gms | German Medical Science

132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Erich Lexer (1867–1937) und die historischen Anfänge der autologen Fettgewebetransplantation

Meeting Abstract

Search Medline for

  • Andreas Gohritz - Unispital Basel / Schweizer Paraplegiker-Zentrum, Handchirurgie, Basel, Schweiz

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch425

doi: 10.3205/15dgch425, urn:nbn:de:0183-15dgch4254

Published: April 24, 2015

© 2015 Gohritz.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Die autologe minimal-invasive Fettgewebetransplantation hat in unserer Zeit mit neuartiger Methodik eine Renaissance erfahren und wird bei zahlreichen rekonstruktiven und ästhetischen Indikationen angewandt.

Erich Lexer (1867-1937) hat als führender Wiederherstellungschirurg seiner Zeit wichtige Grundlagen der modernen Plastischen Chirurgie geschaffen. Sein Werk „Die Freien Transplantationen“ aus den Jahren zeigt ihn in einem Kapitel mit insgesamt 280 Seiten als grossen Pionier der Fettgewebstransplantation.

Material und Methoden: Ziel dieses Beitrages ist es, den damaligen Wissenstand, die verwendeten Techniken, Indikationen und klinischen Ergebnisse, die auch in Lexers Opus magnum „Die Gesamte Wiederherstellungschirurgie“ dargestellt sind, mit heutigen Konzepten zu vergleichen und die damalige therapeutische Bandbreite aufzuzeigen, die uns auch heute noch Anregung und Vorbild sein kann.

Das Vorgehen Lexers wird anhand von zahlreichen photographisch dokumentierten Langzeitverläufen diskutiert.

Ergebnisse: Lexer entnahm Fettläppchen primär aus der Umgebung der Wunde, ausser bei Transplantationen im Gesicht, bei denen er Entnahmen von Oberarm und –schenkel bevorzugte. Transplantate durften nur möglichst atraumatisch entnommen und nie mit Instrumenten gequetscht oder gerissen, nur mit feuchten Kompressen angefasst und darin intraoperativ gelagert werden. Hämatome sollten durch sorgfältige Blutstillung unbedingt vermieden werden, um die Ernährung aus dem Wundbett nicht zu beeinträchtigen. Durch initiale Überkorrektur sollte ein zu erwartender Resorptionsschwund ausgeglichen werden.

Während seine Zeitgenossen Fettgewebe fast nur zur Blutstillung und Auffüllung von Knochenhöhlen verwendeten, begann Lexer 1905 mit Transplantation kleiner Fettgewebslappen zum Bewegungserhalt nach Gelenkplastiken bei ankylotischen Finger- und Kiefergelenken, ab 1906 auch am Ellenbogengelenk. 1909 verwendete er erstmals grosse Fettlappen, teilweise mit Faszie, zum Ausgleich grosser atrophischer und posttraumatischer Knochen- und Weichteildeformitäten im Gesicht. Es folgten Versuche zur Verhinderung von Verwachsungen getrennter Synostosen, nach Tendo- und Neurolysen sowie Sehnen- und Nervennähten, Auffüllung von Konturdefekten und Wundhöhlen am gesamten Köper (z. B. Ersatz des Hodens, nach Exartikulation im Hüftgelenk, Entfernung einzelner Karpal- oder Tarsalknochen, Ersatz von Schädellücken), Narbenkorrektur, Umscheidung von Blutgefässen in Leistengegend und Achselhöhle zur Vermeidung von Stauungsödemen sowie zur Defektdeckung in der Hirnchirurgie.

Schlussfolgerung: Erich Lexers Arbeiten zur Fettgewebetransplantation zeigen die interessanten Anfänge dieser heute wieder sehr modernen Methode. Es bieten sich zahlreiche Anregungen von den damaligen Indikationen zu lernen und die Ergebnisse bei anderen Problemstellungen mit heutigen Techniken nachzuahmen und zu verbessern.