gms | German Medical Science

63. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

12. bis 14. Oktober 2023, Leipzig

Sekundäre Daumenrekonstruktion mittels partieller Großzehentransplantation und Distraktion des 1. Mittelhandknochens mikrochirurgische Erfahrungen über 30 Jahre

Meeting Abstract

Search Medline for

  • corresponding author presenting/speaker Elem Safi - München Klinik Bogenhausen, Klinik für Plastische Chirurgie, München, Germany
  • Milomir Ninkovic - München Klinik Bogenhausen, Klinik für Plastische Chirurgie, München, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 63. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Leipzig, 12.-14.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dgh35

doi: 10.3205/23dgh35, urn:nbn:de:0183-23dgh356

Published: October 13, 2023

© 2023 Safi et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Fragestellung: Die Wiederherstellung eines gut funktionierenden und ästhetisch ansprechenden Daumens nach traumatischem Verlust stellt eine der größten Herausforderungen für den mikrochirurgisch-tätigen Handchirurgen dar. Die Technik der knöchernen Daumenrekonstruktion hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert und ermöglicht es, auch schwere Verletzungen erfolgreich zu behandeln. Essentielle Kriterien, die ein Daumen erfüllen muss, sind die Fähigkeit zum Spitzgriff mit den anderen Fingern in Opposition, Stabilität seiner anatomischen Teile zueinander, ausreichende Länge, adäquate Sensibilität und Schmerzfreiheit. Das Ziel besteht somit in einem Kompromiss zwischen optimalem funktionellen und ästhetischem Ergebnis sowie minimaler Entnahmestellenmorbidität.

In dieser retrospektiven Datenaufarbeitung werden die beiden kombinierten Rekonstruktionsmöglichkeiten mit Vor- und Nachteile sowie Komplikationen diskutiert.

Methodik: In einem Zeitraum von über 30 Jahren (1990–2022) wurden retrospektiv 15 Patienten, überwiegend männlichen Geschlechts, die mittels mikrochirurgisch modifizierter Daumenrekonstruktion mit partieller Großzehen-transplantation und Distraktion des 1. Mittelhandknochen operativ versorgt wurden, nachuntersucht. Entsprechend dem posttraumatischen Defekt am Daumen konnte nicht nur die Länge sondern, auch die Funktion und Ästhetik des Daumens rekonstruiert werden. Bei einigen Patienten erfolgte zusätzlich die Vertiefung der 1. Zwischenfingerfalte.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es konnte eine gute bis sehr gute Rekonstruktion der Daumenfunktion mit adäquater Sensibilität erreicht werden, wobei gerade die Funktion des Daumens bei den unter-schiedlichen Berufen eine große Rolle spielte.

Bei den Patienten bestand eine Schutzsensibilität; die dynamische Zweipunktediskriminierung lag zwischen 8 und 16 mm. Die grobe Kraft betrug durchschnittlich 79% der gesunden Gegenseite, die Kraft des Spitzgriffes zu den restlichen Fingern über 90%. Eine erfolgreiche Daumenrekonstruktion kann dazu beitragen, dass Patienten ihre Handfunktion und Lebensqualität deutlich verbessern und in ihren Alltag zurückkehren können. Die vorgestellte kombinierte Daumenrekonstruktion nach traumatischer Amputation distal des Grundgelenkes sind nach unserer Erfahrung nach sehr zuverlässige und effiziente Methoden zur Wiederherstellung eines ästhetisch und funktionell akzeptablen Daumens. Vor allem die partielle Großzehentransplantation minimiert den Hebedefekt im Vergleich zur klassischen Großzehentransplantation.