gms | German Medical Science

132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Alemtuzumab Induktion mit steroidfreier Erhaltungsimmunsuppression bei der simultanen Pankreas-Nierentransplantation

Meeting Abstract

  • Thomas Vogel - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster, Deutschland
  • Christoph Anthoni - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster, Deutschland
  • Hartmut Schmidt - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Transplantationsmedizin, Münster, Deutschland
  • Barbara Suwelack - Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klinik D, Münster, Deutschland
  • Norbert Senninger - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster, Deutschland
  • Heiner Wolters - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch535

doi: 10.3205/15dgch535, urn:nbn:de:0183-15dgch5357

Published: April 24, 2015

© 2015 Vogel et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Die simultane Pankreas-Nierentransplantation ist der Goldstandard in der Therapie von Patienten mit Diabetes mellitus Typ I und terminaler Niereninsuffizienz. Ziel der immunsuppressiven Therapie nach simultaner Pankreas-Nierentransplantation ist neben der Vermeidung von Abstoßungsreaktionen die diabetogene Wirkung der immunsuppressiven Medikation zu vermeiden. In den meisten Zentren hat sich hierfür eine steroidfreie Medikation durchgesetzt.

Alemtuzumab ist ein depletierender humanisierter monoklonaler IgG1-Antikörper der spezifisch an das Glykoprotein CD52 auf der Zelloberfläche von B- und T-Lymphozyten bindet. Das immunsuppressive Potential ist insbesondere für die Nierentransplantation erprobt. Die Anwendung von Alemtuzumab in der Pankreasnierentransplantation ist mit kleinen Fallzahlen beschrieben.

Material und Methoden: Wir berichten über die Erfahrung einer Serie von Pankreas-Nierentransplantationen mit Alemtuzumab-Induktionstherapie gefolgte von einer steroidfreien Immunsuppression mit Tacrolimus und Mycophenolatmofetil.

Bei zehn Patienten mit simultaner Pankreas-Nierentransplantation in den Jahren 2011 bis 2014 wurde eine immunsuppressive Therapie nach folgendem Schema durchgeführt:
a) einmalige intraoperative Steroidgabe von 500 mg vor Reperfusion des ersten Organs
b) Alemtuzumab (Campath®) 30 mg unmittelbar postoperativ, bzw. innerhalb von 3-6 Stunden nach Reperfusion des ersten Organs. Eine zweite Dosis Alemtuzumab (30 mg) 24 Stunden nach Erstgabe
b) Tacrolimus; Beginn unmittelbar postoperativ mit Zielspiegeln in den ersten 6 Monaten von 8-12 ng/ml und anschließend 5-10 ng/ml;
c) Mycophenolatmofetil; Beginn unmittelbar postoperativ 1500 mg/d aufgeteilt auf 2 Dosen.

Ergebnisse: Die mittlere Nachbeobachtungszeit beträgt 2,1 Jahre (2 Monate – 40 Monate). Alle Patienten zeigten eine unmittelbare Funktionsaufnahme beider Organe. Das mittlere Kreatinin im Serum betrug zum Zeitpunkt der Entlassung 1,34 mg/dl. Alle Patienten waren zum Zeitpunkt der Entlassung unabhängig von Insulin. Das 1-Jahres Patienten und Transplantatüberleben für beide Organe beträgt 100%.

An postoperativen Komplikationen zeigten sich eine revisionspflichtige Nachblutung der Jejuno-Jejunostomie sowie ein Hämatom im Transplantatlager bei einem Patienten (Blutungskomplikation 20%). Zwei Patienten entwickelten mild verlaufende Katheter-assoziierte Infektionen (20%). Drei Patienten entwickelten Lymphozelen (30%). Bei einem Patienten trat eine revisionspflichtige Darmperforation am postoperativen Tag 10 auf. In der Nachsorge zeigt sich bei allen Patienten eine stabile Transplantatfunktion mit Insulinfreiheit. Das mittlere Kreatinin im Serum beträgt nach 1, 2 und 3 Jahren Follow-Up 1,26 mg/dl, 1,44 mg/dl und 1,35 mg/dl, resp.

Schlussfolgerung: Die Pankreas Nierentransplantation wird unverändert in Deutschland mit nur geringer Frequenz durchgeführt. Hauptursachen sind neben einer geringen Spenderzahl von ‚optimalen Spendern’ (jung, schlank, keine Vorerkrankungen) eine große Zurückhaltung der meisten Zentren bei der Akzeptanz suboptimaler Spenderorgane. Umso wichtiger erscheint eine optimale immunsuppressive Therapie zur bestmöglichen Erhaltung der Transplantatfunktion. Eine steroidfreie immunsuppressive Therapie mit Tacrolimus und Mycophenolatmofetil nach Alemtuzumab Induktion und einmaliger Steroidgabe zeigt hier eine gute Alternative zur Induktion mit ATG mit sehr geringer Abstoßungsrate und guter Transplantatfunktion im Follow-Up.