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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Instabilität des atlantoaxialen Komplexes – Biomechanische Rolle der Ligamente

Meeting Abstract

  • Elisa Heising - Uniklinik Köln, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Deutschland
  • Christoph Faymonville - Uniklinik Köln, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Deutschland
  • Lars Peter Müller - Uniklinik Köln, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Deutschland
  • Peer Eysel - Uniklinik Köln, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Deutschland
  • Gregor Stein - Uniklinik Köln, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Köln, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch028

doi: 10.3205/15dgch028, urn:nbn:de:0183-15dgch0282

Published: April 24, 2015

© 2015 Heising et al.
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Text

Einleitung: Die rheumatoide Arthritis (RA) ist eine chronische, systemische, inflammatorische Dysfunktion, die verschiedene Organsysteme, Gelenke, Bänder und Knochen betreffen kann. Zu den häufigsten Manifestationsorten der RA zählt der kraniozervikale Übergang. Bei einer Diagnosedauer von mehr als 7 Jahre kommt es bei 30 – 50% der Patienten zu Komplikationen in dieser Region, nach 14 Jahren kommt es bei 2.5% aller Patienten zu einer Myelopathie als Folge einer atlantoaxialen Subluxation.

Der atlantoaxiale Komplex wird hauptsächlich durch Ligamentum transversum und außerdem durch die Ligamenta alaria stabilisiert. Der biomechanische Beitrag dieser Strukturen zur Stabilität dieses Komplexes war Gegenstand unserer Untersuchung.

Material und Methoden: Zehn nicht-fixierte humane Halswirbelsäulen standen zu unserer Verfügung. Nach Ausschluss sonstiger Pathologien durch konventionelles Röntgen wurde in einer Vorrichtung, die lediglich Flexion und Extension zuließ, zunächst die für eine altersgerechte Mobilität von 40° Flexion und 50° Extension notwendige Krafteinleitung bestimmt. Die resultierende Kraft von 30 N wurde in drei Testzyklen an allen Präparaten angewandt und währenddessen mittels Durchleuchtung die Weite des Spinalkanals zwischen dorsalem Dens axis und hinterem Atlasbogen und die ventrale atlantodentale Distanz bestimmt. Nach Anwendung des Protokolls an den unverletzten Präparaten wurde zunächst über einen dorsalen Zugang durch den Spinalkanal das Ligamentum transversum präpariert und durchtrennt und anschließend erneut gemessen. Abschließend wurden die Ligamenta alaria präpariert und durchtrennt und eine abschließende Messung durchgeführt.

Ergebnisse: Die physiologische Weite des Spinalkanals auf atlantoaxialer Höhe wurde mit 19.35 mm in Neutralstellung und 18.99 bzw. 19.37 mm in Flexion bzw. Extension bestimmt. Nach Durchtrennung des Ligamentum transversum kam es zu einer Reduktion der Weite auf 18.60 mm in Neutralstellung und 16.16 bzw. 17.25 mm in Flexion bzw. Extension.

Nach zusätzlicher Durchtrennung der Ligamenta alaria kam es zu einer weiteren Reduktion auf 18.01 mm in Neutralstellung und 14.02 mm bei Flexion. Bei Extension wurde eine Weite von 18.54 mm gemessen.

Bei beiden ligamentären Verletzungen wurden für die Flexion statistisch signifikant reduzierte Werte beobachtet.

Im Hinblick auf die ventrale atlantodentale Distanz wurden bei durchtrenntem Ligamentum transversum Werte von 2.19 mm in Neutralstellung und 2.53 bzw. 2.23 mm für Flexion und Extension gemessen. Nach Durchtrennung der Ligamenta alaria wurde eine Distanz von 2.59 mm in Neutralstellung, von 5.47 mm bei Flexion und von 2.53 mm bei Extension gemessen.

Schlussfolgerung: Unsere Untersuchung zeigt, dass zunehmende ligamentäre Insuffizienz maßgeblich zur atlantoaxialen Instabilität beiträgt. Überträgt man diese Erkenntnis in die Klinik und beachtet die Ergebnisse von Eismont et al, die zeigen konnten dass eine Reduktion des Durchmessers um 2 mm auf atlantoaxialer Höhe bereits zu inkompletten neurologischen Defiziten führt, wird die Bedeutung der Diagnostik ligamentärer Läsionen und der frühzeitigen operativen Stabilisierung erkenntlich.