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56. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

24. - 26.09.2015, Ludwigsburg

Welchen Stellenwert hat die Handchirurgie in der humanitären medizinischen Hilfe? Erfahrungen von Ärzte ohne Grenzen in der chronischen Konfliktregion des Gaza Streifens

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Stefan Krieger - Ärzte ohne Grenzen Deutschland; Praxisklinik Medicenter Düren, Unfall- und Handchirurgie, Düren, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie. 56. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie, 20. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie (DAHTH). Ludwigsburg, 24.-26.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgh09

doi: 10.3205/15dgh09, urn:nbn:de:0183-15dgh093

Published: September 21, 2015

© 2015 Krieger.
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Fragestellung: Welchen Stellenwert hat die Handchirurgie in der humanitären Chirurgie in der chronischen Krisensituation? Welche Eingriffe stehen im Vordergrund? Was unterscheidet die Handchirurgie in der chronischen Konfliktregion von der Handchirurgie in Deutschland? Welche Voraussetzungen sollte der Handchirurg mitbringen, um in der humanitären Chirurgie zu arbeiten?

Methodik: Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) leistet seit 15 Jahren humanitäre Chirurgie im Gaza-Streifen. Mehrfach im Jahr werden handchirurgische und plastische Teams entweder in einem speziellen Operationszelt oder im Al’ Shifa Krankenhaus in Gaza Stadt tätig. Der Autor war 2011, 2012 und 2014 als freiwilliger Chirurg Teil des internationalen MSF Teams. Die von MSF im Gazastreifen gemachten Erfahrungen werden retrospektiv dargestellt und analysiert.

Ergebnisse: Die besonderen Herausforderungen und Erfordernisse sowie die Berechtigung der Handchirurgie in der humanitären Chirurgie im Krisengebiet werden geschildert. Während in Phasen akuter militärischer Auseinandersetzung kriegschirurgische lebensrettende Eingriffe im Vordergrund stehen, überwiegen in den Phasen des chronischen Konfliktes rekonstruktive und handchirurgische Eingriffe. In der chronischen Konfliktphase sind die häufigsten Indikationen für handchirurgische Eingriffe: Folgen von Kriegsverletzungen, Nervenläsionen, akute Verbrennungen, Verbrennungskontrakturen sowie angeborene Handerkrankungen, insbesondere Syndaktylien. Ein Großteil der Patienten sind Kinder unter 5 Jahren oder Jugendliche. Interne Osteosynthesen sind aufgrund der schwierigen hygienischen Bedingungen und der hieraus resultierenden Infektgefahr häufig nicht möglich. Die postoperative Physiotherapie ist auch und gerade in diesem schwierigen Kontext nach handchirurgischen Eingriffen ein Schlüssel zu zufriedenstellenden Ergebnissen. Die handchirurgischen Eingriffe ermöglichen im Idealfall eine Wiedereinsetzbarkeit der Hand in Schule und Arbeit und stellen somit einen elementaren Teil der sogenannten „social life saving surgery“ dar.

Von den Chirurgen wird arbeiten im englischsprachigen Kontext unter Basisbedingungen und Teamfähigkeit erwartet. Die Sicherheitssituation ist zum Teil angespannt.

Schlussfolgerung: Die Erfahrungen von Ärzte ohne Grenzen im Gazastreifen zeigen, dass die Handchirurgie als „social life saving surgery“ ein elementarer Teil der humanitären Chirurgie im chronischen Konflikt darstellt. Interessierte und erfahrene kompetente Handchirurgen sollen zur Mitarbeit ermutigt werden.