gms | German Medical Science

132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Dekompression peripherer Nerven als Behandlungskonzept der diabetischen Polyneuropathie

Meeting Abstract

  • Thomas Fuchsberger - BG Unfallklinik Tübingen, Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, Tübingen, Deutschland
  • Patrick Jaminet - BG Unfallklinik Tübingen, Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, Tübingen, Deutschland
  • Philipp Gonser - BG Unfallklinik Tübingen, Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, Tübingen, Deutschland
  • Theodora Manoli - BG Unfallklinik Tübingen, Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, Tübingen, Deutschland
  • Hans-Eberhard Schaller - BG Unfallklinik Tübingen, Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, Tübingen, Deutschland
  • Oskar Aszmann - Abteilung für Plastische und Wiederherstellende Chirurgie, Medizinische Universität, Zentrum für Extremitätenrekonstruktion und Rehabilitation, Wien, Österreich

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch464

doi: 10.3205/15dgch464, urn:nbn:de:0183-15dgch4644

Published: April 24, 2015

© 2015 Fuchsberger et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Die Polyneuropathie als Spätfolge der diabetischen Erkrankung mit ihren Konsequenzen Ulzeration und Amputation werden in ihrer pathophysiologischen Ursache, Ihrer sozioökonomischen und sozialmedizinischen Relevanz kurz skizziert. Die etablierten Behandlungsstrategien haben bislang zu keiner wesentlichen Reduktion der Diabetes assoziierten Ulzerationen und Amputationen geführt. Ziel dieser Arbeit ist es die Ergebnisse der Dekompression peripherer Nerven an der unteren Extremität bei Patienten mit einer diabetischen Polyneuropathie systematisch hinsichtlich Schmerzreduktion, Sensibilitätsverbesserung und Entwicklung von Ulzerationen/Amputation zu evaluieren und im Gesamtkonzept der Behandlung diabetischer Komplikation zu diskutieren.

Material und Methoden: Pubmed/Medline und Embase Recherche von 11 Studien zur Dekompression peripherer Nerven der unteren Extremität im Zeitraum von 1992–2013 hinsichtlich der Veränderung von Sensibilität, Schmerzen, Ulzerationen/Reulzerationen sowie Amputationsrate. Initial konnten nach strategischer Suche 1958 Zitate gefunden werden. Nach systematischer Aufarbeitung wurden 570 aufgrund doppelter Zitierung ausgeschlossen werden. Von den verbliebenden 1388 mussten wiederum 1328 aufgrund des Titels und weitere 42 aufgrund des vorhandenes Abstracts exkludiert werden. Die verbliebenen Arbeiten wurden nochmalig analysiert und schlussendlich auf 11 Originalarbeiten reduziert. 5 von 11 Studien wurden als retrospektive Fall-Kohorten-Studie, 6 Arbeiten mit prospektivem Studiendesign durchgeführt.

Ergebnisse: Die in diese Arbeit eingeschlossenen Studien zeigen eine durchschnittliche Besserung der Sensibilität im medianen Nachuntersuchungszeitraum von 15,75 Monaten (3-30) in 88 Prozent aller Fälle sowie eine Reduktion der Schmerzen in 81 Prozent im Median von 19 Monaten (3-42). Im medianen Nachuntersuchungszeitraum von 19,5 Monaten (3-42) zeigten sich keine Reulzerationen oder Amputationen im untersuchten Patienenkollektiv.

3 Tabellen zu Schmerz, Sensibilität und Ulzeration/Reulzeration

Schlussfolgerung: Die Dekompression peripherer Nerven erweist sich als sehr gutes Behandlungskonzept zur Wiederherstellung bzw. Verbesserung der Sensibilität, Verminderung der Schmerzsymptomatik und Reduktion von Ulzerationen und Amputationen. Schlussfolgernd sollten Patienten mit Sensibilitätsminderung und Schmerzen an den unteren Extremitäten unbedingt dementsprechenden Zentren präventiv zur Evaluierung einer möglichen Dekompression peripherer Nerven zugewiesen werden. Leider zeigt die Realität, dass dies meist erst bei schon lange bestehenden Ulzerationen, großen Haut-Weichteildefekten oder final zur Amputation erfolgt. Neben momentan etablierten Behandlungskonzepten könnte die Evaluierung einer möglichen Dekompression als weiterer Baustein der routinemäßigen Nachsorge von Diabetikern in die S3 Leitlinie sowie den Diabetespass aufgenommen werden, da darin wichtiger und unumgänglicher Ansatz einerseits zur Verminderung neuropathischer Schmerzen, Ulzerationen und Amputationen andererseits zur Kosteneffizienz und Kostenreduktion in der Behandlung diabetischer Komplikationen gegeben ist.