Article
Strukturierte Morbiditätskonferenz zur Identifikation systematischer Fehler? Eine prospektive Studie in der Allgemein- und Viszeralchirurgie
Search Medline for
Authors
Published: | April 23, 2012 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Strukturierte und regelmäßig durchgeführte Komplikationsbesprechungen werden zur Verbesserung der Qualität chirurgischen Handelns empfohlen. Ein wesentliches Ziel dieser Komplikationsbesprechungen ist die Identifikation und Eliminierung systematischer Fehler und somit die Verbesserung der Ergebnisqualität.
Material und Methoden: Die Ergebnisse der wöchentlich durchgeführten Komplikationsbesprechung einer Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie in einem Krankenhaus der Maximalversorgung wurden mit einem strukturierten Fragebogen prospektiv dokumentiert. Die Einteilung des Schweregrades der Komplikationen erfolgte nach Clavien: I – Physiotherapie, Analgetika, Wunderöffnung im Bett; II – andere med. Therapie; III – chirurgische, radiologische, endoskopische Intervention; IV – lebensbedrohlich mit Intensivtherapie; V – verstorben. Das Ergebnis der Komplikationsbehandlung wurde erfasst und ebenso wie eventuelle Konsequenzen (individuelle oder systematische) dokumentiert.
Ergebnisse: Im Jahr 2010 wurden 2080 Patienten mit einem durchschnittlichen CMI von 1,826 stationär behandelt. Bei 178 Patienten (8,6%) wurden postoperative Komplikationen beobachtet, von diesen verstarben 21 Patienten (11,8% der komplizierten Fälle, 1,2% aller stationären Patienten). 143 (81,3%) der dokumentierten Patienten erlitten lokal-chirurgische Komplikationen (6,8% aller stationären Patienten), aber nur 46 (26,1%) allgemeine Komplikationen (2,0% aller stationären Patienten). Clavien Klasse I und II-Komplikationen machten 34,3% der Morbidität aus, Klasse III-Komplikationen wurden bei 72 (40,9%) aller diskutierten Fälle dokumentiert. Eine Intensivtherapie war 20 mal (11,4% der komplizierten Verläufe, 1,0% aller stationären Patienten) erforderlich und 21 Patienten (11,9% bzw. 1,0%) mit Komplikationen verstarben. In 10 Fällen (5,7% bzw. 0,5%) wurden vermeintliche systematische Fehler identifiziert und die Behandlungsanweisungen entsprechend modifiziert. In keinem Fall führte ein systematischer Fehler zum Tode des Patienten.
Schlussfolgerung: Die strukturierte Besprechung postoperativer Komplikationen ist eine essentielle Maßnahme zur Verbesserung der chirurgischen Ergebnisqualität. Systematische Fehler können im ersten Jahr einer solchen Besprechung bei etwa 5 – 6% der Patienten mit Komplikationen und 0,5% aller stationären Patienten erkannt und durch Verfahrensänderungen zukünftig vermieden werden.