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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Ethnomedizin: Gründung einer Türkisch-Chirurgischen Poliklinik

Meeting Abstract

  • Mine Özer - Klinikum rechts der Isar, Chirurgische Klinik und Poliklinik, München
  • Ekin Demir - Klinikum rechts der Isar, Chirurgische Klinik und Poliklinik, München
  • Mert Erkan - Klinikum rechts der Isar, Chirurgische Klinik und Poliklinik, München
  • Helmut Friess - Klinikum rechts der Isar, Chirurgische Klinik und Poliklinik, München
  • Gürlap Ceyhan - Klinikum rechts der Isar, Chirurgische Klinik und Poliklinik, München

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch833

doi: 10.3205/13dgch833, urn:nbn:de:0183-13dgch8334

Published: April 26, 2013

© 2013 Özer et al.
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Einleitung: Deutschland ist neben den USA das wichtigste Einwanderungsland der Welt. Bei einer Bevölkerungszahl von 81.8Mio sind 7Mio (8,8%) Einwohner Ausländer und ca. 16Mio (19,3 %) haben einen Migrationshintergrund. Türkischstämmige Ausländer sind mit etwa 3Mio Einwohnern die am stärksten vertretene Minderheit. Nicht nur im sozio-politischen Bereich, sondern auch im Gesundheitssystem spielen Migranten daher eine entscheidende Rolle. Versorgungsmängel führen oft im Klinikalltag zu Polypragmasie, d.h. eine Vielzahl von unangemessenen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen werden ohne greifbare sachliche Rechtfertigung veranlasst. Gerade sprachliche Kommunikationsprobleme führen häufig zu diesen Versorgungsmängeln und zu Missmut bei Patienten und Ärzten. Dolmetscher können diese Arzt-Patienten-Barriere nur teilweise beseitigen, da eine gute Arzt-Patienten-Beziehung nicht nur sprachlich, sondern auch durch Vertrauen erreicht werden muss. Viele türkisch- als auch deutschsprachige „türkische“ Patienten suchen daher oft eine türkischsprachige Praxis für ihr medizinisches Anliegen auf, da sie eine gemeinsame Historie, Kultur, und Religion verbindet.

Material und Methoden: Zur Schließung dieser wichtigen Versorgungmängel wurde an der Chirurgischen Klinik des Klinikum rechts der Isar eine türkischsprachige Poliklinik eingerichtet. Diese wird von vier türkischsprachigen Ärzten (zwei Oberärzte, zwei Assistenzärzte) durchgeführt. Die Patienten haben die Möglichkeit über eine Hotline eine türkischsprachige/n Ärztin/Arzt über die ganze Woche telefonisch zu erreichen. Die für eine chirurgische Therapie in Frage kommenden Patienten werden in einer dafür eigens geschaffenen Sprechstunde 1x/Woche gesehen und mögliche Operationsindikationen überprüft. Die Versorgung der Patienten beinhaltet die Diagnosestellung, Operation, Krankenhausaufenthalt sowie die routinemäßige Nachsorge in türkischer Sprache.

Ergebnisse: Die subjektiven Ergebnisse bislang sind überwältigend, da sich die türkischsprachigen Patienten „verstanden“ fühlen und zum ersten Mal ihre Beschwerden und Ängste ausreichend vermitteln können. Standardisierte Evaluationsbögen sind in der Auswertung.

Schlussfolgerung: Mit der Gründung der Türkisch-Chirurgischen-Poliklinik am Klinikum rechts der Isar wird eine gezielte und effiziente Versorgung der türkischsprachigen Patienten gewährleistet. Dies dient nicht nur zur besseren Patientenversorgung, sondern soll auch Missverständnisse und Frustrationen verringern, den Klinikablauf optimieren und damit Kosten und Zeit ersparen.