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129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

24.04. - 27.04.2012, Berlin

Chirurgische Angiogenese – ein neuer Ansatz zur allogenen vaskularisierten Gelenktransplantation ohne Immunsuppression

Meeting Abstract

  • Thomas Kremer - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie - Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen
  • Wouter Willems - Mayo Clinic, Orthopedic Surgery, Rochester, MN
  • Patricia Friedrich - Mayo Clinic, Orthopedic Surgery, Rochester, MN
  • Guilherme Giusti - Mayo Clinic, Orthopedic Surgery, Rochester, MN
  • Götz Giessler - Mayo Clinic, Orthopedic Surgery, Rochester, MN
  • Allen Bishop - Mayo Clinic, Orthopedic Surgery, Rochester, MN

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 24.-27.04.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgch182

doi: 10.3205/12dgch182, urn:nbn:de:0183-12dgch1828

Published: April 23, 2012

© 2012 Kremer et al.
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Einleitung: Alle verfügbaren Behandlungsoptionen für gelenkübergreifende Defekte beinhalten eine signifikante Morbidität. Die allogene vaskularisierte Gelenktransplantation als neue therapeutische Option wirft aufgrund der notwendigen Langzeitimmunsuppression ethische Bedenken auf. Die chirurgische Angiogenese (CA) aus empfängerabhängigem Gewebe kombiniert mit einer Kurzzeitimmunsuppression ermöglicht das Überleben rein knöcherner Allotransplantate. In der vorgestellten Studie wurde dieses Prinzip auf die „composite tissue allotransplantation“, CTA übertragen.

Material und Methoden: Freie vaskularisierte Kniegelenke wurden von Dutch-belted Spenderkaninchen auf New-Zealand-White Empfängertiere transplantiert. Für die CA wurde ein gestielter Faszienlappen vom Abdomen (SIEF-Lappen) in den Femur und eine arteriovenöse Saphenaschlinge in die Tibia eingebracht. Letztere wurden entweder offen gelassen (Gruppe 1, n=9) oder ligiert (Gruppe 2, n=10). Gruppe 3 (n=10) diente als Autograftkontrolle. Alle Tiere erhielten eine Immunsuppression für drei Wochen (Tacrolimus 0.1 mg/kg/d) und wurden nach einer Nachbeobachtungszeit von 16 Wochen euthanasiert. Die Evaluation erfolgte radiologisch (Röntgen in 2 Ebenen, Mikro-CT), biomechanisch (Frakturresistenz, Knorpelelastizität, Bewegungsausmaß), histologisch (Vitalität von Knochen, Knorpel, Ligamenten und Menisken) sowie mikroangiographisch

Ergebnisse: Die Anzahl von Pseudarthrosen (1, 4, 0 in den Gruppen 1-3) und das Transplantatversagen (0, 4, 0 in Gruppen 1-3) waren ohne CA signifikant schlechter. Die knöcherne Heilung war in Gruppe 2 signifikant verzögert. Zurückgeführt werden konnte dies auf eine erhöhte Kapillardichte in Gruppe 1 (CA) im Vergleich zur Gruppe 2. Gruppe 1 zeigte daher auch histologisch im Vergleich zu Gruppe 2 eine verbesserte Vitalität des Knochens mit entsprechend verbesserten biomechnischen Eigenschaften (Frakturresistenz). Dagegen zeigte sich die Knorpelqualität (histologisch, biomechanische Eigenschaften) durch CA nicht positiv beeinflusst und alle Tiere entwickelten unabhängig von der Gruppe arthrotische Veränderungen und Kontrakturen.

Schlussfolgerung: Die chirurgische Angiogenese ausgehend von empfängerabhängigem vaskularisierten Gewebe in Kombination mit einer Kurzzeitimmunsupression führt zu einer signifikanten erhöhten Kapillardichte mit konsekutiver Verbesserung der Knochenqualität. Die übrigen Gewebe von Gelenken (Knorpel, Knochen, Bänder) werden dadurch aber nicht positiv beeinflusst, was sich auch funktionell in der Ausbildung von Arthrose und Gelenkkontrakturen ausdrückt.