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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Therapeutische Strategien zur Prävention der Verbrennungsprogression im Tiermodell

Meeting Abstract

  • Yves Harder - Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München, Plastische Chirurgie und Handchirurgie, München
  • Mickaël Tobalem - Hôpitaux Universitaires de Genève, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Genève
  • Farid Rezaeian - Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München, Plastische Chirurgie und Handchirurgie, München
  • Reto Wettstein - Universitätsspital Basel, Klinik für Plastische, Rekonstruktive, Ästhetische Chirurgie und Handchirurgie, Basel

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch539

doi: 10.3205/13dgch539, urn:nbn:de:0183-13dgch5394

Published: April 26, 2013

© 2013 Harder et al.
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Text

Einleitung: Bei Verbrennungsverletzungen entsteht eine irreversibel geschädigte zentrale Kernzone, die von einer Stasezone umgeben ist. Rekrutierung dieser ischämischen Stasezone zum verbrannten Gewebe hin wird Verbrennungsprogression (Nachbrennen) genannt. Dies hat bei 2-gradig oberflächlichen Verbrennungen verheerende Folgen, da sich eine narbenlos abheilende Verbrennungsverletzung in eine tiefe Verbrennung entwickelt, die mit chirurgischen Eingriffen, Narbenbidlung und Kontrakturen vergesellschaftet ist. Ziel unserer Arbeit ist, dieses Nachbrennen im Rattenmodell zu verhindern.

Material und Methoden: Mittels Metallstempel („burn comb model“) wurden in 48 Ratten acht 2x1cm große Kontaktverbrennungen zugefügt, die durch unversehrte Zwischenräume von 2x0.5cm aufgetrennt sind. In einem ersten Versuch wurde direkt nach der Verbrennung während 20 Minuten lokal gekühlt (17°C) oder mit 37°C warmen Wasser behandelt mit der Hypothese, dass Wärmeapplikation die Zirkulation verbessert und die Stasezone gerettet werden kann. In einer zweiten Versuchsreihe wurde systemisch mit Erythropoietin (EPO), welches neben vasodilatativen auch anti-inflammatorische, anti-apoptotische und neoangiogenetische Eigenschaften hat, in zwei verschiedenen Dosierungen und Verabreichungszeitpunkten behandelt. Alle Werte werden als Mittelwerte±Standardfehler angegeben. Die statistische Analyse erfolgte mit dem 2-Weg ANOVA-Test gefolgt vom geeigneten post hoc Test (Bonferroni).

Ergebnisse: Unbehandelt kam es zur Verbrennungsprogression innerhalb von 24 Stunden. Die Kälte- und Wärmeapplikation verzögerte dies, ohne jedoch die endgültige Tiefenausdehnung zu beeinflussen. Wärmeapplikation hingegen reduzierte die oberflächliche Ausdehnung signifikant (65±4% für warmes Wasser vs. 81±4% für kaltes Wasser und 94±2% in Kontrolltieren; p<0.05). Nur EPO 500IE/kg Körpergewicht verringerte die Verbrennungsausbreitung in der Oberfläche und Tiefe signifikant, jedoch nur wenn EPO 45 Minuten nach der Verbrennung appliziert wurde und nicht erst nach 6 Stunden. Dies wurde auf eine signifikant verbesserte Durchblutung in den Zwischenräumen (Stasezone) zurückgeführt (86±3% (EPO500) vs. 63±1% (Kontrolltiere); p<0.01).

Schlussfolgerung: Während Wasser die Verbrennungsprogression hinauszuzögern vermochte, verhinderte die frühzeitige systemische Gabe einer Hämatokrit-irrelevanten EPO-Dosis die Ausdehnung in der Tiefe signifikant, wobei die für die Reepithelialisierung wichtigen Hautadnexen erhalten wurden, was auf eine NO-vermittelte Aufrechterhaltung der Mikrozirkulation zurückgeführt wurde.