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53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

11.10. - 13.10.2012, Lübeck

Operative Versorgung schwerer palmarer Verbrennungsontrakturen von Kleinkindern im Afghanistan-Einsatz

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker Erwin Kollig - Bundeswehrzentralkrankenhaus, Abtlg. XIV, Koblenz, Deutschland
  • Matthias Johann
  • Sebastian Hentsch
  • Axel Franke

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Lübeck, 11.-13.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgh13

doi: 10.3205/12dgh13, urn:nbn:de:0183-12dgh132

Published: October 9, 2012

© 2012 Kollig et al.
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Fragestellung: In Ländern der sogenannten Dritten Welt sind die Zubereitung von Nahrung, das Heizen und die Beleuchtung durch offenes Feuer immer noch Gang und Gäbe. Unachtsamkeit und Unerfahrenheit führen gerade bei Kleinkindern häufig zu Verbrennungen, die dann mangels adäquater medizinischer Versorgung erhebliche Defektheilungen hinterlassen. Ist die palma manus betroffen, kommt es über die regelhafte Sekundärheilung zur schweren Narbenbildungen mit Kontrakturen, die sich zum einen entstellend auswirken, zu anderen erhebliche funktionelle Defizite bis hin zum vollständigen Neglect der betroffenen Hand führen. Eine Wiederherstellung von Form und Funktion ist nur operativ erfolgversprechend, dies wiederum kann von den lokalen Infrastrukturen faktisch nicht geleistet werden.

Methodik: Im ISAF-Einsatz hat der Sanitätsdienst der Bundeswehr zwar keinen direkten humanitären Auftrag für die medizinische Versorgung der Zivilbevölkerung, es besteht aber die Möglichkeit, in ruhigeren Phasen im Rahmen dann freier Kapazitäten sich medizinischen Problemfällen zuzuwenden, die dann zahlreich zur Behandlung vorgestellt werden. Hierbei werden regelmäßig auch Kleinkinder gesehen mit schweren palmaren Kontrakturen nach alter Verbrennungsverletzung. Die Autoren haben in ihren Einsätzen insgesamt 6 Fälle von palmaren Kontrakturen nach Verbrennungen bei Kleinkindern im Alter von 2 bis 5 Jahren operativ versorgt. Dazu wurden die Narbenplatten vollständig excidiert, die plastische Deckung erfolgte mittels ungemeshter Spalthaut über einer 1 mm staken Kollagenmatrix (Matriderm?). Um der erneuten Flexion der ursprünglich stark kontrakten Finger entgegenzuwirken und das Einheilen der Transplantate zu sichern, wurden die betroffenen Finger bis zu den MCP-Gelenken paraossal mit feinen K-Drähten stabilisiert, die nach 3 Wochen wieder entfernt wurden. Bis dahin erolgte eine protektive Ruhgistellung von Hand und Unterarm durch einen Cast. Die Behandlung erfolgte für die Operation tagesstationär, ansonsten ambulant.

Ergebnisse: Bei allen 6 Kindern konnte die vollständige Streckfähigkeit von Hand und Fingern wieder erreicht werden, die Transplantate heilten vollständig ein. Das präoperative beobachtet Neglect der betroffenen Hand ging bei allen Kindern mit dem Erreichen eines stabilen Integumentes successive vollständig verloren. Das ästhetische und funktionelle Ergebnis erfuhr durch die Verwendung der Kollagenmembran eine Optimierung. (Abbildung 1 [Abb. 1], Abbildung 2 [Abb. 2], Abbildung 3 [Abb. 3])

Schlussfolgerung: Auch unter den eingeschränkten Bedingungen im Auslandseinsatz können im pädiatrischen Bereich die Folgen von starken Verbrennungsnarben an der Hand erfolgreich handchirurgisch angegangen werden. Die Methode der paraossalen Fingerschienung zur Retention der Streckstellung und der Einsatz einer Kollagenmatrix unter der Spalthauttransplantation hat sich dabei als komplikationsarm und zuverlässig erwiesen.