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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

„In situ“-Kranioplastik bei isolierter Sagittalnahtsynostose

Meeting Abstract

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  • Markus Neher - Klinikum Nürnberg, Klinik für Neurochirurgie, Nürnberg, Deutschland
  • Mark Farmand - Klinikum Nürnberg, Klinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie, Nürnberg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch298

doi: 10.3205/15dgch298, urn:nbn:de:0183-15dgch2981

Published: April 24, 2015

© 2015 Neher et al.
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Einleitung: Die häufigste nicht-syndromale Form einer isolierten Kraniosynostose ist der vorzeitige Verschluss der Sagittalnaht mit dem klinischen Bild des Scaphocephalus. In der über 100-jährigen Geschichte der operativen Behandlung dieser Problematik kamen unterschiedlichste Verfahren zur Anwendung. Wir beschreiben hier unsere Technik einer sogenannten „in situ“-Kranioplastik als eine weniger invasive Methode zur definitiven Versorgung von unkomplizierten Sagittalnahtsynostosen.

Material und Methoden: Die Operation wird im durchschnittlichen Alter von 6 Monaten bei Säuglingen mit 3D-computertomographisch nachgewiesener isolierter kompletter oder partieller Sagittalnahtsynostose durchgeführt.

Über einen Zickzack-Bügelschnitt ohne Inzision des Temporalmuskels wird die verschlossene Sutur in Form eines Doppelwinkels mittellinienüberschreitend osteotomiert, wobei die dadurch geschaffenen Knochenfragmente temporal als integraler Bestandteil des Schädels gestielt bleiben. Der Osteotomiespalt wird dann nach Ausdünnung der Fragmentbasis soweit aufgedehnt und das apikale Fragmentende mit Zangen geformt bis die Schädelverschmälerung ästhetisch ausgeglichen und eine neue, breitere Schädelform erzielt wird. Die gestielten Knochenfragmente werden anschließend am frontalen Kraniotomierand mittels weniger Drähte fixiert. Am dorsalen Kraniotomierand erfolgt die Anlage von „Barrel-stove“-Osteotomien ohne Plättchen- oder Drahtfixierung zur weiteren Aufweitung des schmalen Schädels und um einen harmonischen Übergang zu erreichen. Alle geschaffenen Knochenlücken bleiben offen, es erfolgt keine Einlage von freien Knochenstücken. Somit sind alle Bestandteile der Kranioplastik aufgrund der gestielten Fragmente in knöcherner Kontinuität mit dem restlichen Schädel. Postoperativ erfolgt für ca. 6–8 Wochen das Tragen eines angepassten Helms. Die Nachbeobachtungszeit umfasst bislang mehr als 6 Jahre.

Ergebnisse: Durch das beschriebene Verfahren verkürzt sich die Operationsdauer erheblich. Bei allen mit dieser Technik operierten Kindern konnte ein gutes kosmetisches Ergebnis erzielt werden. In keinem Fall war eine korrektive Nachoperation notwendig, alle Knochenlücken zeigten einen Spontanverschluss im Verlauf. Es traten keine relevanten Komplikationen auf, insbesondere keine Infektionen oder Nachblutungen. Der postoperative Verlauf verkürzte sich ebenfalls deutlich. Darüber hinaus ergab sich eine Tendenz für eine geringere Notwendigkeit von intra-/postoperativer Erythrozytensubstitution.

Schlussfolgerung: Durch dieses weniger invasive Verfahren kann eine gute Korrektur einer unkomplizierten Sagittalnahtsynostose erzielt werden. Durch geringere Destruktion und eine osteo-muskulär gestielte Plastik mit erhaltener Perfusion der Fragmente kann das Infektionsrisiko gesenkt und das Knochenwachstum begünstigt werden. Hierdurch und durch die kürzere Operationsdauer kommt es insgesamt zu einer geringeren Morbidität bei diesem Eingriff im Vergleich mit aggressiveren operativen Korrekturen der Sagittalnahtsynostose.

Es ist jedoch nur eine geringe Beeinflussung der Langform der Kalotte möglich, so dass bei sehr ausgeprägten Kahnschädeln andere, invasivere Verfahren angezeigt sein können.