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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Die idiopathische Carotidynie als harmlose Differentialdiagnose von nicht-arteriosklerotischen Carotis-Prozessen: Fallbericht und Literaturübersicht

Meeting Abstract

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  • Philip Düppers - Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie, Düsseldorf
  • Alexander Oberhuber - Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie, Düsseldorf
  • Hubert Schelzig - Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie, Düsseldorf

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch552

doi: 10.3205/14dgch552, urn:nbn:de:0183-14dgch5520

Published: March 21, 2014

© 2014 Düppers et al.
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Wir berichten über eine 43-jährige gesunde Patientin, die sich mit einer seit einigen Tagen bestehenden schmerzhaften isoliert linksseitigen Halsschwellung in einer auswärtigen HNO-Klinik vorstellte. Dort erfolgte die sono- und CT-graphische Abklärung. Es zeigte sich eine isolierte Wandverdickung der Carotisbifurkation bis 7 mm Durchmesser. Die duplex-, dopplersonographische Kontrolle in unserer Klinik zeigte den echoarmen Befund im Bereich der Wand der Carotisbifurkation mit Übergriff auf die A. carotis interna lateralseitig, ohne sichere luminale Beteiligung und ohne hämodynamische Relevanz. Der HNO- und neurologische Status war unauffällig, Vorerkrankungen waren nicht bekannt, Entzündungsparameter normwertig. Bei V.a. Carotidynie erfolgte die stationäre Aufnahme und Einleitung einer NSAR-Therapie. Eine Magnetresonanztomographie zeigte nach Kontrastmittelgabe eine Signalanhebung im betroffenen Gefäßabschnitt ohne Wandhämatom, Umgebungsreaktion oder Lufteinschlüsse Nach Rückgang der Beschwerden konnten wir die Patientin nach 4 Tagen in die häusliche Umgebung entlassen. In der sonographischen Verlaufskontrolle nach 3 Monaten zeigte sich eine regrediente Wandverdickung mit einem Durchmesser von 2 mm. Die Patientin berichtet von seltenen insgesamt weniger ausgeprägten Rezidiven der Beschwerden, die sich mit NSAR gut behandelt ließen.

Trotz kontroverser Ansichten über die Existenz und eigene Entität der Carotidynie scheinen neuere Daten zu MRT- und Ultraschallbefunden und verschiedene Fallberichte ein eigenes Krankheitsbild zu bestätigen. Dabei stehen klinisch die unilateralen Halsschmerzen mit Druckschmerzhaftigkeit im Vordergrund. Zu den wichtigsten differentialdiagnostischen Überlegungen gehören Vaskulitiden und Dissektionen. Beide lassen sich jedoch duplexsonografisch und klinisch gut unterscheiden: Dissektionen zeigen meist ein lumeneinengendes oder pseudaneurysmatisches exzentrisch-asymmetrisches Wandhämatom mit möglicher Flussveränderung, selten eine Intimaruptur und Ausbildung eines doppelten Lumen. Die Vaskulitis ist neben Allgemeinsymptomen mit Fieber und unspezifischen Entzündungszeichen (CrP, BSG) sonographisch eher durch eine langstreckige konzentrische, homogen echoarme Wandverdickung („Maccaroni-Zeichen“) charakterisiert, die sich im Farbdoppler als dunkler Halo in der Umgebung des Lumens darstellt. Die kontrastmittelverstärkte MRT bestätigt den Befund.

Zur symptomatischen supportiven Therapie können Kortikoiden, NSAR oder Kalziumkanalblockern verwendet werden, wobei sich die Symptomatik meist innerhalb von 1–2 Wochen selbst limitiert. Rezidive kommen häufiger vor und können sonographisch kontrolliert werden. Komplikationsreiche Verläufe wurden bislang nicht beschrieben.

Insgesamt ist die Carotidynie eine harmlose Differenzialdiagnose nicht arteriosklerotischer Carotisprozesse, die einfach diagnostiziert und behandelt werden kann. Das Wissen über diese Erkrankung ist wichtig, um Patienten vor eine unnötigen invasiven Diagnostik und Therapie zu schützen.

Abbildung 1 [Abb. 1].