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129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

24.04. - 27.04.2012, Berlin

Neoadjuvante Radiochemotherapie beim lokal resektablen Pankreaskopfkarzinom (ISRCTN 78805636): Ergebnisse einer randomisierten Studie

Meeting Abstract

  • Henriette Golcher - Universitätsklinik Erlangen, Chirurgische Klinik, Erlangen
  • Helmut Witzigmann - Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Dresden
  • Lukas Marti - Kantonsspital St. Gallen, Klinik für Chirurgie, St. Gallen
  • Jochen Lange - Kantonsspital St. Gallen, Klinik für Chirurgie, St. Gallen
  • Wolf Otto Bechstein - J.W.Goethe Universität Frankfurt, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Frankfurt am Main
  • Christiane J. Bruns - Klinikum der Universität München, Chirurgische Klinik - Klinikum Großhadern, München
  • Henry Jungnickel - Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Dresden
  • Johann Hauss - Universitätsklinikum Leipzig, Department für Operative Medizin, Leipzig
  • Stefan Schreiber - Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Wiederherstellungs- und Plastische Chirurgie, Leipzig
  • Thomas Brunner - Gray Institute for Radiation Oncology and Biology, Old Road Campus Research Building, Oxford
  • Gerhard Grabenbauer - Praxis für Radiologische Diagnostik, Radioonkologie und Nuklearmedizin, Radioonkologie, Coburg
  • Susanne Merkel - Universitätsklinik Erlangen, Chirurgische Klinik, Erlangen
  • Rainer Fietkau - Universitätsklinikum Erlangen, Strahlenklinik, Erlangen
  • Werner Hohenberger - Universitätsklinik Erlangen, Chirurgische Klinik, Erlangen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 24.-27.04.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgch023

doi: 10.3205/12dgch023, urn:nbn:de:0183-12dgch0239

Published: April 23, 2012

© 2012 Golcher et al.
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Text

Einleitung: Die Standardtherapie des resektablen Pankreaskopfkarzinoms ist die primäre Operation, wobei die mediane Überlebenszeit (mOS) nach der Tumorresektion etwa 20 Monate beträgt. Die meisten Patienten versterben jedoch am Lokalrezidiv oder Fernmetastasen. In dieser randomisierten Studie wird nun untersucht, ob eine neoadjuvante Radiochemotherapie (nRCT) bei Patienten mit resektablem Pankreaskopfkarzinom der primären Resektion überlegen ist.

Material und Methoden: Patienten mit histologisch gesichertem duktalen Pankreaskopfkarzinom, deren Tumor <180° Gefäßkontakt hatte, wurden in zwei Gruppen randomisiert: Gruppe A – primäre Operation, Gruppe B – nRCT (55,4Gy, Gemcitabin/Cisplatin) und Operation 6 Wochen später. Seit 2005 wurde eine adjuvante Chemotherapie (Gemcitabin) empfohlen. Primärer Endpunkt war mOS.

Ergebnisse: Zwischen 01.06.2003 und 31.12.2009 wurden 73 Patienten randomisiert in 8 Zentren (A n=37, B n=36). Die Studie wurde aufgrund der langsamen Rekrutierung vorzeitig beendet (geplant n=254). Bis 30.09.2011 konnten 68 Patienten (A/B n=34) ausgewertet werden.

Die vollständige zugewiesene Therapie erhielten 33 (A) bzw. 26 (B) Patienten. 1 Patient (A) starb vor der Operation. 4 Patienten verweigerten die Radiochemotherapie. 4 Patienten waren unter Radiochemotherapie offensichtlich progredient und erhielten keine Operation.

24 Patienten (A) bzw. 20 Patienten(B) konnten reseziert werden (intention-to-treat). 19 Patienten waren nicht resektabel (A/B n=4/2) oder hatten Fernmetastasen (A/B n=5/8). Die R0-Resektionsrate betrug 67% (16/24 Patienten-A) bzw. 90% (18/20 Patienten-B) (p=0,083, fisher exact test). Ein Patient (A) starb postoperativ. Die postoperativen Komplikationsraten waren in beiden Gruppen ähnlich.

Der primäre Endpunkt mOS betrug 14,4 Monate (A) bzw. 17,4 Monate (B). Nach Tumorresektion betrug mOS 18 bzw. 25 Monate (p=0,63). Ohne Tumorresektion sank mOS auf 9,5 Monate versus 8,2 Monate. (Ähnliche Daten bei per-protocol Analyse.)

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Studie bezüglich des primären Endpunkts medianes Überleben waren statistisch nicht signifikant unterschiedlich, wobei allerdings die angestrebte Patientenzahl nicht erreicht wurde. Es zeigte sich ein Trend für eine höhere R0-Resektionsrate nach neoadjuvanter Radiochemotherapie. Außerdem half die Radiochemotherapie, die Tumorbiologie kennenzulernen, so dass rasch progredienten Patienten die Operation erspart werden konnte.