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Komplikationen nach Arthrodese des distalen Interphalangealgelenks der Hand
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Published: | August 27, 2021 |
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Fragestellung: Gründe für eine Arthrodese des distalen Interphalangealgelenks der Hand (DIP, Fingerendgelenk) können u.a. chronische Schmerzen bei Heberden-Arthrose oder Krankheiten des rheumatischen Formenkreises, Instabilitäten nach Gelenksinfekt oder Trauma, und eine angeborene oder erworbene Fehlstellung sein. Nur wenige vergleichende klinische Studien zu diesem Thema wurden bis dato publiziert. In dieser retrospektiven Studie wurde untersucht, welche Faktoren einen Einfluss auf die Komplikationsrate nach Versteifung des Fingerendgelenks haben.
Methodik: Eingeschlossen wurden 173 Patienten, die zwischen 2010 und 2019 eine Arthrodese des DIP-Gelenkes am Universitätsklinikum Freiburg erhalten hatten. Zu den Major-Komplikationen zählten die Osteomyelitis, die Entwicklung einer Pseudarthrose, Dislokation bzw. Materialbruch und die Fehlstellung des Gelenks. Prolongierte Schmerzen sowie Wundheilungs- und Sensibilitätsstörungen zählten zu den Minor-Komplikationen.
Ergebnisse: Von 173 Arthrodesen waren 14% Revisionseingriffe. Die häufigsten Indikationen zur Arthrodese des DIP waren zu 45% Arthrose, 30% posttraumatisch, 13% Gelenkinfekt, 6% rheumatische Erkrankungen und zu 6% Fehlanlagen. In 44% der Fälle wurde eine K-Draht Osteosynthese mit oder ohne Cerclage, in 46% der Fälle eine intramedulläre Klammer (X-Fuse®, Stryker GmbH, Selzach, Schweiz) verwendet und in 10% der Fälle eine Versteifung mittels Herbert-Schraube (HBS®, Fa. KLS Martin) durchgeführt. Der mediane Nachbeobachtungszeitraum lag bei 4 Monaten (1-56 Monate). Bei 56% der Patienten war der Heilungsverlauf ideal, 29% litten an Minor-Komplikationen, 15% hatten Major-Komplikationen.
Die Variablen Rauchen und Revisionseingriff zeigten eine höhere Komplikationsrate (Oddo-ratio). Bei den Major Komplikationen war die HBS®-Arthrodese sowohl dem X-Fuse® als auch dem K-Draht/Cerclage Verfahren signifikant überlegen (Hazard-ratio 0,08 und 0,06).
Schlussfolgerung: Die Arthrodese des Fingerendgelenks ist kein trivialer Eingriff. In einer retrospektiven Analyse von 173 Patienten konnte gezeigt werden, dass 56% der Patienten einen idealen Heilungsverlauf hatten. Revisionseingriffe und Rauchen sind mit einer erhöhten Rate an Komplikationen assoziiert. Die Herbert-Schraubenosteosynthese ist mit einer geringeren Rate an Major-Komplikationen als die X-Fuse® oder K-Draht/Cerclage Arthrodese assoziiert. Diese Ergebnisse sind klinisch relevant, jedoch sind weitere prospektive, randomisierte Studien notwendig, um die Überlegenheit eines operativen Verfahrens zu validieren.