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60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

08. bis 10. Oktober 2020, Münster

Verlorene Finger: Rückläufige Replantationszahlen in Deutschland

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Haydar Kükrek - Klinikum Rechts der Isar, Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Technische Universität München, München, Germany
  • Philipp Moog - Klinikum Rechts der Isar, Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Technische Universität München, München, Germany
  • Ekaterina Nedeoglo - Klinikum Rechts der Isar, Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Technische Universität München, München, Germany
  • Stefanie Wieschollek - Klinikum Rechts der Isar, Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Technische Universität München, München, Germany
  • Kai Megerle - Klinikum Rechts der Isar, Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Technische Universität München, München, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Münster, 08.-10.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dgh49

doi: 10.3205/20dgh49, urn:nbn:de:0183-20dgh490

Published: October 9, 2020

© 2020 Kükrek et al.
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Text

Fragestellung: Daten aus den USA zeigen in den letzten Jahren deutlich rückläufige Replantationszahlen an der Hand. Es ist unklar, ob dies an einer Abnahme von Amputationsverletzungen oder doch an anderen Aspekten liegt. Wir haben die Entwicklung der Replantationen und Amputationsverletzungen in Deutschland zwischen 2006 und 2018 untersucht.

Methodik: Seit 2005 sind alle deutschen Krankenhäuser mit Versorgungsauftrag verpflichtet, strukturierte Qualitätsberichte zu erstellen. Derzeit stehen die Daten der Jahre 2006 bis 2018 zur Verfügung. Diese enthalten unter anderem alle Hauptdiagnosen(ICD-Kodes) und erbrachten Prozeduren(OPS-Kodes). Anhand dieser Berichte haben wir die Entwicklung der durchgeführten Finger- oder Handreplantationen und die Inzidenz von Amputationsverletzungen der Hand analysiert. Es wurde eine Korrelation zur Anzahl der Fachärzte und Assistenzärzte sowie Replantationshäufigkeiten in den replantierenden Abteilungen durchgeführt.

Ergebnisse: Die Anzahl durchgeführter Replantationen hat um etwa 30% von 1.023 Replantationen im Jahr 2006 auf 753 Replantationen im Jahr 2018 abgenommen. Eine Abnahme ist insbesondere bei Daumen- und Fingerreplantationen zu beobachten. Im Gegensatz dazu stiegen die Amputationsverletzungen der Hand von 4921 Amputationen im Jahr 2006 auf 5.276 Amputationen im Jahr 2018 leicht an. Über die Jahre zeigt sich eine deutliche Zunahme von Stumpfbildungen. 17 Zentren führten 2018 mehr als 10 Replantationen durch. Die meisten Krankenhäuser replantierten weniger als viermal im Jahr. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Ausbildung und Qualität. 2018 gab es nur noch 6 Abteilungen, in denen mehr als 5 Replantationen pro Assistenzarzt jährlich durchgeführt wurden. Die Mehrheit der Assistenzärzte nahm an weniger als 1 Replantation pro Jahr teil. Die meisten Fachärzte führten weniger als eine Replantation pro Jahr durch.

Schlussfolgerung: Ursachen für die stark rückläufigen Replantationszahlen in Deutschland können aus den Daten nicht abgeleitet werden und bleiben daher spekulativ, ein Rückgang der Amputationsverletzungen ist jedoch nicht zu beobachten. Zu diskutieren sind veränderte medizinische Indikationsstellungen, technische Fertigkeiten und wirtschaftliche Gründe.