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Zweizeitige Knochenrekonstruktion bei Fingerdefekten – langfristige Ergebnisse
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Published: | October 13, 2023 |
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Fragestellung: Durch die engen anatomischen Lagebeziehungen sind bei Handverletzungen oder -infekten verschiedene Strukturen involviert. Eine Herausforderung stellen knöcherne Defekte, insbesondere mit Gelenkbeteiligung, dar. Eine primäre Spanplastik ist bei Kontamination und kompromittiertem Weichgewebe nicht indiziert, sodass eine zweizeitige Rekonstruktion erforderlich ist. Vor diesem Hintergrund werden die langfristigen Ergebnisse nach zweizeitiger Versorgung von knöchernen Fingerdefektverletzungen vorgestellt.
Methodik: Bei Patienten mit komplexen Handverletzungen und -infektionen wurde der Knochendefekt initial mit Bohrdrähten stabilisiert. Nach Konsolidierung der Weichteile wurde der Knochendefekt sekundär mit autologem Knochenspan aufgefüllt. In einer retrospektiven Untersuchung der Patienten wurden die Bewegungsumfänge der Finger und die Kraftentwicklung der Hand mit der Gegenseite verglichen. Das subjektive Beschwerdebild wurde erfragt und die Funktion im Alltag mit dem Disabilities-of-the-Arm,-Shoulder-and-Hand(DASH)-Fragebogen erhoben.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von 40 Patienten im Behandlungszeitraum von 15 Jahren (2007–2021) konnten 25 Patienten mit 27 Fingern, davon 8 Daumen, 119,3 Monate (14–200,9) nach zweizeitiger Knochenrekonstruktion untersucht werden. Das Alter betrug 43,9 Jahre (18,4–67,9), in 87,5% war der Defekt traumatisch bedingt. Die Griffkraft erreichte für den Grob-, Pinzetten- und Schlüsselgriff jeweils 81,3%, 83,4% und 93% der Gegenseite. Die Gesamtgelenkbeweglichkeit der Daumen betrug 39,4° (0–90) bzw. 29,7% der Gegenseite und die Länge konnte mit 58,8 mm (50–70) zu 88,6% rekonstruiert werden. Die Gesamtgelenkbeweglichkeit der Finger betrug 122,4° (30–205) bzw. 49,3% der Gegenseite und die Länge konnte mit 76,3 mm (55–90) zu 92,1% wiederhergestellt werden. Der DASH-Score betrug 14,1 Punkte (0–55,8). Subjektiv waren die Patienten zu 84,3% mit dem Behandlungsergebnis zufrieden. Komplikationen traten in Form von zwei verzögerten Knochenheilungen und einem Serom an der Knochenentnahmestelle auf.
Zur Versorgung einer akuten Defektverletzung im Fingerbereich hat sich ein zweizeitiges Vorgehen bewährt. In der Notfallsituation erfolgen ein Débridement und die knöcherne Stabilisierung mit Bohrdrähten. Sekundär erfolgen nach Konsolidierung des Weichgewebes eine Spanplastik und definitive Osteosynthese. Trotz reduzierter Kraft, Gesamtlänge und -beweglichkeit der betroffenen Strahlen führt das Vorgehen langfristig zu funktionell und subjektiv guten Ergebnissen.