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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Hypokalzämien nach Schilddrüsenoperationen: sollten wir Symptome behandeln oder Labormarker?

Meeting Abstract

  • Mehmet Demir - St. Joseph-Hospital, Institut für Allgemein-, Viszeral-, und Unfallchirurgie, Bremerhaven
  • Martijn van Griensven - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Experimentelle Unfallchirurgie, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München
  • Andreas Ambrosch - Krankenhaus Barmherzige Brüder, Institut für Laboratoriumsmedizin, Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Regensburg
  • Guido Wolfgang Kirchgesser - St. Joseph-Hospital, Institut für Allgemein-, Viszeral-, und Unfallchirurgie, Bremerhaven
  • Frank Bolte - St. Joseph-Hospital, Institut für Allgemein-, Viszeral-, und Unfallchirurgie, Bremerhaven
  • Christian Beykirch - St. Joseph-Hospital, Institut für Allgemein-, Viszeral-, und Unfallchirurgie, Bremerhaven
  • Thomas Brin - St. Joseph-Hospital, Institut für Allgemein-, Viszeral-, und Unfallchirurgie, Bremerhaven

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch473

doi: 10.3205/14dgch473, urn:nbn:de:0183-14dgch4733

Published: March 21, 2014

© 2014 Demir et al.
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Text

Einleitung: Jährlich werden in Deutschland etwa 120.000 Eingriffe an der Schilddrüse durchgeführt. Hierbei sollten – neben anderer Strukturen – die Nebenschilddrüsen mit besonderer Vorsicht behandelt und geschont werden. Trotz dieser Bemühungen werden nicht selten Hypokalzämien mit und ohne klinische Symptomatologie beobachtet. Da für die Behandlung postoperativer Hypokalzämien bislang keine einheitlichen Therapierichtlinien existieren, untersuchten wir in der vorliegenden retrospektiven, pre-, and after-intervention Studie den Effekt zweier unterschiedlicher Indikationsstellungen zur Kalziumsubstitution und verglichen die Häufigkeit von klinischen Hypokalzämien.

Material und Methoden: Folgende zwei unterschiedliche Behandlungsgruppen nach Schilddrüsenoperationen wurden miteinander verglichen: Im ersten Ansatz (Gruppe 1, n=67) erfolgte die Gabe von oralem Calcium 3x1 g oral täglich für jeden Patienten mit einem Serum-Calcium <2.15 mmol/L. Sofern Calciumkonzentrationen von < 1.99 mmol/L nachweisbar waren, wurden die oralen Calciumdosierungen auf 4x1 g erhöht und zusätzlich Vitamin D verabreicht.

In Gruppe 2 (n=69) wurde eine Calciumsubstitution nur dann durchgeführt, wenn der Patient über typische Symptome einer Hypokalzämie klagte oder Serum Calciumwerte <1.85 mmol/L gemessen wurden.

In beiden Gruppen wurde die Serum-Calciumwerte gemonitort und Häufigkeit klinischer Hypokalzämien bestimmt.

Ergebnisse: Das durchschnittliche Alter betrug 52.1 ± 12.8 Jahre. Bei 58 Patienten wurden Thyreoidektomien durchgeführt, Hemithyreoidektomien in 37, Dunhill-Operation in 35, subtotale Resektion an beiden Seiten in 3, ein seitig in 2 und ein Patient hatte eine Isthmussresektion. Beningne Schilddrüsenoperationen waren die häufigsten Operationsindikationen.

In 100 Patienten sanken die Serum Calciumspiegel postoperativ ab. Die niedrigsten Werte wurden hierbei am ersten Postoperativen Tag gemessen. Insgesamt klagten 15 Patienten über Hypokalzämie-assoziierte Symptome. Statistisch gesehen verteilten sich die hypokalzämischen Episoden gleichmäßig auf beide Studiengruppen. Die Patienten der Gruppe 2 hatten einheitlich niedrigere Calciumspiegel mit ähnlichen parallelen Verlauf im Vergleich zu Gruppe 1. Am ersten und dritten postoperativen Tag zeigten sich hierbei signifikant niedrigere Werte in Patienten der Gruppe 2. Die durchschnittlichen Serum-Kalziumkonzentrationen lagen jedoch zu allen Abnahmezeitpunkten >2.0 mmol/L.

Schlussfolgerung: Die vorliegende Interventionsstudie bezüglich des postoperativen Vorgehens zur Prävention von klinischen Hypokalzämien nach Schilddrüsenoperationen konnte keine Unterschiede zwischen beiden Vorgehensweisen feststellen. Aufgrund des bekannten Nebenwirkungsprofils einer Kalziumsubstitution empfehlen wir deshalb die Indikation zur postoperativen Kalziumgabe nach Schilddrüsenoperationen ausschließlich an der klinischen Symptomatik festzumachen.