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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Analyse und Reduktion tiefer sternaler Wundinfektionen in der Herzchirurgie

Meeting Abstract

  • Karolin Graf - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Hannover
  • Dorit Sohr - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Berlin
  • Axel Haverich - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, Hannover
  • Christian Kühn - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, Hannover
  • Petra Gastmeier - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • Iris Freya Chaberny - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Hannover

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch124

doi: 10.3205/11dgch124, urn:nbn:de:0183-11dgch1245

Published: May 20, 2011

© 2011 Graf et al.
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Text

Einleitung: Tiefe sternale Wundinfektionen (TSWI) stellen eine schwerwiegende Komplikation in der Herzchirurgie dar. Neben erhöhten Kosten für das Krankenhaus resultieren aus Sternuminfektionen für Patienten eine verlängerte Liegezeit von durchschnittlich 14 Tagen und eine Letalität von bis zu 25%.

Material und Methoden: Zur Reduktion der TSWI wurde im Januar 2006 die Infektionserfassung tiefer sternaler Wundinfektionen etabliert. Anschließend erfolgten eine Risikofaktorenanalyse und eine Kostenberechnung sternaler Wundinfektionen. Nach achtwöchiger Beobachtungsperiode wurde ein Konzept mit folgenden prä-, intra- und postoperativen Hygienemaßnahmen eingeführt. Die wichtigsten Hygienemaßnahmen waren MRSA-Screening, Einsatz von Mupirocin-Nasensalbe, antiseptische Waschungen, Mundspülungen, Haarkürzung mittels Clipping, Schulung aller beteiligten Mitarbeiter, Verbesserung der zeitgerechten perioperativen Antibiotikaprophylaxe, Handschuhwechsel nach Sternotomie und vor Thoraxverschluß, erster Verbandswechsel nach 48 Stunden.

Ergebnisse: Als signifikante unabhängige Risikofaktoren zeigten sich in der multivariablen logistischen Regression Alter über dem Median (M=68 J, OR 2,19; CI95 1,20–4,06), D. mellitus (OR 2,67; CI95 1,35–5,36), und intraoperative Blut-Glucosekonzentration>8mmol/L (OR 2,27; CI95 1,17–4,42). Die präoperative Antibiotikaprophylaxe (OR 0,31; CI95 0,13–0,70) und Extubation am Op-Tag (OR 0,25; CI95 0,11–0,55) hatten einen protektiven Effekt. Die Kosten eines Patienten mit sternaler Wundinfektion betragen bei einem einzigen stationären Aufenthalt 39.544 Euro und liegen damit um 20.286 Euro höher, als bei Patienten ohne Infektion. Eine signifikante Reduktion der sternalen Wundinfektionen von 5,71 auf 1,17 Infektionen/1.000 Patiententage konnte durch die Etablierung verschiedener infektpräventiver Maßnahmen innerhalb von zwölf Monaten erreicht werden.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen teilweise beeinflussbare Risikofaktoren für die Patienten. Die Kostenanalyse und die erfolgreiche Reduktion der Infektionen verdeutlichen die Effizienz der etablierten Hygienemaßnahmen. Wichtige Hygienemaßnahmen waren dabei das Aufnahmescreening und die bakterielle Dekolonisierung der Patienten.