Article
Beeinträchtigte zentrale Verarbeitung und emotionale Erkennensleistung emotionaler Gesichter bei Anorexia Nervosa – eine EEG-Studie
Search Medline for
Authors
Published: | October 24, 2007 |
---|
Outline
Text
Es gibt Hinweise, dass bei Essstörungen die Verarbeitung emotionaler Gesichter beeinträchtigt ist. Bisher gibt es aber keine Untersuchung, ob sich solch ein angenommenes Erkennungsdefizit auch in Komponenten der zentralen Verarbeitung widerspiegelt.
Bei 15 Anorektikerinnen und entsprechenden Kontrollprobanden wurde ein 64-Kanal-EEG abgeleitet, während neutrale, glückliche, traurige, ängstliche, wütende und angeekelte Gesichtsreize aus dem KDEF betrachtet. Die Probanden sollten diese nach jeder Präsentation anhand einer Forced-Choice-Prozedur zudem emotional kategorisieren. Erhoben wurden neben den visuell-evozierten Potentialen die Wiedererkennungsleistung.
Anorektikerinnen waren in der P300 als einem zentralen Index der Gesichtsverarbeitung für negative Gesichtsausdrücke signifikant reduziert im Vergleich zu gesunden Probanden. SIe zeigten weiterhin im Gegensatz zu den Kontrollpersonen keine emotionale Modulation der P300 und hatten auch eine reduzierte Wiedererkennungsleitung, insbesondere für neutrale, traurige und angeekelte Gesichter. Unterschiede in der Variable Alexithymie wurden dabei kontrolliert.
Diese Studie zeigt neben einer Beeinträchtigung der Wiedererkennungsleistung für emotionale Gesichter auch eine reduzierte Verarbeitung emotional negativer Gesichter, welche für die schlechtere Wiedererkennungsleistung mitverantwortlich sein könnte. Dies wirft Fragen nach zugrunde liegenden Aktivierungsunterschieden an bestimmten an der Gesichtsverarbeitung beteiligten Gehirnarealen auf. Insbesondere die Schwierigkeit, neutrale Gesichter zu erkennen, und die systematische Missinterpretation glücklicher Gesichter in geative Kategorien könnte für die Probleme von Anorektikerinnen im sozialen Leben eine wichtige Rolle spielen.