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60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

08. bis 10. Oktober 2020, Münster

Diagnosestellung und Beschreibung des CRPS im klinischen Alltag – „alte und neue“ Parameter

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Pattariya Jänsch - Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • Ariane Asmus - Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • Simon Kim - Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Germany
  • Andreas Eisenschenk - Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany; Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Münster, 08.-10.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dgh40

doi: 10.3205/20dgh40, urn:nbn:de:0183-20dgh407

Published: October 9, 2020

© 2020 Jänsch et al.
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Text

Fragestellung: Die Diagnosestellung CRPS stellt sich auch für erfahrene Ärzte, aufgrund der Heterogenität des klinischen Erscheinungsbildes als schwierig dar. In der Literatur neu ist u.a. die Dokumentation der einzeln aufgelisteten Symptome der Budapest-Kriterien in Form des CRPS Severity Scores (CSS von 0–16 Pt., einschl. der Abrenzung zum Non-CRPS (neuropathischem Schmerz) bei <7 Pt.

Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven Datenanalyse werden aus den Jahren 2010–2013 126 Patienten ausgewertet, die mit der Diagnose CRPS in die Handrehabilitation aufgenommen wurden. Bei Aufnahme (T0) und Entlassung (T1) sind demografische Daten, Patientenzufriedenheit (DASH, EQ-5D), Funktion (ROM, TAM, Kraft) und Outcome (AU, ABE, AF, MdE) erfasst worden. Die Ermittlung des CSS- Wertes erfolgt retrospektiv. Dokumentiert wurden psych. Begleiterkrankungen, Schmerzausprägung und -medikation.

Ergebnisse: Von den 126 Fällen erfüllen 110 Fälle die Budapest- Kriterien, bei 16 Fällen waren überwiegend Kriterien 2a und 2b nicht gegeben und wurden als Non-CRPS dokumentiert. Von den 110 Fällen mit Vorliegen der Budapest-Kriterien bewerteten die Handchirurgen 92% als CRPS, die Schmerztherapeuten 75% als ein CRPS. Die Diagnosestellung erfolgte im Median 88 d nach dem Unfall, die Rehabilitation wurde im Median 48 d nach Diagnosestellung begonnen. Bei 53% war eine stationäre Komplexbehandlung vorausgegangen. Die Absolutanzahl des CSS war mit 10 Pt. in beiden Gruppen gleich und erlaubt keine Abgrenzung zum Non-CRPS, wobei natürlich auf deutlich geringere Anzahl (110 vs.16) hingewiesen werden muß. Die Verteilung der einzelnen Symptome zeigte sich vergleichbar mit der aktuellen Literatur beim Non-CRPS seltener Allodynie, Temperatur und Hautfarbe. Die Beobachtungszeit bei den CRPS-Patienten lag im Median bei 846 d. 49% wurden in der Zeit arbeitsfähig, 11% erhielten EU-Rente. 45% der CRPS-Pat. hatten psych. Auffälligkeiten mit überwiegend Depression und Zukunftssorgen. Der Schmerz war bei CRPS-Pat. gegenüber den Non-CRPS höher, ebenso fand sich ein höherer Anteil an Opioiden und Neuroleptika in der Schmerzmedikation, während DASH, EQ-5D, sowie Funktionsparameter nur geringe Unterschiede aufwiesen.

Schlussfolgerung: Für die Bewertung der Schwere bzw. Abgrenzung eines CRPS scheinen eher die Items: Allodynie, Temperatur und Hautfarbe des CRPS severity score (CSS) geeignet zu sein, während die Absolutanzahl weniger Aussagekraft aufweist. In wie fern eine Abgrenzung des CRPS zum Non-CRPS möglich und sinnvoll ist, bleibt zu diskutieren.