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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Geschlossene Wunddrainage-Systeme: Sei schlau, geh zum Bau?

Meeting Abstract

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  • Johannes Reinmüller - Klinik am Sonnenberg, Plastische Chirurgie, Wiesbaden

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch390

doi: 10.3205/13dgch390, urn:nbn:de:0183-13dgch3903

Published: April 26, 2013

© 2013 Reinmüller.
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Einleitung: Wundheilung ist ein Phänomen des vielzelligen Bioorganismus mit dem Ziel der Wiederherstellung von Form und Funktion. Sie ist daher durch Evolution seit Entstehung dieser Lebewesen abgesichert. Die Wahrscheinlichkeit, durch Eingriffe in die Wundheilung deren Verlauf günstig zu beeinflussen, ist somit verschwindend gering. Die offene Drainage von Wunden gehört zu den originären evolutionierten Mechanismen der Wundheilung und ist deren natürliche Form bzw. ultima ratio. Das in der Neuzeit entwickelte chirurgische Vorgehen schafft atypische Verletzungsmuster, die in der Folge mit der Neuentwicklung von Behandlungsmustern einhergehen. Statt der natürlichen offenen Wunddrainage wurden geschlossene Systeme entwickelt. Das Wissen um die Rückwirkung dieser Systeme auf die Wundheilung ist weitgehend empirisch. Es beschränkt sich hauptsächlich auf mechanische Wirkungen, wie sie vom Bau her bekannt sind. Damit wird verständlich, dass die technischen Ausführungen vieler gebräuchlicher Drainagesysteme dem Bauwesen entliehen wurden, und dass deren Wirkungsnachweis vornehmlich an der Drainagekapazität gemessen.

Material und Methoden: Es wird kaum hinterfragt, was der Wunde mit dem entleerten Wundexsudat entzogen wird. Im Wesentlichen sind dies zelluläre Elemente, eiweißreiches Serum und Botenstoffe. Es muss daher die Auffassung kritisch beleuchtet werden, dass geschlossene Wunddrainage-Systeme überschüssige Körperflüssigkeiten aus dem Wundgebiet abtransportieren sollen. Dies kann am Beispiel der Saugdrainagen nach Redon, gekennzeichnet durch hohen Unterdruck, erfolgen.

Ergebnisse: Hier geht es in erster Linie um die Nutzbarmachung des atmosphärischen Luftdruckes für den Verschluss von Wundhöhlen. Die Förderung von Wundexsudat ist ein weniger erwünschter Nebeneffekt. Generell ist festzuhalten, dass geschlossene Wunddrainage-Systeme zusätzliche Verletzungen erfordern und das Risikopotential einer Operation erhöhen. Von daher sind Sinn und Zweck von Drainage-Systemen auch unter haftungsrechtlichen Gesichtspunkten zu sehen. Zur Minimierung von typischen Risiken, wie z.B. Nachblutungen, sind neue technische Ausführungsformen gefragt

Schlussfolgerung: Im Ergebnis ist festzuhalten: die Anwendung von geschlossenen Wunddrainagen erfordert eine spezielle Indikation. Die Liegezeiten der Drainagen sind kurz zu halten.