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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Kein klinischer Nutzen durch routinemäßigen Einsatz von Röntgenkontrastmitteluntersuchungen nach bariatrischen Operationen

Meeting Abstract

  • Daniel Gärtner - Klinikum Karlsruhe, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Karlsruhe
  • Melanie Schiess - Klinikum Karlsruhe, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Karlsruhe
  • Alexander Ernst - Klinikum Karlsruhe, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Karlsruhe
  • Sabrina Thieltges - Klinikum Karlsruhe, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Karlsruhe
  • Jost Jenkner - Klinikum Karlsruhe, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Karlsruhe
  • Matthias Blüher - Universitätsklinikum Leipzig, Innere Medizin III, Leipzig
  • Patricia Kappler - Innere Medizin Patricia D. Kappler, Ernährungsmedizin, Rheinstetten
  • Michael Schön - Klinikum Karlsruhe, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Karlsruhe

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch739

doi: 10.3205/13dgch739, urn:nbn:de:0183-13dgch7392

Published: April 26, 2013

© 2013 Gärtner et al.
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Einleitung: Klammernaht- oder Anastomoseninsuffizienzen nach bariatrischen Eingriffen stellen für die Patienten eine ernstzunehmende Komplikation dar, insbesondere wenn sie verzögert erkannt werden. Da die Aussagekraft der klinischen Untersuchung oftmals eingeschränkt ist bietet die Röntgendurchleuchtung mit oraler Kontrastmittelaufnahme (KM-Schluck) eine Möglichkeit zum Nachweis von Insuffizienzen. Ziel dieser Studie ist die Bewertung routinemäßiger Röntgenkontrastmitteluntersuchungen im Hinblick auf die Detektion postoperativer Komplikationen nach primären bariatrischen Eingriffen.

Material und Methoden: Die Daten wurden prospektiv erfasst und retrospektiv ausgewertet. Von 01/2009 bis 08/2012 wurden insgesamt 371 bariatrische Eingriffe durchgeführt. 179 primäre laparoskopische Sleevegastrektomien und 75 primäre laparoskopische proximale Roux-Y-Magenbypässe wurden in die Studie eingeschlossen. Magenband-, Revisions- und Redo-Operationen wurden ausgeschlossen. Intraoperativ wurde die Dichtigkeit regelhaft gastroskopisch überprüft. Ein routinemäßiger KM-Schluck erfolgte zwischen dem 1. und 3. postoperativen Tag unabhängig von der klinischen Symptomatik. Die Auswertung der frühpostoperativen Röntgenbilder erfasste die Erkennung von Komplikationen wie Insuffizienzen und Stenosen.

Ergebnisse: Bei 179 Schlauchmagenresektion traten 8 (4,6%) Klammernahtinsuffizienzen auf. Alle Patienten wurden durch die klinische Symptomatik auffällig. Nur in einem Fall wurde die Insuffizienz im Kontrastmittelschluckröntgen nachgewiesen, in 7 Fällen war die Routine-Röntgendiagnostik unauffällig. Bei keinem Patienten erfolgte ein radiologischer Insuffizienznachweis bei unauffälligem klinischen Befund. 3 weitere Patienten (1,8%) entwickelten nach primär unauffälligem KM-Schluck im weiteren Verlauf klinisch relevante Stenosen. Nach 75 laparoskopischen Magenbypässen zeigte sich je eine Insuffizienz der Gastrojejunostomie (1,3%) und der Jejunojejunostomie. In beiden Fällen war der Routine-KM-Schluck unauffällig.

Schlussfolgerung: Routinemäßige, frühpostoperative Röntgenkontratmitteluntersuchungen nach bariatrischen Eingriffen sind zur Detektion von Komplikationen beim asymptomatischen Patienten nach bariatrischer Chirurgie nicht geeignet und können nicht empfohlen werden. Im Management postoperativer Insuffizienzen ist die frühzeitige Relaparoskopie mit intraoperativer Gastroskopie zur Detektion und gleichzeitigen Therapie das Mittel der Wahl. Für Zusatzinformationen wie Ausmaß und Lokalisation einer Insuffizienz oder Stenose bei entsprechender klinischer Symptomatik kann der KM-Schluck im Einzelfall gezielt eingesetzt werden.