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"Colorectal cancer type X": Daten aus dem Heidelberger HNPCC-Register.
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Published: | April 23, 2012 |
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Einleitung: Der Begriff „human nonpolyposis colon cancer“ (HNPCC) zeichnet eine heterogene Familie von Tumor-Krankheiten aus, die durch das Erbe einer Prädisposition für Krebs gekennzeichnet sind. Das Lynch-Syndrom ist die bekannteste dieser Erkrankungen und wird durch spezifische klinische sowie molekulare Kriterien definiert. Familien mit typischer Familienanamnese, die o.g. molekulare Eigenschaften nicht exprimieren, werden als Familien mit "Colorectal cancer type X" (CRC-X) bezeichnet. Ziel dieser Analyse ist es, klinische Merkmale der Familien mit CRC-X zu definieren.
Material und Methoden: Die Daten wurden aus dem HNPCC-Register der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg erhoben. Einschlusskriterien waren: Primärtumor in der Anamnese, Vorhandensein einer standardisierten Familienanamnese, Mikrosatelliten-Instabilität Status (MSI-Status) und das Vorhandensein einer Follow-up Untersuchung.
Ergebnisse: Es konnten 145 AMS-positive Patienten identifiziert werden. Davon waren 80 männlich (55,2%) und 65 weiblich (44,8%). Das Durchschnittsalter betrug 50,3±14,2 Jahren. 43 Patienten (29,7%) zeigten eine MSI-H, 102 Patienten (70,3%) zeigten eine geringe oder keine MSI. Die Patienten mit MSI-H unterzogen sich einer Mutationsanalyse. Dadurch konnten 34 pathogenetische Mutationen der MMR-Genen und 1 EpCAM-Deletion identifiziert werden.
Die Patienten mit MSS/-L und MSI-H unterschieden sich nicht in Bezug auf Alter, Geschlecht, histologischen Typ, Metastasierungsraten und familiäre Häufung von Mamma-Carcinom. Die Lokalisation des Primärtumors war bei Patienten mit MSS/-L signifikant häufiger im unteren GI-Trakt; die Patienten mit MSI-H hatten dagegen häufiger „HNPCC-Assoziierte“ Tumoren (p=0,015). Bei Kolon-Beteiligung waren die MSS/-L Tumoren im Vergleich zur MSI-H Tumoren häufiger im linken Hemikolon lokalisiert (p=0,034). Desweiteren hatten Patienten mit MSI-H signifikant häufiger Zweittumoren (p<0,001). Die univariate Überlebensanalyse zeigte keinen Unterschied zwischen Patienten mit unterschiedlichem MSI-Status (p=0,071).
Schlussfolgerung: Unsere Daten zeigen eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Amsterdam positiven-Patienten ohne den Nachweis einer Fehlfunktion des MMR-Systems in unserer Population. Diese Gruppe von Patienten zeigt charakteristische klinische Merkmale und ist wahrscheinlich eine selbständige Krankheitsentität. Sie wurde noch nicht ausreichend molekulardiagnostisch untersucht und sollte daher Gegenstand weiterer translationaler Forschung sein.