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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Karzinome bei M. Crohn des Anorektums: Diagnostische Fallstricke – Therapeutische Möglichkeiten

Meeting Abstract

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  • Gerhard Müller - Evangelisches Krankenhaus Kalk, Klinik für Chirurgie, Köln, Deutschland
  • Henning Stöckmann - Evangelisches Krankenhaus Kalk, Klinik für Chirurgie, Köln, Deutschland
  • Wolfgang Kruis - Evangelisches Krankenhaus Kalk, Klinik für Chirurgie, Köln, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch080

doi: 10.3205/15dgch080, urn:nbn:de:0183-15dgch0804

Published: April 24, 2015

© 2015 Müller et al.
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Einleitung: Das Risiko colorektaler Karzinome ist bei Crohnpatienten allgemein erhöht, bei Crohnbefall des Anorektums steigt es auf das 4-fache (Canavan 2006). Malignität scheint insbesondere mit dem Vorhandensein von Fisteln und Strikturen oder Stenosen assoziiert zu sein. Das Risiko maligner Entartung steigt mit dem Alter und der Dauer der Crohnerkrankung. Neben Adenokarzinomen treten auch Plattenepithelkarzinome auf.

Für Diagnostik und Therapie von Rektum- und Analkarzinomen existieren bewährte Konzepte. Inwieweit können diese auf die crohn-assoziierten Malignome übertragen werden?

Material und Methoden: Im Zeitraum von 2000 - 2014 wurden 1523 Patienten mit M. Crohn behandelt. 17 Patienten entwickelten ein crohn-assoziiertes Karzinom des Dünn- oder Dickdarmes bzw. ein Analkarzinom. Retrospektiv wurden die Krankheitsverläufe der Patienten mit Malignomen des Anorektums (n=8) ausgewertet. Die eigenen Ergebnisse werden mit denen der Literatur verglichen.

Ergebnisse: Alle 8 Patienten (m=4, w=4) mit Karzinomen des Anorektums wiesen eine Colitis Crohn auf und litten ausnahmslos unter meist langjährig bestehenden ano- und rektocutanen Fisteln in Verbindung mit Analkanal- und / oder Rektumstenosen. Die Patienten waren bei Ca-Diagnose im Mittel 53 Jahre alt (42–67), die mittlere Krankheitdauer betrug 23 Jahre (15–33). 6 Patienten entwickelten ein Adeno-Ca (m=4, w=2), zwei ein Plattenepithel-Ca (w=2). Trotz regelmäßiger klinischer und endoskopischer Diagnostik ist es – selbst bei Nachweis von Dysplasien – bei nahezu allen Patienten zu einer verzögerten Diagnosestellung gekommen. Obwohl in allen Fällen Fisteln, z.T. mit Verhalten vorlagen, konnte bei Adeno-Ca bei 5 Patienten eine neoadjuvante Behandlung erfolgen (3 x Radiochemotherapie, 2 x Kurzzeitbestrahlung). Die operative Therapie bestand / besteht in einer Rektumexstirpation (n=5). Eine R0-Resektion ergab sich in 4 Fällen, alle im Stadium UICC II. 2–4 Jahre nach OP sind die Pat. am Leben. (1 OP steht noch aus, ein Pat. hat sich anderweitig behandeln lassen). Demgegenüber waren die Plattenepithelkarzinome lokal fortgeschritten. Eine Patientin entwickelte nach R1-Resektion und adjuvanter Radiochemotherapie ein Lokalrezidiv und ist verstorben, eine Patientin wird aktuell neoadjuvant therapiert.

Schlussfolgerung: Crohnpatienten mit anorektalem Befall haben ein erhöhtes Risiko für colorektale und Plattenepithelkarzinome. Analstrikturen und Rektumstenosen erschweren die endoskopische Diagnostik und die Gewinnung einer repräsentativen Histologie. Eine Coloskopie mit Stufenbiopsien sollte jährlich erfolgen, chronische Fistelgänge müssen regelmäßig durch MRT überwacht, ggf. kürettiert / biopsiert werden. Bei Nachweis von Dysplasien (HIN) sollte die Proktektomie / Rektumexstirpation empfohlen werden. Die Behandlung folgt den Leitlinien des colorektalen Karzinoms bzw. des Analkarzinoms. Zur Vermeidung septischer Komplikationen ist bei neoadjuvanter Behandlung eine primäre Stoma-Anlage zu erwägen und die Möglichkeit der Kurzzeitbestrahlung zu bedenken. Beim Adeno-Ca entspricht die Prognose den Nicht-Crohnpatienten.