor Beginn der Chemotherapie eine szintigraphische Nierenfunktionsanalyse. Kreatinin, Cystatin C im Serum sowie Spontanurin auf Albumin, Phosphat und β2-Mikroglobulin werden im gesamten Therapieverlauf in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Das Monitoring der Ototoxizität erfolgt mittels konventioneller Audiometrie und Hochton-DPOAE bis 18 kHz.

Diskussion: Der bakterizide Effekt von Aminoglykosiden ist abhängig von der Spitzenkonzentration. Das Nebenwirkungsspektrum (Nephro- und Ototoixizität) scheint hingegen mit der Exposition (AUC) zu korrelieren. Dies spricht - neben Aspekten der Praktikabilität - für die tgl. Einmalgabe. Empfehlungen zur optimalen Dosierung der Aminoglykoside in der Kinderonkologie korrelieren diese mit dem Lebensalter und sollen im Rahmen dieser Studie überprüft werden. Bei Kombination von Aminoglykosiden und Platinderivaten kommt es vor allem in den äußeren Haarzellen der basalen Cochleawindung zu einer Kumulation beider Substanzen. Bei ungünstigen Verlauf erfolgt eine Aktivierung intrazellulärer Signalkaskaden mit Haarzellapoptose und frühem Verlust hoher Frequenzen. Klassische Audiometrieverfahren erfassen nur den Bereich bis 8 kHz. Das Monitoring mittels Hochtoch-DPOAE ermöglicht eine noch sensitivere Erfassung von toxischen Nebenwirkungen. Da die Nephrotoxizität der Aminoglykoside nicht primär mit einer Kreatinin-Erhöhung einhergeht, sind zum Monitoring der Tubulustoxizität die oben aufgeführten zusätzlichen Verfahren erforderlich.