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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Eine Spätkomplikation der Hernienchirurgie mittels Onlay-Technik. Interstitiale Rezidive unter dem Netz

Meeting Abstract

  • Deniz Güzey - Bakirköy, Dr. Sadi Konuk EAH, Chirurgischer Klinik, Istanbul, Türkei
  • Kaplan Baha Temizgönül - Bakirköy, Dr. Sadi Konuk EAH, Chirurgischer Klinik, ISTANBUL, Türkei
  • Ilhan Gök - Bakirköy, Dr. Sadi Konuk EAH, Chirurgischer Klinik, ISTANBUL, Türkei
  • Cevher Akarsu - Bakirköy, Dr. Sadi Konuk EAH, Chirurgischer Klinik, ISTANBUL, Türkei
  • Serkan Aslan - Bakirköy, Dr. Sadi Konuk EAH, Radiologische Klinik, ISTANBUL, Türkei
  • Sema Aksoy - Bakirköy, Dr. Sadi Konuk EAH, Radiologische Klinik, ISTANBUL, Türkei

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch499

doi: 10.3205/15dgch499, urn:nbn:de:0183-15dgch4991

Published: April 24, 2015

© 2015 Güzey et al.
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Einleitung: Die Narbenhernie ist die zweithäufigste spätpostoperative Komplikation nach abdominalchirurgischen Eingriffen. Trotz allen technischen Fortschrittes in der Medizin und den Operationstechniken behält sie weiterhin Bedeutung. Durch Verwendung von neuentwickelten Netzimplantaten ist es den Chirurgen gelungen, die hohe Rezidivquote wesentlich zu reduzieren. Neben diesem Vorteil hat aber die Implantation dieser Netzmaterialien nicht selten unerwünschte Folgen, wie z. B. eine Erhöhung der Rate lokaler Wundkomplikationen. Eine Rezidivhernie zwischen der Faszie und dem intakten Netzimplantat ist eine schwer feststellbare Spätfolge dieses Verfahrens.

Material und Methoden: Wir berichten von einem 49 Jahre alten Patienten, der vor 12 Jahren mit einem Messerstich am rechten Oberbauch verletzt und am selben Tage operativ versorgt wurde. Ein Jahr später wurde bei ihm eine Narbenhernie festgestellt und durch die Verwendung alloplastischer Netze in offener Onlay-Technik versorgt.

Ergebnisse: Nach unproblematischem Verlauf über 11 Jahre klagt der Patient über Schmerzen an der ehemaligen Operationsstelle seit mehr als einem Jahr. Es fanden sich keine äußerlich sichtbaren pathologischen Befunde. Eine Dehiszenz oder Vorwölbung war nicht feststellbar. Mittels Ultraschall und Computertomographie war eine pilzförmige Hernienbildung unterhalb des Netzmateriales zur Darstellung gekommen (Abbildung 1 [Abb. 1]). Die Netzränder waren mit der Faszie fest eingewachsen, so dass der Herniensack zwischen der Faszie und der Netzkante nicht hervortreten konnte.

Schlussfolgerung: Durch die zunehmende Verwendung von Netzimplantaten zur Verstärkung der Bauchwand konnte die Rezidivquote bei der Narbenhernienversorgung nahezu unabhängig von dem verwendeten Material gesenkt werden.

Die Hernienrezidive können als Folge der fehlenden narbigen Einheilung der Netzimplantate an dem Widerlager oder durch Schrumpfung des Netzes entstehen und treten zwischen der Faszie und dem Netz als Vorwölbung an der Netzkante hervor. Allerdings könnte seltenerweise eine Herniation zwischen dem an den Rändern fest eingewachsenem Netz und der Faszie entstehen, die sich durch Untersuchung der Bauchwand nicht leicht feststellen lässt. Ähnliches Vorkommen wurde nach „Tension-free“ Operationen in der Leistengegend berichtet, wobei eine neue Art der Rezidivhernie beschrieben wurde, die sogenannte „subprosthetic Hernia“, eine Rezidivhernie zwischen der adaptierten Faszie und dem eingebrachten Netzmaterial.

Die Besonderheit des präsentierten Falles besteht in der neuartig beschriebenen seltenen Spätkomplikation einer durch die Onlay-Technik operierten Bauchwandhernie, welche unterhalb des Netzimplantates als Rezidiv vorkommt und leicht übersehen werden kann. In solchen Fällen sollte zur Differentialdiagnose eine Rezidivhernie unter dem Netz in Betracht gezogen werden.