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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Epidemiologie und Analyse der chirurgischen Ergebnisse bei Morbus Crohn

Meeting Abstract

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  • Florian Kühn - Chirurgische Universitätsklinik Rostock, Allgemeine-, Thorax-, Gefäß-, und Transplantationschirurgie, Rostock, Deutschland
  • Maximilian Nixdorf - Chirurgische Universitätsklinik Rostock, Allgemeine-, Thorax-, Gefäß-, und Transplantationschirurgie, Rostock, Deutschland
  • Ernst Klar - Chirurgische Universitätsklinik Rostock, Allgemeine-, Thorax-, Gefäß-, und Transplantationschirurgie, Rostock, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch078

doi: 10.3205/15dgch078, urn:nbn:de:0183-15dgch0784

Published: April 24, 2015

© 2015 Kühn et al.
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Einleitung: Ungefähr 70–90% der Patienten mit Morbus Crohn müssen im Laufe ihrer Erkrankung operiert werden. Rezidive, die einen Zweiteingriff verlangen, sind häufig. Die Studienlage zu den chirurgischen Ergebnissen bei M. Crohn ist – bedingt durch ein äußerst heterogenes Patientengut mit unterschiedlicher Krankheitsmanifestation und verschiedenster OP-Indikation – weiterhin äußerst mangelhaft. Eine Analyse epidemiologischer Daten sowie der chirurgischen Ergebnisse am eigenen Patientengut soll zur Verbesserung der Datenlage beitragen

Material und Methoden: Analyse von 120 Patienten, die während des Zeitraums von 2005 bis 2013 aufgrund eines M. Crohn operiert wurden. Die statistische Auswertung erfolgte mittels SPSS.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 213 Operationen während 175 Aufenthalten an 120 Patienten erfasst, 65 (54,2%) weiblich, 55 (45,8%) männlich. Beobachtet wurden u.a. 124 resezierende Eingriffe, 53 Stomaanlagen und 51 perianale Eingriffe. Das durchschnittliche Alter bei Erst-Operation lag bei 38,8 Jahren (Range: 17–72) bzw. 33,5 Jahre bei perianalem Crohn-Befall. Die durchschnittliche Krankheitsdauer bis Erst-Operation lag bei 6,5 Jahren (Range: 0–29). Eine negative Raucheranamnese war mit einer kürzeren Krankheitsdauer bis zur Erst-Operation assoziiert (4,6 vs. 8 Jahre, p<0.05). 94 Patienten unterzogen sich während des beobachteten Zeitraums an unserem Haus einer Darmresektion. Bei 9 Patienten führte die OP zur Erstdiagnose. Über 60% der Patienten mussten sich im Laufe ihres Lebens mehr als einer Crohn-bedingten Operation unterziehen. Das häufigste Befallsmuster war mit 35% der kombinierte Befall von Dünn- und Dickdarm, gefolgt von 30,8% mit Befall des terminalen Ileums. Die Ileozökalresektionen war mit 39,2% der häufigste resezierende Eingriff. Die häufigste Indikation für abdominelle Eingriffe waren Stenosen (42,5%). 26 (16%) abdominelle Operationen mussten notfallmäßig durchgeführt werden. Die häufigste Indikation dabei stellte mit 13 Fällen (50%) eine Perforation dar. 19 von 53 (35,8%) Stomaanlagen erfolgten aufgrund eines perianalen Leidens. Bei 5 (26,3%) dieser Patienten konnte im Verlauf die Rückverlagerung stattfinden. Die mittlere Dauer von Anlage bis Rückverlagerung betrug dabei 359 Tage (Range: 89–901). In 12 Fällen (11,7%) kam es nach einer abdominellen Operation zu einer operativ revisionspflichtigen Komplikation (Clavien III–IV). 10 der 12 revisionspflichtigen Patienten (91%) nahmen zum Zeitpunkt der OP Prednisolon >5 mg (p>0.05). Bei 7 dieser 10 Revisionen (70%) handelte es sich bei der Komplikation um eine Anastomoseninsuffizienz. Ein Crohn-assoziiertes Karzinom trat insgesamt bei 6 Patienten (5%) auf.

Schlussfolgerung: Im untersuchten Patientengut ist der perianale Crohn mit einer tendenziell früheren OP-Pflichtigkeit und ein negativer Raucherstatus - wider Erwarten - mit einer signifikant kürzeren Krankheitsdauer bis zur Erst-OP assoziiert. Wird bei perianalem Befall eine Deviation notwendig, ist die Wahrscheinlichkeit einer Rückverlagerung niedrig. Eine detailierte klinische und molekularbiologische Analyse von Patienten mit einem Crohn-assoziierten Karzinom ist dringend notwendig, um Prädispositionen entsprechender Patienten rechtzeitig zu erkennen.