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60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

08. bis 10. Oktober 2020, Münster

Ist die initiale geschlossene Reposition dorsal dislozierter instabiler distaler Radiusfrakturen vor einer operativen Behandlung erforderlich?

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Steffen Löw - Praxis für Handchirurgie und Unfallchirurgie, Bad Mergentheim, Germany
  • Marion Papay - Caritas-Krankenhaus, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bad Mergentheim, Germany
  • Christian K Spies - Vulpiusklinik, Handchirurgie, Bad Rappenau, Germany
  • Frank Unglaub - Vulpiusklinik, Handchirurgie, Bad Rappenau, Germany
  • Christoph Eingartner - Caritas-Krankenhaus, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bad Mergentheim, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Münster, 08.-10.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dgh14

doi: 10.3205/20dgh14, urn:nbn:de:0183-20dgh143

Published: October 9, 2020

© 2020 Löw et al.
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Fragestellung: Instabile dorsal dislozierte distale Radiusfrakturen werden initial vor Gipsanlage meist geschlossen reponiert. In der Literatur finden sich jedoch Hinweise darauf, dass die Reposition vor einer konservativen Behandlung mit teils schlechteren Ergebnissen einhergeht. Bei Unterlassen der Reposition ist zudem nicht mit schlechteren Ergebnissen zu rechnen. Bislang ist die Schmerzhaftigkeit während der Gipsbehandlung bis zur Operation abhängig von einer zuvor durchgeführten Reposition noch nicht untersucht. Ziel dieser Studie war daher zu prüfen, ob bei Unterlassen einer Reposition mit stärkeren Schmerzen während der Gipsbehandlung oder mit schlechteren klinisch-radiologischen Ergebnissen zu rechnen ist.

Methodik: In dieser prospektiv randomisierten Nichtunterlegenheitsstudie wurden die Schmerzen während der Gipsbehandlung bis zur Operation von 22 Patienten, deren Fraktur vor Gipsanlage geschlossen reponiert wurde, verglichen mit 25 Patienten, deren Fraktur vor Gipsanlage nicht reponiert wurde. Als Nebenzielkriterien wurden die beiden Gruppen hinsichtlich einer Medianussymptomatik und dem klinisch-radiologischen Befund nach 4 Wochen, 3 und 12 Monaten verglichen.

Ergebnisse: Ausgehend von einem mittleren initialen Schmerzniveau von 4,73 (SD 2,76) in der Repositionsgruppe und von 5,84 (SD 2,75) in der Nichtrepositionsgruppe war der schmerzlindernde Effekt des Gipses ohne Reposition in den ersten 3 Tagen tendenziell stärker als mit Reposition, wobei die Nichtunterlegenheit der Gruppe ohne Reposition für die Tage 1 und 2 sowohl für die absoluten Schmerzen als auch für die Schmerzlinderung durch die Gipsbehandlung statistisch signifikant war. Im Verlauf bestand kein Unterschied im Auftreten einer Medianussymptomatik. Vorübergehend signifikante Vorteile der Repositionsgruppe hinsichtlich Extension und Kraft glichen sich bis 1 Jahr postoperativ aus. Krimmer- (p=0,004) und DASH-Score (p=0,008) zeigten zur Abschlussuntersuchung signifikante Nichtunterlegenheit.

Schlussfolgerung: Die Studie bestätigt die Vermutung, dass eine geschlossene Reposition vor Gipsanlage bei geplanter operativer Behandlung nicht grundsätzlich erforderlich ist, zumindest solange initial keine Medianussymptomatik besteht. Da sie auch vor einer konservativen Behandlung mit teils schlechteren Ergebnissen einhergeht, sollte sie unabhängig von der gewählten Behandlung nicht mehr grundsätzlich durchgeführt werden.