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57. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

22. - 24.09.2016, Frankfurt am Main

Akzessorischer Extensor pollicis longus – Eine Fallbeschreibung

Meeting Abstract

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Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 57. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Frankfurt am Main, 22.-24.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgh092

doi: 10.3205/16dgh092, urn:nbn:de:0183-16dgh0924

Published: September 20, 2016

© 2016 Jäckel.
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Fragestellung: Variationen der Hand- und Fingersehnen sind häufig, stellen jedoch für den Extensor pollicis longus (EPL) eher die Ausnahme dar. Während z.B. doppelte Sehnenanlagen für den Extensor digiti minimi in bis zu 90% der Individuen auftreten, finden sich in der Literatur für Doppelanlagen des EPL nur Einzelfallbeschreibungen.

Methodik: Bei einer 24-jährigen Patientin war wegen eines M. Preiser eine proximale Karpusresektion vorgesehen. Über einen dorsalen Längsschnitt erfolgte die Freilegung der EPL-Sehne. Dabei fiel deren Doppelanlage auf. Die weitere subkutane Inspektion ließ einen radialen und ulnaren Muskelbauch nach proximal und ebenso separate Sehnenverläufe nach distal erkennen. Ursprung und Ansatz waren über den Zugangsweg nicht darstellbar. Der ulnare zeigte im Vergleich zum radialen EPL ein um ca. 60 % geringeres Volumen von Muskel und Sehne. Ein zusätzliches Septum bzw. Verbindungen zu den Fingerextensoren sahen wir nicht.

Ergebnisse: Als akzessorische Extensoren des EPL wurden Abspaltungen aus dem Extensor indicis proprius (sog. Extensor indicis radialis) und dem EPL selbst (als Extensor pollicis et indicis communis, hier in 1,4% der Fälle) beschrieben.

Ein akzessorisch angelegter EPL stellt eher die Rarität dar. Entwicklungsgeschichtlich ist der akzessorische EPL beim Primaten bekannt und entspringt dort aus der tiefen Extensorengruppe. Ob bei unserem Befund ein akzessorischer EPL oder zumindest nur eine partielle Doppelung des Muskels vorlag, können wir wegen der eingeschränkten Darstellbarkeit im Rahmen der Operation des Handgelenkes nicht abschließend beantworten.

Schlussfolgerung: Ein akzessorischer oder doppelt angelegter EPL ist ein seltener Befund. Eine praktische Relevanz könnte sich evtl. in der Differenzialdiagnostik unklarer Beschwerden im Verlaufe des streckseitigen Handgelenkes und Daumenstrahles ergeben, weniger in der Planung einer Transposition oder Transplantation.