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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Züchtung von körpereigenem gefäßversorgtem Knochenersatzgewebe für die Therapie von komplexen Knochendefekten

Meeting Abstract

  • Anja Miriam Boos - Universitätsklinikum Erlangen, Plastisch- und Handchirurgische Klinik, Erlangen, Deutschland
  • Annika Weigand - Universitätsklinikum Erlangen, Plastisch- und Handchirurgische Klinik, Erlangen, Deutschland
  • Rebekka Brodbeck - Universitätsklinikum Erlangen, Plastisch- und Handchirurgische Klinik, Erlangen, Deutschland
  • Andreas Arkudas - Universitätsklinikum Erlangen, Plastisch- und Handchirurgische Klinik, Erlangen, Deutschland
  • Andreas Hess - Institute of Experimental and Clinical Pharmacology and Toxicology, Friedrich-Alexander University, Erlangen, Deutschland
  • Thomas Gerber - Department for Materials Research and Nanostructures, Institute for Physics, University of Rostock, Rostock, Deutschland
  • Raymund Horch - Universitätsklinikum Erlangen, Plastisch- und Handchirurgische Klinik, Erlangen, Deutschland
  • Justus Beier - Universitätsklinikum Erlangen, Plastisch- und Handchirurgische Klinik, Erlangen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch455

doi: 10.3205/15dgch455, urn:nbn:de:0183-15dgch4554

Published: April 24, 2015

© 2015 Boos et al.
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Text

Einleitung: Mit dem Ziel der Entwicklung einer neuen Therapiestrategie zur Behandlung großer Knochendefekte wurde in den letzten Jahren an der Entwicklung von axial vaskularisiertem Knochenersatz gearbeitet. Hierzu wurde in vorangegangenen Versuchen das arteriovenöse (AV)-Loop Modell des Schafes entwickelt, in welchem zunächst eine intrinsische, axiale Vaskularisation verschiedener biologischer und bioartifizieller Knochenersatzstoffe gezeigt werden konnte. Die Vaskularisation großer Konstrukte erfolgt relativ langsam, was zu langen Implantationszeiten und fehlender knöcherner Durchbauung in bisherigen Studien führte. Zum Erreichen einer schnelleren Vaskularisation von Konstrukten in klinisch relevanter Größenordnung mit dem Ziel der Züchtung von axial vaskularisiertem stabilem, transplantierbarem Knochenersatzgewebe wurde in diesem Projekt die Vaskularisation einer primär stabilen Knochenersatzmatrix zum einen intrinsisch durch eine Gefäßschleife sowie gleichzeitig extrinsisch mittels zusätzlich von außen einwachsender Gefäße evaluiert.

Material und Methoden: In Merinolandschafen wurden im AV-Loop Modell zwei unterschiedliche Kammerkonstruktionen getestet: zum einen eine geschlossene Isolationskammer aus Teflon, wobei die Vaskularisation des Knochenersatzstoffes ausschließlich intrinsisch durch die Gefäßschleife erfolgt. Zum anderen eine perforierte Titankammer, die neben der intrinsischen auch eine zusätzliche extrinsische Vaskularisation zulässt. Die Implantation erfolgte in Kombination mit einer klinisch zugelassenen nanokristallinen Hydroxylapatit-Knochenersatzmatrix. Die Auswertung erfolgte histologisch und mit bildgebenden Verfahren.

Ergebnisse: Durch sequentielle Perfusion konnte bei Verwendung der perforierten Titankammer eine zusätzliche extrinsische Gefäßeinsprossung gezeigt werden, welche die Gefäßversorgung der Konstrukte unterstützt und Anschluss an das AV-Loop System findet. Durch Rekrutierung der extrinsischen Vaskularisation, welche sich mit dem intrinsischen axialen AV-Loop System verbindet, konnte in der perforierten Kammer eine schnellere Vaskularisation gezeigt werden. Diese frühere Vaskularisation des sich neu bildenden Ersatzgewebes führt zu einer beschleunigten Knochenneubildung und einem gesteigerten Remodelling im Vergleich zur geschlossenen Kammer. In immunhistochemischen Färbungen konnten die neu gebildeten Knochenflächen detektiert werden. Mit Hilfe einer TRAP Färbung konnten Osteoklasten identifiziert und somit ein aktiver Prozess des Knochenumbaus gezeigt werden.

Schlussfolgerung: Durch die verkürzte Prävaskularisationszeit konnte erstmalig eine schnellere vollständige Vaskularisation sowie ein schnellerer Umbau der Konstrukte zu körpereigenem Knochen zur Generierung von Knochenersatz gezeigt werden. In Zukunft sollen diese prävaskularisierten Konstrukte, die nach Anastomosierung ausschließlich über die Gefäßschleife versorgt werden, schließlich mikrovaskulär in Knochendefekte transplantiert werden. Im Gegensatz zum Einsatz von präfabrizierten Lappenplastiken muss bei dieser Methode kein Muskel- und autologes Knochengewebe geopfert werden, so dass nur eine geringe Hebemorbidität resultiert. Mit diesem neuen Therapiekonzept könnte es in Zukunft möglich sein, Knochenersatzgewebe individuell auf den Patienten und seinen Gewebedefekt zugeschnitten im Körper züchten zu können.