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Wissenschaft – eine Säule der Hebammenarbeit: 1. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V. (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

23.09.2011, Hildesheim

Ist Migration geburtshilflicher Risikofaktor?

Meeting Abstract

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  • Claudia Berger - Universität Osnabrück, Fachbereich Humanwissenschaften/Gesundheitswissenschaften, Forschungsschwerpunkt Maternal and Child Health, Osnabrück, Deutschland
  • Beate Schücking - Leipzig, Deutschland
  • Paul Wenzlaff - Hannover, Deutschland

Wissenschaft – eine Säule der Hebammenarbeit. 1. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. Hildesheim, 23.-23.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dghwi03

doi: 10.3205/11dghwi03, urn:nbn:de:0183-11dghwi035

Published: September 15, 2011

© 2011 Berger et al.
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Trotz medizinischer Verbesserungen und umfassender Schwangerenvorsorge ist Frühgeburtlichkeit noch eine große Herausforderung für die Geburtshilfe. Die Frühgeburtenrate betrug in Niedersachsen zwischen 2001–2008 durchschnittlich 8,1%. Die Ursachen für Frühgeburtlichkeit sind multifaktoriell und beinhalten auch soziale Faktoren wie soziale und psychische Belastungen. Migrantinnen stellen in diesem Zusammenhang eine vulnerable Gruppe dar, da sie häufig einen niedrigen Sozialstatus haben sowie physisch und psychisch durch Migration belastet sein können. Der Anteil der Frauen mit Migrationshintergrund und eigener Migrationserfahrung, der 1. Generation, zwischen 15 und 4 Jahre lag 2005 in Niedersachsen bei ungefähr 16%. Der Anteil der Geburten (2005) mit einem anderen Herkunftsland der Mutter als Deutschland lag in Niedersachsen bei 16,8%. Es wird deutlich, dass Migrantinnen relevant für das klinisch-geburtshilfliche Setting sind. Es soll geprüft werden, ob sich Frühgeburtlichkeit auch in Niedersachsen als Problem sozialer Lagen darstellt und ob es Unterschiede beim geburtshilflichen Outcome von Frauen mit und ohne Migrationshintergrund gibt?

Die NPEs der Jahre 2001–2008 sind empirische Grundlage. Alle Lebendgeburten mit einem Gestationsalter von <37. + 0 SSW werden in einer Studie in Bezug auf die berufliche Tätigkeit und das Herkunftsland der Mütter betrachtet. Bei den Frühgeborenen wird differenziert zwischen sehr frühen Frühgeborenen und extrem frühen Frühgeborenen. Der Fokus liegt auf Frauen aus „Osteuropa“ und dem „Mittleren Osten/Nordafrika“. Als Kontrollgruppe werden Frauen ohne Migrationshintergrund mit gleicher beruflicher Stellung herangezogen. Neben deskriptiven werden auch multivariate Analysen durchgeführt.

In Niedersachsen wurden im Untersuchungszeitraum 498.141 Einlingsgeburten registriert. 7,7% der Schwangeren in einer Ausbildung oder im Studium hatten eine Frühgeburt. Bei den un-, angelernten Arbeiterinnen und angelernten Aushilfskräften waren es 7,8%. Bei den Facharbeiterinnen/einfachen Beamtinnen und Kleingewerbetreibenden 7,1 und bei den höheren Beamtinnen und Angestellten sowie Selbstständigen 6,6%. Die größten Anteile eines anderen Herkunftslandes als Deutschland hatten mit 5,6% Frauen aus Osteuropa und mit 4,9% Frauen aus dem Mittleren Osten/Nordafrika. In Niedersachsen lag die Frühgeburtenrate für Einlingsgeburten (Herkunftsland der Mutter Deutschland) in den Jahren 2001–2008 zwischen 7,4% und 7,7%. Für Frauen aus Osteuropa zwischen 5,6% und 6,7% sowie für Frauen aus dem Mittleren Osten/Nordafrika zwischen 5,9% und 7,6%. Nach Durchführung der Logistischen Regression ergab sich ein signifikant geringeres Frühgeburtsrisiko für Frauen aus Osteuropa (AOR = 0.88; 95% CI, 0.82–0.93) (p<0.001); und dem Mittleren Osten/Nordafrika (AOR = 0.93; 95% CI, 0.88–0.99) (p<0.05).

Frühgeburtlichkeit stellt sich auch in Niedersachsen als ein Problem sozialer Lagen dar. Frauen mit Migrationshintergrund haben im Vergleich zu deutschen Frauen ein geringeres Risiko einer Frühgeburt, ähnlich dem US-amerikanischen „Latina Paradox“.