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61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

02. bis 04. September 2021, Münster

Explosionsverletzungen an der Hand – eine retrospektive Studie

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Stefan Weber - Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • Frank Eichenauer - Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • Stefan Pandura - Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • Andreas Eisenschenk - Unfallkrankenhaus Berlin, Universitätsmedizin Greifwald, Berlin, Germany
  • Simon Kim - Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Münster, 02.-04.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dgh65

doi: 10.3205/21dgh65, urn:nbn:de:0183-21dgh655

Published: August 27, 2021

© 2021 Weber et al.
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Text

Fragestellung: Explosionsverletzungen sind schwerwiegende, wenn auch selten Ereignisse und stellen insbesondere an der Hand eine außerordentliche Herausforderung dar. Ein maßgeblicher Anteil aller Explosionsverletzungen wird in der Region Berlin/Brandenburg durch erwerbliche oder selbstgebaute Knall- und Feuerwerkskörper zu Silvester verursacht. In Folge der Explosion resultieren thermomechanische Kombinationsverletzungen aus Verbrennungen, Haut- und Weichgewebsavulsionen, Frakturen und Sehnenrupturen - gelegentlich mutilierende Zerreißungen der Handkompartimente und Amputationen. Assoziierte Verletzungen ereignen sich zugleich an den Augen und Ohren, Verbrennungen im Gesicht und in Form psychischer Belastungsstörung mit unter Umständen langwierigen Folgen.

Methodik: Ziel dieser retrospektiven Studie ist eine Auswertung der epidemiologischen Verteilung von Explosionsverletzungen vornehmlich zum Zeitpunkt der Jahreswechsel, eine Beschreibung der Verletzungsmuster und Versorgungsstrategien sowie Bildung einer Datenbasis zur Diskussion präventiver Maßnahmen. Zwischen den Jahren 2005 und 2021 konnten hierfür 132 Patienten mit Explosionsverletzungen in unserer Klinik identifiziert werden, die primär operativ versorgt wurden. Die klinikinternen Daten werden aktuell noch pseudonymisiert ausgewertet.

Ergebnisse: Vor allem waren es junge Männer (Ratio m 128/w 4, im Mittel 28 Jahre alt), die Sprengkörper mit der dominanten Hand halten, fangen oder werfen wollten. Es resultierten vergleichbare Verletzungsmuster der Hand mit Betonung des Daumenstrahls und der Langfingerendglieder. Einige Patienten erlitten schwerste, mutilierende Verletzungen der Hand mit Verlust mehrerer Strahlen. Regelmäßig waren weitere Verletzungen assoziiert, wobei am häufigsten das Knalltrauma der Ohren zu nennen ist.

Schlussfolgerung: Die Versorgung von Explosionsverletzungen an der Hand erfordert eine explizite Kenntnis der komplexen Verletzungsmechanismen, die Fähigkeit zur sicheren Einschätzung des Verletzungsausmaßes sowie eine patientenorientierte Versorgungsstrategie, nicht nur für die offensichtliche Verletzung. Explosionsverletzungen sollten, unter Beachtung von begleitenden Verletzungen in einem handchirurgischen Zentrum mit fachübergreifender Notfallkompetenz behandelt werden. Ziel muss die möglichst maximale Wiederherstellung der Funktion sein. Eine Prävention von Explosionsverletzungen ist lediglich durch zielgerichtete mediale und politische Maßnahmen zu erreichen.