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Patienten nach Kunstherzimplantation: Psychische Störungen, Coping und Lebensqualität
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Published: | April 26, 2013 |
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Einleitung: Mit der Zunahme der Zahl schwer herzinsuffizienter Patienten steigt die Zahl der Assist-Implantationen rapide. Der Stellenwert psychosozialer Prädiktoren und der Einfluss psychosomatischer und psychiatrischer Störungen auf das Outcome nach Assist-Implantation ist umstritten. Es ist bedeutsam, peri- und postoperative psychische Reaktionen präzise zu erfassen um Therapiemodule zu entwickeln.
Material und Methoden: Studiengruppe: 70 Kunstherzpatienten [♂: ♀ 57:13, durchschnittliches Alter: 45.38 Jahre, Range: 16-72 Jahre] mit einer durchschnittlichen Implantationsdauer von 186 Tagen (Range: 11-723 Tage). Der psychische und mentale Status wurde mit dem AMDP-Inventar evaluiert, und die Störungsbilder gemäß ICD-10 diagnostiziert. Coping Strategien wurden mit dem Freiburg Questionnaire of Coping with Illness (FQCI) erfasst, und die Lebensqualität mittels SF-36 Health Survey bestimmt. Die neuropsychologische Testbatterie umfasste u.a. MMST, Trailmaking A und B, Benton Test. Die Daten wurden mit Herztransplantationspatienten und einer gesunden Kontrollgruppe verglichen.
Ergebnisse: In den ersten 14 Tagen nach der Implantation treten gehäuft organisch induzierte psychiatrische Störungen (Delir: 17.1%, Anpassungsstörung: 30%, organisch induzierte affektive Störungen: 14,3%) sowie neuropsychologische Defizite auf. 34,3% der untersuchten Patienten zeigen nach Einsetzen des Kunstherzens keinerlei psychische Störungen. In der Stabilisierungsphase 2-6 Wochen nach Assist-Implantation finden sich vor allem Belastungs- und Anpassungsstörungen mit ängstlich-depressiver Symptomatik. Als Coping-Mechanismen imponieren primär depressiver Rückzug, Verleugnung und Wunschdenken. Neurokognitive Defizite und affektive Störungen remittieren im postoperativen Verlauf nur sehr prolongiert. Die Lebensqualität der Kunstherzpatienten lag im ersten Jahr nach der Implantation im Mittelwert hochsignifikant unterhalb derjenigen von herztransplantierten Patienten, und erreichte nur etwa 50% der Lebensqualität einer altersgematchten gesunden Kontrollgruppe.
Schlussfolgerung: Kunstherzpatienten stellen aus psychosomatischer Sicht eine Hochrisikogruppe dar, da sie ausgeprägte psychiatrische Syndrome und Störungen aufweisen, die über die Zeit sehr alternieren. Um das somatische Outcome signifikant zu verbessern ist eine engmaschige psychologische Behandlung erforderlich, die aus einer Kombination von supportiven Therapietechniken mit psychopharmakologischen Interventionen besteht. Dies dient insbesondere der Verbesserung der deutlich reduzierten Lebensqualität.