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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Kontamination von Verbrennungswunden mit Achromobacter xylosoxidans auf einer Schwerstverbranntenintensivstation – Infektion und fulminanter septischer Verlauf

Meeting Abstract

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  • Alexandra Schulz - Klinikum Köln-Merheim, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Schwerverbranntenzentrum, Köln, Deutschland
  • Erhan Demir - Köln-Merheim, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Schwerverbranntenzentrum, Köln, Deutschland
  • Paul Christian Fuchs - Köln-Merheim, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Schwerverbranntenzentrum, Köln, Deutschland
  • Walter Perbix - Köln-Merheim, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Schwerverbranntenzentrum, Köln, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch374

doi: 10.3205/15dgch374, urn:nbn:de:0183-15dgch3745

Published: April 24, 2015

© 2015 Schulz et al.
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Einleitung: Achromobacter xylosoxidans ist eine Bakterien-Gattung aus der Familie der Alcaligenaceae, die zur Ordnung der Burkholderiales gehört. Es handelt sich um ein aerobes, gram-negatives, nicht fermentierendes, stäbchenförmiges Bakterium, das ubiquität im Boden und Wasser vorkommt. Es werden heute zahlreiche Arten zur Gattung Achromobacter gerechnet.

Trotz niedriger intrinischer Pathogenität führt eine Infektion mit Achromobacter Subspecies bei immunkompromittierten Patienten zu schweren Infektionen. In der Literatur finden sich Fallberichte zu fulminanten Infektionen bei Patienten mit Malignom, Leber- und Knochenmark-Transplantation, Neutropenie, Diabetes mellitus, Nierenversagen, zystischer Fibrose, HIV-Infektion, IgM-Defizit sowie bei Neugeborenen. Letal verlaufende Infektionen von Verbrennungspatienten mit Achromobacter Species als Sepsiserreger wurden bisher in der Literatur nicht beschrieben.

Material und Methoden: Im Rahmen einer prospektiven unizentrischen Studie erheben wir seit 2012 alle Kontaminationen mit Achromobacter Species und ihre klinischen Verläufe von Verbrennungspatienten der Schwerverbrannten-Intensivstation der Plastischen Chirurgie am Standort Köln-Merheim. Ferner führten wir eine restrospektive Studie mit gleicher Fragestellung für den Zeitraum 2006-2012 anhand unserer detaillierten Datenbank durch.

Ergebnisse: Bisher wurde der Achromobacter als Sepsiserreger nur bei immunsupprimierten Patienten beschrieben. Wir konnten 19 Fälle von Kontamination und sechs Fälle von Infektion mit Achromobacter-Species verzeichnen seit 2006. Der Erstnachweis erfolgte durchschnittlich am 24. Tag. Die frühste Erstinfektion verzeichneten wir am sechsten Tag, die späteste am 63. Tag. In 72% der Fälle erfolgte der Erstnachweis des Achromobacter im Wundabstrich. Drei Patienten zeigten einen septischen Verlauf mit alleinigem blutkulturellem Achromobacternachweis. In zwei Fällen entwickelten die Patienten unter antibiotischer Therapie ein Multiorganversagen mit letalem Ausgang.

Klinischer Fall: Nach Arbeitsunfall nahmen wir 2012 einen gesunden 29-jährigen männlichen Patienten mit Starkstromverletzung auf (Verbrennungen 35 % der KOF IIa-IV.gradig, ausgedehnte Muskelnekrosen, Kompartmentsyndrom, ABSI Score 8). Unter intensivmedizinischer Komplextherapie mit Langzeitbeatmung und Nierenersatztherapie führten wir in mehreren operativen Eingriffen die Nekrektomie und Defektdeckung durch.

Bei Aufnahme zeigten die Wundabstriche eine Besiedlung mit Pseudomonas aeruginosa. Am sechsten Tag erfolgte der Nachweis eines multiresistenten Pseudomonas aeruginosa (3-MRGN). Am neunten Tag wiesen wir zunächst Achromobacter xylosoxidans im Wundabstrich, im Verlauf Achromobacter denitrificans nach. Bei Sepsis unter laufender antibiotischer Therapie kam es zu einem alleinigen Nachweis des Achromobacter in zuletzt allen Abstrichen und in der Blutkultur (Abbildung 1 [Abb. 1]). Am 29. Tag verstarb der Patient im septischen Multiorganversagen.

Schlussfolgerung: Trotz niedriger intrinische Pathogenität ist eine Infektion mit Achromobacter aus unserer Erfahrung daher auch bei Verbrennungspatienten als Ursache für schwere Infektionen zu bedenken und frühzeitig zu behandeln. Ein ausführliches Fallbeispiel wird dargestellt.