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Wiederherstellung der Sensibilität bei Sitzbeindekubitus durch eine Tensor fasciae latae-Lappenplastik bei querschnittsgelähmten Patienten
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Published: | May 17, 2010 |
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Einleitung: Die Sitzbeinhöcker gelten als Problemzone bei rehabilitierten, im Rollstuhl mobilen querschnittsgelähmten Patienten. Die fehlende Sensibilität führt zum Dekubitus und das Rezidivrisiko ist auch nach erfolgreicher Dekubitusbehandlung groß. Eine gute Behandlungsalternative bei inkomplett querschnittsgelähmten Patienten oder bei Patienten mit einem tiefen Querschnitt bietet die sensible Tensor fasciae latae Lappenplastik (TFL). Ein großer Vorteil dieser Lappenplastik ist die sensible Versorgung, so dass bei Vorliegen einer Paraplegie unterhalb L2, d.h. unterhalb der Wurzel des N.cutaneus femoris lateralis eine Deckung mit geringerer Rezidivgefahr möglich ist.
Material und Methoden: Untersucht wurden die Möglichkeiten der Defektdeckung mit gleichzeitiger Wiederherstellung der Sensibilität im Bereich des Sitzbeines durch eine TFL-Schwenklappenplastik. Die Indikation der Lappenplastik bestand bei inkompletten oder tiefen Querschnitt und bei erhaltener Sensibilität des Dermatoms. In unserer Serie erfolgte simultan zum Lappen-Delay eine mehrzeitige operative Wundkonditionierung. Der Muskel wurde mit einem erweiterten fazio-kutanen Anteil bis an den kranialen Patellarand gehoben.
Ergebnisse: Von den zwischen 1998 und 2008 behandelten Patienten mit Dekubitus zeigten sich lediglich 15 Patienten für eine sensible TFL-Lappenplastik geeignet. Es wurden 15 muskulokutane TFL-Lappenplastiken mit einem erweiterten faszio-kutanen Anteil eingesetzt. Es fand sich im Verlauf nur in einem Fall eine großflächige Nekrose einer Lappenplastik. In drei Fällen waren zusätzliche lokale Lappenplastiken im weiteren Verlauf notwendig. Elf Patienten blieben rezidivfrei und zeigten eine Schutzsensibilität über mehrere Jahre.
Schlussfolgerung: Bei der Behandlung von Dekubitalulzerationen im Bereich der Sitzbeine bei querschnittsgelähmten Patienten bietet die Defektdeckung mit simultaner „Re-Sensibilisierung“ eine gute Alternative zu anderen lokalen Lappenplastiken. Als Vorteil erweist sich dabei die neue Sensibilität im Belastungsbereich. Die mehrzeitige Vorgehensweise erhöht die Sicherheit der Lappenplastik und die derzeitigen DRG-Bedingungen können einen ökonomisch guten Fallwert erzielen.