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Alemtuzumab Induktion mit steroidfreier Erhaltungsimmunsuppression bei der simultanen Pankreas-Nierentransplantation
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Published: | April 24, 2015 |
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Einleitung: Die simultane Pankreas-Nierentransplantation ist der Goldstandard in der Therapie von Patienten mit Diabetes mellitus Typ I und terminaler Niereninsuffizienz. Ziel der immunsuppressiven Therapie nach simultaner Pankreas-Nierentransplantation ist neben der Vermeidung von Abstoßungsreaktionen die diabetogene Wirkung der immunsuppressiven Medikation zu vermeiden. In den meisten Zentren hat sich hierfür eine steroidfreie Medikation durchgesetzt.
Alemtuzumab ist ein depletierender humanisierter monoklonaler IgG1-Antikörper der spezifisch an das Glykoprotein CD52 auf der Zelloberfläche von B- und T-Lymphozyten bindet. Das immunsuppressive Potential ist insbesondere für die Nierentransplantation erprobt. Die Anwendung von Alemtuzumab in der Pankreasnierentransplantation ist mit kleinen Fallzahlen beschrieben.
Material und Methoden: Wir berichten über die Erfahrung einer Serie von Pankreas-Nierentransplantationen mit Alemtuzumab-Induktionstherapie gefolgte von einer steroidfreien Immunsuppression mit Tacrolimus und Mycophenolatmofetil.
Bei zehn Patienten mit simultaner Pankreas-Nierentransplantation in den Jahren 2011 bis 2014 wurde eine immunsuppressive Therapie nach folgendem Schema durchgeführt:
a) einmalige intraoperative Steroidgabe von 500 mg vor Reperfusion des ersten Organs
b) Alemtuzumab (Campath®) 30 mg unmittelbar postoperativ, bzw. innerhalb von 3-6 Stunden nach Reperfusion des ersten Organs. Eine zweite Dosis Alemtuzumab (30 mg) 24 Stunden nach Erstgabe
b) Tacrolimus; Beginn unmittelbar postoperativ mit Zielspiegeln in den ersten 6 Monaten von 8-12 ng/ml und anschließend 5-10 ng/ml;
c) Mycophenolatmofetil; Beginn unmittelbar postoperativ 1500 mg/d aufgeteilt auf 2 Dosen.
Ergebnisse: Die mittlere Nachbeobachtungszeit beträgt 2,1 Jahre (2 Monate – 40 Monate). Alle Patienten zeigten eine unmittelbare Funktionsaufnahme beider Organe. Das mittlere Kreatinin im Serum betrug zum Zeitpunkt der Entlassung 1,34 mg/dl. Alle Patienten waren zum Zeitpunkt der Entlassung unabhängig von Insulin. Das 1-Jahres Patienten und Transplantatüberleben für beide Organe beträgt 100%.
An postoperativen Komplikationen zeigten sich eine revisionspflichtige Nachblutung der Jejuno-Jejunostomie sowie ein Hämatom im Transplantatlager bei einem Patienten (Blutungskomplikation 20%). Zwei Patienten entwickelten mild verlaufende Katheter-assoziierte Infektionen (20%). Drei Patienten entwickelten Lymphozelen (30%). Bei einem Patienten trat eine revisionspflichtige Darmperforation am postoperativen Tag 10 auf. In der Nachsorge zeigt sich bei allen Patienten eine stabile Transplantatfunktion mit Insulinfreiheit. Das mittlere Kreatinin im Serum beträgt nach 1, 2 und 3 Jahren Follow-Up 1,26 mg/dl, 1,44 mg/dl und 1,35 mg/dl, resp.
Schlussfolgerung: Die Pankreas Nierentransplantation wird unverändert in Deutschland mit nur geringer Frequenz durchgeführt. Hauptursachen sind neben einer geringen Spenderzahl von ‚optimalen Spendern’ (jung, schlank, keine Vorerkrankungen) eine große Zurückhaltung der meisten Zentren bei der Akzeptanz suboptimaler Spenderorgane. Umso wichtiger erscheint eine optimale immunsuppressive Therapie zur bestmöglichen Erhaltung der Transplantatfunktion. Eine steroidfreie immunsuppressive Therapie mit Tacrolimus und Mycophenolatmofetil nach Alemtuzumab Induktion und einmaliger Steroidgabe zeigt hier eine gute Alternative zur Induktion mit ATG mit sehr geringer Abstoßungsrate und guter Transplantatfunktion im Follow-Up.