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60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

08. bis 10. Oktober 2020, Münster

Die Neuritis als Differentialdiagnose zu Nervenkompressionssyndromen der oberen Extremität

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Julian Pötschke - Klinik für Plastische und Handchirurgie, Klinikum St. Georg gGmbH, Leipzig, Germany
  • Daniel Schwarz - Abteilung für Neuroradiologie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Thomas Kremer - Klinikum Sankt Georg, Plastische und Handchirurgie, Leipzig, Germany
  • Sergej Strasser - Praxis Dr. Strasser, Leipzig, Germany
  • Susanne Rein - Berufsgenossenschaftliche Klinik "Bergmannstrost", Plastische- und Handchirurgie und Brandverletztenzentrum, Halle (Saale), Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Münster, 08.-10.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dgh38

doi: 10.3205/20dgh38, urn:nbn:de:0183-20dgh383

Published: October 9, 2020

© 2020 Pötschke et al.
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Fragestellung: Nervenkompressionssyndrome der oberen Extremität gehören zu den häufigsten Diagnosen in einer handchirurgischen Ambulanz. Differentialdiagnosen beinhalten unter anderem die zervikale Radikulopathie oder eine Polyneuropathie. Doch auch die seltenere Neuritis des Plexus brachialis kann klinisch wie ein Nervenkompressionssyndrom imponieren. Wie lässt sich die Neuritis von klassischen Nervenkompressionssyndromen abgrenzen, welche Besonderheiten sind für die Behandlung wichtig?

Methodik: Diagnostik und Therapie: Die Abklärung erfordert eine ausführliche klinische Untersuchung des Patienten zur Detektion der betroffenen sensiblen und motorischen Nervenäste. Anschließend wird mittels Nervenleitgeschwindigkeitsbestimmung und Elektromyographie das Schädigungsmuster der Nerven untersucht. Einen zentralen Stellenwert genießt zudem die neuroradiologische Abklärung. Hier erfolgt durch eine Neurosonographie und MR-Neurographie eine detaillierte Abklärung des gesamten Plexus brachialis, so dass Nervenschädigungen auf faszikulärer Ebene erkannt werden.

Nach vollständiger diagnostischer Aufarbeitung ist eine Differenzierung zwischen Kompressionsneuropathie oder Neuritis möglich. Während eine lokalisierte Nervenkompression in den meisten Fällen operativ entlastet werden sollte, ist die Behandlung der Neuritis die Domäne der konservativen Therapie.

Ergebnisse: Fallbeispiel: Ein 34-jähriger Patient beklagte infolge eines nächtlichen, starken Schmerzereignisses im beugeseitigen proximalen Unterarm rechts eine zunehmende Schwächung der Nervus-interosseus-anterior-innervierten Muskulatur. Die weitere interdisziplinäre Abklärung ergab multilokuläre entzündliche Läsionen des Nervus medianus vom Oberarm bis in den Nervus interosseus anterior hineinreichend. Es erfolgte die Gabe von Prednisolon. Begleitend wurde eine regelmäßige Physiotherapie durchgeführt, wodurch sich innerhalb von circa einem Jahr ein vollständiger Beschwerderückgang einstellte.

Schlussfolgerung: Eine Neuritis des Plexus brachialis mit Beeinträchtigung der Funktion peripherer Nerven ist eine seltene, aber wichtige Differentialdiagnose zu klassischen Nervenkompressionssyndromen der oberen Extremität. Zur Vermeidung einer Fehldiagnose ist eine genaue diagnostische Abklärung, basierend auf klinischen, elektrophysiologischen und radiologischen Befunden notwendig. Die Neuritis wird üblicherweise konservativ behandelt. Dies erzielt innerhalb von 6-12 Monaten oft sehr gute Ergebnisse bis hin zu einer Restitutio ad integrum.