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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Versorgung frontoethmoidaler Meningoenzephalozelen in Kambodscha

Meeting Abstract

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  • Thomas Pinzer - Klinik für Neurochirurgie, Klinik für Neurochirurgie, Dresden, Deutschland
  • Günter Lauer - Klinik für Mund,- Kiefer- und Gesichtschirurgie, Klinik für Mund,- Kiefer- und Gesichtschirurgie, Dresden, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch292

doi: 10.3205/15dgch292, urn:nbn:de:0183-15dgch2929

Published: April 24, 2015

© 2015 Pinzer et al.
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Einleitung: Als frontoethmoidale Meningoenzephalozelen (MEZ) bezeichnet man einen Prolaps intrakranieller Strukturen am Nasenansatz, der auf einem angeborenen Defekt im Bereich des Foramen caecum beruht. Die Inzidenz ist in Südostasien bis zu 10x häufiger (1:3500) als in den Industrieländern Europas und Amerikas. Die Ätiologie ist unbekannt. Die Eingriffe erfolgen interdisziplinär (MKG- und Neurochirurgie).

Material und Methoden: In den Jahren 2004 bis 2010 wurden 78 Patienten im Alter von 4,5 Mo. – 23 Jahren von uns operativ über die Organisation Médicins du Monde unter Minimalbedingungen versorgt. 32 Patienten waren weiblichen, 46 männlichen Geschlechts, bei 12 Fällen lag ein Rezidiv vor. Häufig zeigten sich assoziierte Pathologien im Orbita- und Augenbereich: Telekanthus 55 Pat., Hypertelorismus 13 Pat., Anophthalmus 2 Pat., Mikrophthalmus 6 Pat., Amaurose 11 Pat. und Schielen 22 Pat. Grundlage für die Beurteilung der Orbita waren Messungen bei 688 Personen der Normalbevölkerung. Chirurgisches Vorgehen: kleine Trepanation mit Resektion der Zele, Verschluss mit doppeltem freien und zusätzlich gestieltem Periostlappen, knöcherne Deckung des Frontobasisdefektes, Korrektur der Augenpathologie mit medialer Kanthopexie. Die Operationsbedingungen waren wie folgt: keine bildgebende Diagnostik, keine präoperativen Laborparameter, keine Blutkonserven, erst ab 2007 nach Blutspende durch Angehörige möglich, keine Intensivtherapie, mitzuführende Ausrüstung: Bipolator mit Pinzette, Trepan, Gigli-Säge, Galeaclips, atraumatische Duranähte, Knochenwachs.

Ergebnisse: Eine formale Trepanation war bei 48,7% der Pat. notwendig, eine zusätzliche Inzision im Gesicht bei 38,5%. Die Korrektur des Telekanthus war in 89,1% der Fälle, die des Hypertelorismus in 61,5% erfolgreich. An Komplikationen traten auf: Anfälle 1 Pat., Lagophthalmus 1 Pat., Wundinfektion 2 Pat., Liquorleck 3 Pat. und Rezidive bei 2 Pat. Drei Patienten verstarben (Asphyxie, Sepsis, ICP). Die Eingriffe erfolgten mit einer ständigen Assistenz von kambodschanischen Kollegen als Aus- und Weiterbildung mit dem Resultat der Befähigung eines einheimischen Kinderchirurgen zur selbständigen Durchführung der Operation. Die Kosten beliefen sich auf USD 300/Patient.

Schlussfolgerung: Die chirurgische Versorgung der MEZ ist auch unter limitierten Bedingungen und Anwendung einfacher Techniken ohne künstliche Implantate möglich. Eine konventionelle Trepanation ist oft nicht erforderlich und eine zusätzliche Inzision im Gesicht muß nur zur Entfernung überschüssiger Haut vorgenommen werden. Mittels medialer Orbitotomie und Kanthopexie kann der Telekanthus suffizient korrigiert werden, während für die Behandlung des Hypertelorismus teilweise eine komplexe orbitale Translokation indiziert ist. Das interdisziplinäre Vorgehen von Neuro- und MKG-Chirurg ist optimal.

Abbildung 1 [Abb. 1]