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Metallose nach Implantation einer Handgelenk-Totalendoprothese (HG-TEP) bei nicht-metallischer Gleitpaarung – ein Fallbericht
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Published: | October 14, 2024 |
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Fragestellung: Obwohl immer flächendeckender etabliert, stellt die HG-TEP weiterhin eine oftmals kritisch betrachtete und insgesamt noch wenig angewandte Therapieoption bei Patienten mit partieller oder vollständiger Arthrose des Handgelenks dar. Gerade für aktive Patienten mit einem hohen Anspruch an Funktionserhalt bietet die HG-TEP eine gute Alternative zu teil- oder vollversteifenden Maßnahmen. Im Rahmen stetig steigender Fallzahlen kristallisieren sich eingriffsspezifische Komplikationen zunehmend heraus. Die Metallose als Folge eines Abriebs der implantierten Gelenkpaarungen ist ein in der Endoprothetik von Hüfte und Knie bereits häufig beschriebenes Krankheitsbild, i.R. der Handgelenk-Endoprothetik bisher aber weitestgehend unbekannt.
Methodik: Die 61-jährige Patientin stellte sich im Oktober 2023 aufgrund seit Jahren progredienter Schmerzen im linken Handgelenk in unserer Klinik vor. 2016 war bei ihr alio loco die Implantation einer TEP (Swemac Motec, nichtmetallische Gleitpaarung) erfolgt. Differenzialdiagnostisch bestand zunächst der Verdacht auf einen low-grade-Infekt oder eine Prothesenlockerung ggf. mit Metallose. Klinisch bestand eine mäßige Schwellung ohne weitere Infektzeichen sowie ein diffuser Druckschmerz über dem Handgelenk. Laborchemisch, radiologisch und in der Punktatdiagnostik erhärtete sich der V.a. auf eine Prothesenlockerung DD Fremdkörperabrieb. Die Prothesenschäfte imponierten klinisch fest verankert, sodass operativ lediglich ein Wechsel der mobilen Teile erfolgte.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die intraoperativ entnommen Gewebeproben wie auch die Bebrütung der Sonikation der explantierten Prothesenteile verblieben in der mikrobiologischen Untersuchung steril. Histopathologisch wurde ein Abrieb Morawietz Typ 1 nachgewiesen. Zusammen mit den laborchemischen und radiologischen Befunden bestätigte sich die Diagnose einer Metallose. Die kalkulierte Antibiose wurde nach 2 Wochen beendet. Die Wunde verheilte zeitgerecht. Zusätzlich berichtete die Patientin eine signifikante Schmerzreduktion i.V. zur präoperativen Situation.
Auch bei HG-TEP mit nichtmetallischer Gleitpaarung ist die Metallose eine Komplikation, welche als Ursache für neuerliche chronische Schmerzen nach Implantation in Betracht gezogen werden muss. Bezüglich des diagnostischen Vorgehens empfiehlt sich eine Orientierung an bereits bestehenden Algorithmen wie dem der Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik zur Diagnostik der periprothetischen Infektion sowie dem der radiologischen Verlaufskontrolle bei primären Endoprothesen.