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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Neurologisches Outcome und Komplikationen nach lumbaler Dekompression bei Patienten über 80 Jahre

Meeting Abstract

  • Julia Gerhardt - Klinikum rechts der Isar, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, München, Deutschland
  • Insa Janssen - Klinikum rechts der Isar, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, München, Deutschland
  • Bernhard Meyer - Klinikum rechts der Isar, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, München, Deutschland
  • Yumi Ryang - Klinikum rechts der Isar, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch022

doi: 10.3205/15dgch022, urn:nbn:de:0183-15dgch0225

Published: April 24, 2015

© 2015 Gerhardt et al.
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Text

Einleitung: Im Zuge des demografischen Wandels ergibt sich eine stetig steigendende Inzidenz der 80- und 90jährigen Patienten mit degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen. Patienten > 65 Jahre repräsentieren hierbei die Mehrheit mit dieser Erkrankung in unserem täglichen klinischen Alltag. Wir untersuchten daher den klinischen Nutzen einer lumbalen Dekompression bei Patienten dieser Altersgruppe hinsichtlich des neurologischen Outcomes und der intra- und postoperativen Komplikationen unter Berücksichtigung medizinischer Vorerkrankungen in einer retrospektiven monozentrischen Studie.

Material und Methoden: Es erfolgte eine retrospektive Analyse von 84 Patienten (45 w / 39 m, mittleres Alter 89.6 Jahre; 86 - 96), die eine lumbale Dekompression bei Spinalkanalstenose und/oder Bandscheibenvorfall zwischen Jan 2008 und Mai 2013 erhielten. Alter zum Zeitpunkt der Operation, neurologischer Status (prä- / postop), relevante Vorerkrankungen sowie Voroperationen in der Index-Höhe, intra- und postoperative Komplikationen (OP-assoziiert/ medizinisch), Operationsdauer, Länge des Krankenhausaufenthaltes und die Rate von Revisions-OPs wurden untersucht.

Ergebnisse: 59 Patienten (70%) wurden aufgrund einer lumbalen Stenose, 6 Pat. (7%) bei Bandscheibenvorfall und 19 Pat. (23%) bei einer Kombination aus beidem operiert. Die mittlere OP-Dauer betrug 88 ± 37 min (22 - 184 min). Die durchschnittliche Krankenhausverweildauer betrug 11 ± 6.8 d (3 - 31 d). 28 (33%) Patienten litten präoperativ unter neurologischen Defiziten. 19 (68%) von diesen Pat. verbesserten sich postoperativ, 9 (32%) waren unverändert, keiner verschlechterte sich. Neue postoperative neurologische Defizite traten nicht auf. Alle 18 (21%) intraoperative Komplikationen waren leicht bis mittelgradig: 17 Durotomien (20%), 1 Nervenwurzelaffektion (1%) ohne neurologisches Korrelat. 2 Patienten benötigten eine Revisions-OP bei Liquorleck und epiduralem Hämatom während des gleichen Krankenhausaufenthaltes. 1 Pat. wurde sekundär lumbal stabilisiert 3 Monate nach Erst-OP. Es traten keine schweren operativen Komplikationen auf. 81 Patients (96%) hatten im Mittel 2 (1 - 6) medizinisch relevante Nebendiagnosen. Postoperativ kam es zu 8 (10%) medizinischen Komplikationen: 1 Humerusfraktur nach Sturz, 2 Lungenarterienembolien, 3 Pneumonien, 1 Thrombose, 1 Harnwegsinfekt. Es gab zusätzlich zwei schwere postoperative Verläufe mit intensivmedizinischer Behandlung und letalem Ausgang. 1 Patient mit Pneumonie und Pulmonalarterienembolie und 1 Pat. mit Linksherzversagen und Lungenödem. Die meisten Patienten (80/84, 95%) profitierten von der Operation zum Zeitpunkt der Entlassung aus dem Krankenhaus. 63% der Patienten (53) gaben während der letzten Nachuntersuchung (6.7 ± 13 Monate; 0-65) an mit dem operativen Ergebnis zufrieden zu sein. 23% litten unter chronischen Rückenschmerzen die konservativ behandelt wurden.

Schlussfolgerung: Trotz ihres hohen Alters profitierte die überwiegende Mehrheit der über 80- und 90-jährigen von einer lumbalen Dekompression. Milde bis mittelgradige Komplikationen traten relativ häufig auf, während schwere medizinische Komplikationen selten waren. Es gab keine schweren OP-assoziierten Komplikationen und keine neuen neurologischen Defizite in unserer Studie. Bei sorgfältiger Patientenselektion und strenger operativer Indikationsstellung können selbst Patienten dieser hohen Altergruppe von einer lumbalen Dekompressions-OP profitieren.