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Sekundärglaukom nach Kataraktoperation im Säuglingsalter – Ursachen und Prophylaxe
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Published: | June 18, 2020 |
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Eine der schwierigsten Glaukomformen ist das Sekundärglaukom nach Operation einer kongenitalen Katarakt im frühen Kindesalter. Mehrere ältere und neuere epidemiologische Studien zeigen eine hohe Inzidenz eines Sekundärglaukoms (> 25%), wenn die Glaukomoperation vor dem 6.–9. Lebensmonat ausgeführt wurde. Zusätzlich ist die Prognose von konventionellen Operationen (Trabekulotomie, Trabekulektomie) wegen der Vernarbungsproblematik häufig ungünstig. Weiterhin entwickelt sich langfristig oft ein Winkelverschluss. Deshalb werden meist Kunststoffimplantate erforderlich, deren Langzeitkomplikationen das korneale Endothel betreffen, was wegen der langen Lebenserwartung der Kinder kritischer als beim älteren Erwachsenen zu bewerten ist. Einerseits sollte wegen der Amblyopiegefahr eine kongenitale Katarakt frühzeitig operiert werden, andererseits ist wegen des hohen Risikos eines Sekundärglaukoms ein Hinausschieben der Operation in bilateralen milden Fällen ebenfalls erwägenswert, je nachdem, ob man das Amblyopierisiko oder das Glaukomrisiko höher bewertet. Aufgrund dieses Dilemmas sind nur individuelle Entscheidungen möglich, die beide Aspekte adäquat gewichten und die Eltern in die Entscheidung mit einbeziehen.
Eine der Theorien, warum ein Sekundärglaukom entsteht, besagt, dass der Wegfall der Akkommodation nach Linsenentfernung die endgültige Ausreifung des Trabekelmaschenwerks verhindert, da dieses zum Zeitpunkt der Geburt noch nicht vollständig entwickelt ist. Vom Ziliarmuskel strahlen nämlich elastische Fasern in das Trabekelmaschenwerk ein, so dass durch die spontane Akkommodation des Säuglings (> 10 dpt.) ein Massageeffekt auf das noch unreife Trabekelwerk zustande kommt.
Hier ergibt sich möglicherweise ein Ansatz für eine Prophylaxe: Würde man die fehlenden Akkommodationsstimulus bei Aphakie des Säuglings nach der Operation durch eine pharmakologische Stimulation ersetzen, indem man eine schwache Pilokarpinlösung mehrfach täglich tropft, könnte hierdurch dieser „Massageeffekt“ substituiert werden und möglicherweise die Ausbildung des Sekundärglaukoms verhindert werden. Dies zu beweisen, würde allerdings eine multizentrische prospektive placebokontrollierte Studie erfordern.