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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Perineale Defektrekonstruktion nach onkologischen Eingriffen – Ein differenzierter Therapiealgorithmus

Meeting Abstract

  • Ulrich Kneser - BG Klinik Ludwigshafen und Universität Heidelberg, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen
  • Andreas Arkudas - Universitätsklinikum Erlangen, Plastisch und Handchirurgische Klinik, Erlangen
  • Justus Beier - Universitätsklinikum Erlangen, Plastisch und Handchirurgische Klinik, Erlangen
  • Adrian Dragu - Universitätsklinikum Erlangen, Plastisch und Handchirurgische Klinik, Erlangen
  • Raymund Horch - Universitätsklinikum Erlangen, Plastisch und Handchirurgische Klinik, Erlangen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch094

doi: 10.3205/13dgch094, urn:nbn:de:0183-13dgch0946

Published: April 26, 2013

© 2013 Kneser et al.
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Text

Einleitung: Die Therapie fortgeschrittener Malignome des Enddarmes und der Perinealregion erfordern mitunter die radikale Resektion des Rektums, Anteilen des Steiß- und Kreuzbeines sowie der perinealen Weichteile. Bei weiblichen Patienten ist häufig auch die Resektion von Teilen der Vulva und Vagina erforderlich. Die funktionell adäquate Rekonstruktion derartiger Defekte gelingt oft nur mittels komplexer Lappenplastiken.

Material und Methoden: In einer retrospektiven Studie wurden alle Patienten, die zwischen 2004 und 2012 aufgrund postonkologischer perinealer Defekte behandelt wurden, erfasst.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 168 Patienten mittels myokutaner oder fasziokutaner Lappenplastiken versorgt. Bei >75% der Patienten bestand Zustand nach Radiatio. 145 Patienten erhielten eine transpelvine VRAM Lappenplastik, während bei 5 Patienten bilaterale oder unilaterale Glutaeus Maximus Myokutanlappen verwendet wurden. In 10 Fällen wurden Perforatorlappen aus dem IGAP, Adductor- oder A. pudenda Gebiet eingesetzt. Bei 8 Patienten wurden mikrochirurgische freie Lappenplastiken verwendet, wobei 5x der Gefäßanschluß auf die inferiore Glutealarterie und 3x auf eine arteriovenöse Gefäßschleife erfolgte. Insgesamt wurden 4 komplette Verluste der Hautinsel bei erhaltenem Muskelanteil nach VRAM Lappenplastik sowie 9 Lappenteilnekrosen (<20% der Lappenfläche) beobachtet. Weder in der Gruppe der freien Lappenplastiken noch bei den Perforatorlappen waren Lappen(teil)verluste zu verzeichnen. Operationspflichtige Komplikationen traten in weniger als 15% der Patienten auf.

Schlussfolgerung: Die Therapie ausgedehnter perinealer Defekte stellt eine chirurgische Herausforderung dar und erfordert eine differenzierte Vorgehensweise. Bei einzeitiger Rekonstruktion nach abdominalem Zugang und adäquater Gewebeverfügbarkeit ist die fasziensparende transpelvine VRAM Lappenplastik als Verfahren der ersten Wahl anzusehen. Bei Zustand nach multiplen abdominellen Voroperationen sowie ausschließlicher Resektion von perineal können lokale Lappenplastiken aus der Glutealregion Anwendung finden, wobei lokale Perforatorlappenplastiken unter Umständen einen größeren Gewebevorschub und einen höheren rekonstruktiven Freiheitsgrad ermöglichen. Tiefe sakrale Höhlen oder ausgedehnte perineale Defekte können den mikrochirurgischen Gewebetransfer erforderlich machen. Hier stellt der Einsatz arteriovenöser Gefäßschleifen bei inadäquater Qualität der Glutealgefäße eine wertvolle Alternative dar.